Haarige Zeiten für Flensburg

Handball

31. Oktober 2016, 18:20 Uhr

SG-Kapitän Tobias Karlsson ist zum ersten Mal seit seiner Hochzeit komplett bartfrei.

Flensburg. »Ich fühle mich irgendwie ziemlich nackt«, sagte der Kapitän der SG Flensburg-Handewitt Tobias Karlsson am Sonntagnachmittag nach dem Spiel gegen Frisch Auf Göppingen. Der Abwehr-Chef des Tabellenführers stand in der SG-Kabine in der Flens-Arena und rieb sich über sein Gesicht. Die Barbiere vom Friseusalon Istanbul aus der Neustadt hatten ganze Arbeit geleistet und den Handballer mit frischgeschliffener Rasierklinge von seinem Vollbart befreit. Der Grund: Tobias Karlsson macht, genau wie elf seiner Mannschaftskollegen, beim diesjährigen Movember mit. Eine Aktion, bei der sich weltweit Männer für einen Monat einen Schnurrbart stehen lassen, um auf Männergesundheit aufmerksam zu machen und Spenden zu sammeln. Vorraussetzung hierfür ist, pünktlich am 1. November glattrasiert zu starten. Anschließend darf der Oberlippe bis zum 30. November kein Rasierer zu nahe kommen. Als die Barbiere mit Karlsson fertig waren, wurde noch etwas After-Shave aufgetragen, dann nahm Team-Kollege Kentin Mahé auf seinem Stuhl platz und ließ die gleiche Prozedur über sich ergehen. Einige der Spieler wie Anders Eggert und Thomas Mogensen haben bereits in den Vorjahren bei der Aktion mitgemacht und sind auch dieses Jahr wieder mit dabei. Als geschlossenes Team an den Start zu gehen, ist allerdings eine Premiere für die SG. Ganz geheuer war einigen der Spieler die Aktion nicht, viele von ihnen sind überzeugte Vollbartträger. »Das letzte Mal, dass ich mich komplett glatt rasiert habe, war 2010 bei meiner Hochzeit und seit einem Jahr trage ich jetzt einen kompletten Vollbart. Meine Tochter hat mich noch nie wirklich ohne Bart gesehen. Mal schauen, wie sie reagiert. Es wird spannend«, lachte der Kapitän.

Männergesundheit

Bis Ende November darf nur der Schnurrbart stehen bleiben.

Dass die Movember-Aktion trotz all des Spaßes, der damit verbunden ist, eine durchaus ernstzunehmende Aktion ist, stellt Tobias Karlsson direkt klar: »Bei meinem Vater wurde letztes Jahr Prostatakrebs diagnostiziert. Es gab schon mehrere Fälle in meiner Familie. Ich nehme die Sache daher sehr ernst und möchte möglichst viele Menschen mit der Aktion erreichen«, sagte er Schwede. Neben des Sammelns von Spenden, die unter anderem für die Krebsforschung genutzt werden, ist der Movember besonders dafür da, das Augenmerk auf Männergesundheit zu richten. Männer haben nach wie vor eine sechs Jahre geringere Lebenserwartung als Frauen. Das liegt meist nicht daran, das Männer stärker von Krankheiten betroffen sind als Frauen, sondern, dass sie seltener zum Arzt gehen, Vorsorgeuntersuchungen nicht ernst genug nehmen und physische genau wie psychische Krankheiten so oft zu spät erkannt werden. »Es ist eigentlich so einfach etwas zu machen, aber nur wenige tun es«, betonte Karlsson. Bis 2030 wollen die Movember-Organisatoren die Anzahl der Männer, die vorzeitig sterben, um 25 Prozent reduzieren.

Spenden sammeln

Bisher wurden von den Teilnnehmern schon mehr als fünf Millionen Euro an Spenden gesammelt, die in weltweite Aufklärungs- und Forschungsprojekte investiert wurden.. Jeder Mo-Bro, wie Schnurrbartträger während des Movembers genant werden, und jede Mo-Sista (Ja, auch Frauen können die Aktion unterstützen!) ist dazu aufgerufen, Spenden über das Internet zu sammeln. »Es werden sich sicherlich Möglichkeiten finden, um Spenden zusammenzubekommen, besonders über die sozialen Netzwerke«, sagt Karlsson.

Team SG

Ivan Horvat war die Rasur mit der scharfen Rasierklinge der Barbiere anscheinend nicht ganz geheuer.

Wer die SG-Spieler bei ihrer Aktion unterstützen oder selber zum Rasierpinsel greifen und sich engagieren möchte, kann dies am besten online tun. Auf der Seite des Movember-Teams der SG Flensburg-Handewitt unter http://moteam.co/sg-flensburg-handewitt, kann man entweder Spenden an die einzelnen Spieler oder die gesamte Mannschaft geben, oder selbst dem Team beitreten und Spenden sammeln. 

Fakten über Bärte

• Der durchschnittliche Schnäuzer saugt etwa einen halben Liter Bier pro Jahr auf. 

• Pogonophilie bezeichnet die Liebe zu Bärten und bärtigen Menschen, Pogonophobie bezeichnet die Angst vor Bärten. Die Wissenschaft an Bärten nennt sich Pogonologie. 
• Im Mittelalter konnte das Berühren des Bartes eines anderen Mannes ein Duell auslösen. 
• Ein Mann verbringt in seinem Leben durchschnittlich 3350 Stunden mit der Rasur. 
• Der längste Bart, der je gemessen wurde, war über fünf Meter lang und stammt aus dem Jahr 1927. Der aktuelle Rekord liegt bei 2,50 Metern. 
• Der längste weibliche Bart maß 30 Zentimeter. 
• Ein Bart wächst im Durchschnitt 14 Zentimeter pro Jahr. 
• Entgegen der Behauptung wächst ein Bart nicht schneller, wenn man sich öfter rasiert.
• Wenn König Otto der Große etwas Ernsthaftes beteuerte, schwor er grundsätzlich bei seinem Bart. 

Was bitteschön ist Movember?

• Movember ist eine 2003 in Australien gegründete Bewegung, die es sich zur Aufgabe gesetzt hat, über Männergesundheit aufzuklären und hierfür Spenden zu sammeln.

• »Movember« setzt sich zusammen aus »Mo«, der Abkürzung für »Moustache« (engl. für Schnurrbart) und November. 
• Über fünf Millionen Menschen in 21 Ländern nehmen mittlerweile an der Movember-Bewegung teil. 
• Mitmachen können sowohl Männer (sogenannte Mo-Bros) als auch Frauen (Mo-Stistas). 
• Bisher wurden über 500 Millionen Euro gesammelt und davon mehr als 1000 Projekte finanziert.

Lennart Adam
la@fla.de