Triathlon

Ausgebucht, voll im Trend und komplett verkehrsfrei

Triathlon

Thomas Bleicher
05. Juli 2019, 11:33 Uhr

Jedes Jahr ein Highlight: der Start beim OstseeMan um 7 Uhr morgens. Archivfoto Sven Geißler

Der OstseeMan in Glücksburg erfreut sich einiger Neuerungen und großer Beliebtheit in vielen Bereichen. Jan Frodeno und Co. sind für die Mitteldistanz in Zukunft als Teilnehmer im Visier. Ein tragischer Unfall überschattete allerdings die Vorbereitungen in diesem Jahr.
 
Flensburg. Ausnahmezustand in Glücksburg. Am 4. August ist es wieder soweit. Ab 7 Uhr morgens läuft die 18. Ausgabe des OstseeMan. Insgesamt 1610 Athleten aus 18 Nationen werden sich dann auf die Strecke begeben, um 226 Kilometer (Langdistanz: 3,8 km Schwimmen, 180 km Rad, 41.195 km Lauf) oder 113 km (Mitteldistanz, 1,9 km Schwimmen, 90 km Rad, 21,1 km Lauf) zu bewältigen.
»Der Start morgens ist wie immer unser erster atmosphärischer Höhepunkt«, sagte Cheforganisator Reinhard Husen am Donnerstag, auf der Pressekonferenz anlässlich der Triathlon-Veranstaltung. Gemeinsam mit seinen Mitstreitern freut er sich darüber, dass es nach einer schweren Zeit wieder aufwärts geht. Konkurrenz-Events in Hamburg (siehe nebenstehender Artikel), aber auch Dänemark und vor allem der eigene Versuch, die Mitteldistanz OstseeMan113 in Damp als Vorbereitungs-Rennen zu etablieren, hatten dem OstseeMan zuletzt zugesetzt. Die Teilnehmerzahlen waren zurückgegangen und finanziell lief es nicht rund für das Event, das laut Husen mit einem Etat von 350.000 bis 400.000 Euro kalkuliert.

»Wir haben den Hamburg-Trend gestoppt«, so Husen stolz und meinte damit die Tatsache, dass im Vorjahr viele Teilnehmer statt in Glücksburg lieber in der Hansestadt an den Start gegangen sind. Bei den Dänen ist die Teilnehmerzahl - einst waren es rund 70 Aktive aus dem nördlichen Nachbarland - mit etwa 25 Startern immer noch klein, doch genau wie die Skandinavier, die viele Mittelstrecken-Events etabliert haben, folgt auch Husen mit seinem Team diesem Trend.
»Für das Trainingspensum einer Langdistanz muss man sich ein Jahr lang bei seiner Familie abmelden. Eine Mitteldistanz ist da überschaubarer und gehört heute zum Angebot dazu«, so Husen, der 570 Einzelstarter über die Mitteldistanz und 335 Langdistanzler erwartet. Rechnet man die Staffeln dazu, ist Glücksburg ausgebucht. Allerdings hat die Erfahrung Husen gelehrt, dass fünf Prozent der angemeldeten Plätze frei bleiben und so selbst noch kurzfristige Nachmeldungen möglich sind.
Eine ganz besondere dieser Art konnte Husen während der Pressekonferenz vermelden. Mit großer Freude verkündete er: »Timm Schramm hatte zunächst abgesagt, wird nun aber doch starten.« Schramm, dreifacher Sieger von 2015 bis 2017, war im letzten Jahr von Christian Altstadt besiegt worden. Dieses Jahr wollte er in Glücksburg pausieren. Zuletzt hatte Altstadt ihn Anfang des Jahres beim Israel-Triathlon erneut bezwungen. Schramm musste dort sogar aussteigen. Doch nun will er den Titelverteidiger doch angreifen.
Der stellte im letzten Jahr in der Zeit von 8:25:50 Stunden eine neue Rekordzeit auf, und zwar auf der alten Strecke. Für dieses Jahr hat ALtstadt erneut Titelambitionen und möchte seine Zeit »noch etwas korrigieren.« Und es scheint möglich, schließlich gibt es eine neue, schnellere Streckenführung. Husen hofft jedenfalls nicht nur auf ein heißes sportliches Duell der beiden Spitzenleute, er baut auch auf eine Siegerzeit von 8:15 Stunden. »Damit wären wir in Deutschland ganz weit vorne.«
Husen verdeutlichte am Donnerstag, dass die neue Strecke, die zum ersten Mal komplett verkehrsfrei ist, nichts mit dem tragischen Unfalltod von Dirk Hansen zu tun hat. Der Flensburger-Triathlet, Dritter des Vorjahres, war bei einer Trainingsfahrt am 20. Juni auf der OstseeMan-Strecke tödlich verunglückt. »Wir hatten die neue Strecke und die Verkehrsregelung bereits vorher geplant«, so Husen, der wie die gesamte Triathlon-Gemeinde nach wie vor bestürzt über den Tod von Hansen ist. »Dirk hätte in diesem Jahr die Startnummer zwei haben sollen, ihm zu Ehren wird diese nun frei bleiben«, so Husen.

Frodeno und Co. im Visier

Bei den Frauen gehören die Vorjahres-Überraschungssiegerin Jenny Schulz und die zweitplatzierte der letzten beiden Jahre, Bianca Grosse, zum Favoritenkreis. Lokalmatadorin Victoria Best, im letzten Jahr Dritte, startet diesmal über die Mitteldistanz. Dort sind auch viele ihrer Vereinskolleginnen aus dem 2. Bundesliga-Team von TriAs Flensburg zu finden.
Husen hat für das kommende Jahr sogar die Hoffnung, einen ganz großen Namen über die 113 km präsentieren zu können. Der Macher des OstseeMan findet, dass das Event im Norden durchaus das Potenzial hat, um als Vorbereitung für die Weltmeisterschaft auf Hawaii zu dienen. Weltstars wie Jan Frodeno, Sebastian Kienle oder auch Patrick Lange nutzen hin und wieder Mittelstrecken-Distanzen als Vorbereitung.
»Wenn bei uns die Temperaturen stimmen, haben wir ein bisschen Hawaii-Feeling. Und im Gegensatz zu den Veranstaltungen in Süddeutschland kann man bei uns auch im offenen Meer schwimmen«, so Husen, der im nächsten Jahr auf die Top zehn Triathleten in Deutschland aktiv zugehen, und ihnen eine Teilnahme in Glücksburg anbieten will. Vorausgesetzt die Finanzen stimmen, schließlich sind Topleute oft nicht unter »30.000 Euro Startgeld zu bekommen«, so Husen. »Doch wer weiß, wenn sie es als Vorbereitung auf Hawaii ansehen, warum nicht«. Auf dem Weg zurm 20-jährigen Jubiläum im Jahr 2021 wäre das der nächste Schritt, um den OstseeMan wie in diesem Jahr wieder ein Stück voranzutreiben.


Ruwen Möller