Eisstockschießen ohne Eis

Sportartencheck

Thomas Bleicher
16. Februar 2017, 09:20 Uhr

Tino (10), Kjeld (10) und Linus (8) (von links) trainieren jeden Freitag beim SV Adelby und würden sich über Verstärkung freuen. (Fotos: Tim Riediger)

Flensburg. »Hier oben sind wir eher Exoten, aber in Bayern zum Beispiel ist Eisstockschießen ein Volkssport«, sagt Heiko Kaletta. Er ist Spartenleiter, Trainer und Spieler beim SV Adelby und das mit Herz und Seele. Jeden Freitag treffen sich die Sportler zum Training und feilen an ihrer Technik. Auch fünf Kinder zwischen acht und elf Jahren sind dabei und werden von Uschi Kaletta trainert. »Meine Frau macht das richtig toll und die Kinder kommen immer wieder gerne zum Training. Das ist auch eins unserer Ziele. Wir wollen den Kinder- und Jugendbereich bekannter machen und vergrößern«, sagt Kaletta.

Alternative gefunden

Selbst ist der Flensburger eher zufällig zum Eisstockschießen gekommen, wie er erzählt: »Ich habe viele Jahre beim SV Adelby Fußball gespielt, musste aber irgendwann aufhören. Dann habe ich geguckt, was man noch so im Verein machen kann und bin auf das Eisstockschießen gestoßen. Ich dachte am Anfang, man braucht Schlittschuh, aber das war wohl falsch«, lacht er. Schlittern sollte man hier eher nicht. Ein fester Stand ist eher von Vorteil. Eisstockschießen hat eine gewisse Ähnlichkeit mit Curling, wird in Flensburg aber ausschließlich auf Asphalt gespielt. Das Stockschießen ist ein alter Volkssport, der in der modernen Form als Freizeit- oder auch Leistungssport ganzjährig gespielt wird. Es gibt den Mannschafts-, Weiten- und Zielwettbewerb. Das Eisstockschießen ein Sport mit vielen Facetten ist, steht für den 42-jährigen fest. Aber nicht alle sehen das so: »Manchmal muss ich sogar bei uns im Verein kämpfen, damit unsere Sparte ernst genommen wird. Aber die, die das Eisstockschießen mal probiert haben, sind auch schnell mit mir einig«, sagt Kaletta.

Urlaubsimport

Heiko und Uschi Kaletta. (Foto: Tim Riediger)

In Flensburg betreibt man den Sport seit 1984, wie der Fahrwegpfleger berichtet: »Die Flensburger Familie Scheibner hat das Eistockschießen im Urlaub in Österreich kennengelernt. Sie waren so begeistert, dass sie eine Sparte gründeten. Bis 2010 standen sie an deren Spitze. 2011 habe ich dann übernommen. Nach einem Jahr als Eisstockschütze war ich so fasziniert, dass ich die Sparte beim SV Adelby übernommen habe.« 

Und seitdem geht es für den passionierten Sportler aufwärts. Das Stockschießen hatte ihn so fasziniert, dass er viermal pro Woche trainierte. »Man ist die ganze Zeit an der frischen Luft und mit Freunden zusammen. Mich hat dazu noch der Ehrgeiz gepackt. Ich wollte einfach immer besser werden«, erklärt Kaletta, warum er so für den Sport brennt. Der Höhepunkt seiner erst kurzen Karriere war die Teilnahme an der Deutschen Meisterschaft im Weitschießen, die im Januar stattfand. 
»Wir spielen im Jahr etwa 12 Turniere. Hinzu kommen dann noch die Wettkämpfe, wie das Weitschießen. Die Deutsche Meisterschaft war dieses Jahr im bayerischen Altrandsberg«, erläutert der Flensburger und führt weiter aus: »Ich war schon glücklich über die Einladung und hätte nie gedacht, dass ich eine Medaille gewinnen könnte. Mit 50 Metern habe ich dann aber Bronze gewonnen. Darauf bin ich sehr stolz. Mindestens genau so schön ist, dass ich vom Nationaltrainer zu einem Schulungslehrgang eingeladen wurde.«

Verstärkung gesucht

Aber nicht nur die eigene Leistung ist für Kaletta wichtig: »Es wäre sehr traurig, wenn das Eisstockschießen aus Flensburg verschwinden würde. Deswegen versuchen wir über Mundpropaganda Mutige zum Mitmachen zu überreden. Dabei ist es egal, ob man jung oder alt, dick oder dünn, Frau oder Mann ist. Oft sind die Frauen sogar besser, weil Männer immer alles mit Kraft machen müssen. Die Frauen haben da immer mehr Gefühl,« schmunzelt der 42jährige und erwähnt das Engagement im Nachwuchsbereich: »In der Grundschule in Adelby bieten wir seit kurzem eine AG an, die gut angenommen wird, das freut uns zu sehen.« 

Und wer sich fragt, was man beim Mannschaftsstockschießen machen muss, bekommt von Heiko Kaletta folgende Erklärung: »Auf einer 30 Meter langen Bahn gibt es ein Start- und ein Zielfeld. Im Zielfeld liegt ein Puk. Wer mit seinen Stöcken am nächsten am Puck liegt, bekommt die Punkte. Mit viel Taktik, Geschick, Kraft, aber auch Gefühl versuchen in der Regel zwei oder vier Spieler ihre Stöcke besser zu legen als der Gegner. Schwerer ist es nicht, aber eben anspruchsvoll.« Und wer ihm nicht glaubt, darf sich jeden Freitag in Adelby eines Besseren belehren lassen, mit Gleichgesinnten, an der Luft, bei Wind und Wetter. 

Der Sportarten-Check

Es muss nicht immer Fußball sein Sport bewegt. Den Körper, die Menschen, und das auf unterschiedlichste Art und Weise. Deutschland ist zwar Fußball-Land und Norddeutschland fest in den Händen des Handballsports, aber auch hier in der Region gibt es weit mehr als das. Der Norden ist in Bewegung. Zu Wasser, an Land oder in der Luft und präsentiert Spartensport auf Spitzenniveau. Jeden Donnerstag schreiben wir über eine andere Sportart, die von Menschen hier in der Region betrieben wird und berichten, was die Sportler an ihrem Sport begeistert und warum man ihn vielleicht selbst einmal ausprobieren sollte. Ihr wollt eure Sportart vorstellen? Dann schreibt uns eine Mail an: sport@fla.de 

Dansk resume

I Flensborg kan man spille isstok i SV Adelby. Afdelingen er lille, men familien Kaletta kæmper for sin yndlingssport. Heiko Kaletta begyndte med sporten i 2010 og havde sit foreløbige højdepunkt i 2017, da han vandt bronze i langskydning med 50 meter. Isstok kom til Flensborg som ferieimport i 1984 og er siden da en del af idrætslandskabet ved fjorden. Og hvis det står til Heiko Kaletta, må det gerne blive sådan. - Vi har et samarbejde med grundskolen i Adelby. Børnene, som deltager, er glade for sporten. Jeg er sikker på, at også voksne ville have det sjovt, hvis de tør at dukke op til træning, siger Heiko Kaletta.


Grit Jurack