EM 2020

Frau für alle Fälle

EM 2020

Thomas Bleicher
13. Januar 2020, 18:30 Uhr

Die gebürtige Niebüllerin Nane Sibbersen begleitet die deutsche Nationalmannschaft während der gesamten EM als Teamguide. Sie hilft bei praktischen Dingen, koordiniert Ablaufpläne und steht immer für Fragen zur Verfügung. Fotos: Sascha Klahn

Trondheim. »Es macht riesig Spaß, Handballer ticken alle gleich und sind einfach ein toller Schlag Mensch«, so Nane Sibbersen. Die gebürtige Niebüllerin hat derzeit alle Hände voll zu tun, genießt es jedoch in vollen Zügen. Sie ist Teamguide für die deutsche Handball-Nationalmannschaft während der Europameisterschaft in Norwegen, Schweden und Österreich. 

Nebenbei steht zwar eigentlich gerade ihre Masterarbeit an, doch die Verlockung bei der EM in ihrer aktuellen Heimat dabei zu sein, war zu groß. Sibbersen, selber Handball-Torhüterin und in der vergangenen Saison noch für den TSV Nord Harrislee (2. Liga) aktiv, studiert seit August an der Hochschule in Volda in Norwegen. Mit ihrem Job schließt sich somit ihr ganz persönlicher Handball-Kreis. 

»Ich habe mich beim norwegischen Verband, der als Organisator der Vorrunde im eigenen Land tätig ist, beworben und meine bereits bestehenden Kontakte zum DHB haben sicherlich auch nicht geschadet«, erklärt Sibbersen, die als freie Mitarbeiterin an die Kommunikations-Abteilung des DHB angegliedert ist. Bei der Frauen-WM 2017 in Deutschland war sie bereits einmal als Teamguide tätig. Dass sie inzwischen auch gut norwegisch spricht, hat beim Auswahlverfahren sicherlich auch geholfen. »Es ist immer gut, wenn man sich mit den Menschen vor Ort in ihrer Muttersprache unterhalten kann«. Kommunikation steht ganz oben auf der Aufgabenliste von Sibbersen. »Ich bin die Verbindung zwischen den Organisatoren vor Ort und dem Team«, erklärt sie ihre primäre Aufgabe. Beim DHB ist Teammanager Oliver Roggisch ihr hauptsächlicher Ansprechpartner. »Aber auch die Jungs wissen, dass sie mich jederzeit ansprechen können, wenn es Fragen gibt.« Und davon gibt es täglich jede Menge. Es geht dabei um Ablaufpläne, die koordiniert werden wollen und praktische Dinge, die zu klären sind - beispielsweise ob es ein Fahrrad in der Trainingshalle gibt. An den Spieltagen sowie am Montag als es im letzten Vorrunden-Spiel gegen Lettland (nach Redaktionsschluss beendet, Ergebnis und Spielbericht auf www.fl-arena.de) ging, war Sibbersen stets in der Halle. Trotz der Niederlage gegen Spanien traut sie Deutschland weiterhin das Halbfinale zu. »Ansonsten sehe ich dort die üblichen Verdächtigen wie beispielsweise Norwegen oder Spanien.« 

Die 28-Jährige verfolgt allerdings nicht nur die EM aufmerksam, auch die Saison der ehemaligen Teamkolleginnen beim TSV Nord hat sie im Blick. »Ich war rund um die Feiertage in Deutschland und habe zwei Spiele gesehen. Ich habe auch einmal mittrainiert und war bei der Weihnachtsfeier. Die Mädels spielen eine tolle Saison und ich bin bestens informiert«, so Sibbersen, die früher auch beim TSV Owschlag gespielt hat und in der Jugend beim MTV Leck, Frisia Lindholm und der SG Oeversee/Jarplund-Weding (zweifache deutsche Jugendmeisterin) aktiv war. Auch wenn sie in Norwegen die »Ruhe im Vergleich zu Deutschland« und »die Natur« genießt, möchte sie im Sommer nach Deutschland zurückkehren, unbedingt in den Norden, am liebsten nach Flensburg oder Kiel. »Wenn es passt, würde ich dann wieder beim TSV Nord spielen, aber ich habe auch Kontakt zum TSV Altenholz. Die spielen in der Oberliga und haben Ambitionen in Richtung dritte Liga«, erklärt sie und sagt: »Ich halte es ohne Handball nicht mehr aus«. Daher wird sie nach der EM auch in Volda beim ortsansässigen Club in der 1. Division mittrainieren. »Vom Niveau her ist es so wie die 2. Liga in Deutschland. Aber ich will nur trainieren, nicht spielen.« Schließlich gilt es das Studium abzuschließen, denn die EM ist bald zu Ende und damit auch der Job als Teamguide. Sibbersen wird das deutsche Team so lange begleiten, wie es im Turnier ist, ab Sommer möchte sie aber in die richtige Arbeitswelt einsteigen. »Am liebsten im Journalismus oder der Öffentlichkeitsarbeit«, wie sie sagt. Ausgestattet ist sie dann jedenfalls mit einem doppelten Abschluss im Bereich Medien und Kommunikationswissenschaft. Wenn sich eine passende Tätigkeit im Handball auftut - Nane Sibbersen hätte ihren Spaß daran. 

Ruwen Möller