WM-Finale

Flensburg wird Weltmeister

WM-Finale

Thomas Bleicher
27. Januar 2019, 09:45 Uhr

Torbjørn Bergerud (l.) und Norwegen oder Rasmus Lauge mit Dänemark - wer wird Weltmeister? Foto: Lars Salomonsen

Herning. Insgesamt elf Spieler hat die SG Flensburg-Handewitt zur Weltmeisterschaft in Deutschland und Dänemark geschickt. Jeweils vier für Dänemark und Norwegen sowie drei Schweden. Alle drei Teams gehörten zu den Medaillenkandidaten, dass aber am Ende zwei von ihnen und somit acht Flensburger im Endspiel (Sonntag 17.30 Uhr) stehen, damit haben sie selbst beim Deutschen Meister nicht gerechnet.
Acht Spieler von einem Bundesliga-Verein in einem WM-Finale - das gab es noch nie (siehe Statistik unten). Weltweit gab es das zudem erst einmal: 2013 standen sieben Spanier sowie der Däne Jesper Nøddesbo vom FC Barcelona im WM-Finale. Zwei Jahre vorher in Schweden waren es mit Thomas Mogensen, Lars Christiansen, Lasse Svan, Michael Knudsen, Søren Rasmussen und Lasse Boesen sechs SG-Akteure, aber acht - so viele waren es noch nie.
"Für uns als Verein ist das eine tolle Sache", so Dierk Schmäschke. Der Geschäftsführer der SG Flensburg-Handewitt weiter: "Ich will die Schweden nicht vergessen, die ebenfalls beinahe das Halbfinale erreicht haben. Egal wer am Ende gewinnt, Platz zwei ist auch eine tolles Ding und alle können stolz zurückkommen. Ich hoffe, dass alle Spielen können, auch Magnus Rød und das dann auch alle gesund zurückkommen. Und ganz nebenbei gönne ich Deutschland Rang drei."

Es gibt noch eine Besonderheit daran, dass acht SG-Spieler im Endspiel stehen. Die Flensburger Finalisten könnten eine komplette Mannschaft stellen bzw. alle Positionen besetzen. Es lässt sich also die hypthetische Frage stellen: Könnte der Bundesliga-Meister auch Weltmeister werden?


Linksaußen: Magnus Jøndal (Norwegen)
Rückraum links: Gøran Johannsen (Norwegen)
Kreis: Anders Zachariassen (Dänemark)
Rückraum rechts: Magnus Rød (Norwegen)
Rechtsaußen: Lasse Svan (Dänemark)
Abwehr: Simon Hald (Dänemark)

Lasse Svan könnte in einen besonderen Spieler-Club aufsteigen. Foto: Lars Salomonsen

"Ich freue mich für die Jungs und hoffe, dass sie die Lust auch mit zur SG bringen und das der Erfolg über die Strapazen der WM hinweg täuschen kann", so Holger Glandorf. Der Flensburger war 2007 selber Weltmeister mit Deutschland und besuchte die Halbfinals in Hamburg mit seinem Sohn.
"Acht Spieler im Finale ist natürlich fantastisch. Die SG ist mein Verein in Deutschland und ich freue mich, dass es dort gut läuft und das sie nun so viele Spieler im Finale dabei haben", sagt Lars Krogh Jeppesen im Vorfeld. Der ehemalige SG-Mann, 2004 bester Spieler der Bundesliga und Meister mit Flensburg, ist als TV-Experte bei der WM im Einsatz.
Apropos Einsatz. Gegen Tunesien in der Vorrunde absolvierte SG-Rechtsaußen Lasse Svan sein 200. Länderspiel für Dänemark. Vor ihm haben das nur elf andere seiner Landsleute gemacht. Mit dem WM-Titel würde Svan in einen noch kleineren und vor allem elitäreren Club aufsteigen. Er wäre der erste Däne und weltweit nach den Franzosen Nikola Karabatic, Thierry Omeyer und Daniel Narcisse überhaupt erst der vierte Spieler, der diese Titel gewonnen hat: Weltmeisterschaft, Europameisterschaft, Olympiasieg, Deutsche Meisterschaft und die Champions League.
"Ich hoffe, dass es mit dem WM-Titel klappt. Es ist ein großes Ziel von uns und ich hoffe natürlich auch, dass wir noch einen Spieler auf diese Liste schreiben können", so Svan am Sonnabend beim Abschlusstraining.
"Persönlich würde mir dieser Skalp ganz viel bedeuten - vor allem weil wir so oft dicht dran waren, dadurch wird der Hunger noch größer. Sowohl für mich als auch alle anderen. Und dann auch noch zu Hause, dass würde dem ganzen noch das i-Tüpfelchen aufsetzen."
Damit das klappt, hofft Svan, dass der Gegner im Finale "hoffentlich genau so frustriert" wird wie Frankreich im Halbfinale und sein eigenes Team "genau so effektiv" ist wie gegen die Franzosen. Außerdem müssen wir einen ähnlichen "Überblick und wieder viel Ruhe" haben.
Johnny Jensen, in Flensburg als "Handballgott" bekannt, sieht einen großen Vorteil bei Svan und den Dänen: "Sie haben viel Erfahrung mit solchen Endspielen". Der Norweger glaubt dennoch an seine Landsleute. Die vier norwegischen SG-Spieler Torbjørn Bergerud, Magnus Jøndal, Magnus Rød und Gøran Johannessen waren vor zwei Jahren alle vier bereits dabei (damals noch nicht als SG-Spieler), als Norwegen erstmals in einem WM-Finale stand und Frankreich unterlag. Diesmal wollen sie es besser machen. Doch gleiches gilt für Dänemark. Nach WM-Silber 1967, 2011 und 2013, soll diesmal endlich der goldene Wurf gelingen.
Egal wie es ausgeht: Flensburg wird Weltmeister und SG-Spieler bringen vier Mal Gold und vier Mal Silber von der WM in Deutschland und Dänemark mit an die Förde.

Ruwen Möller
 
 

Die meisten Spieler eines Bundesligisten in einem WM-Finale

2011: SG Flensburg-Handewitt 6 Stück
2007: SC Magdeburg 5
2003: Wallau/Massenheim 5
1974: SC Leipzig (DDR) 6
1970: SC Leipzig (DDR) 7

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