WM 2019

UPDATE: Kopflos in die Hauptrunde

WM 2019

Thomas Bleicher
18. Januar 2019, 15:20 Uhr

Jim Gottfridsson fällt verletzt aus. (Foto: Fredrik Sandberg/TT/Ritzau Scanpix)

Flensburg/Kopenhagen/Herning. Jim Gottfridsson kam auf Krücken ins Café Aroma direkt neben dem Teamhotel Scandic in Herning. Er war barfuß in seinen blau-weiße Adilleten, hatte den Nationalmannschafts-Trainingsanzug an und eine graue Wintermütze auf dem Kopf. Der Spielmacher der schwedischen Nationalmannschaft wirkte gefasst, als er es sich auf einem Stuhl bequem gemacht hatte und den zahlreichen Pressevertretern Rede und Antwort zu stehen.

»Es geht mir eigentlich ganz gut heute«, so Gottfridsson gegenüber unserer Zeitung zu Beginn der Presserunde. Als ihm Teamkollege Mikael Appelgren einen Cortado brachte und die Szenerie mit seinem Smartphone festhielt, wusste Gottfridsson noch nicht, welches Ergebnis die MRT-Untersuchung am Vormittag ergeben hatte. »Ich habe zwei Freunde, einer davon ist mein SG-Kollege Holger Glandorf die mir berichtet haben, wie es ist, wenn die Achillessehne reist. Wie ein Messerstich soll es sich anfühlen und es knallt. Und genau so war es bei mir«, beschrieb Gottfridsson die 45. Spielminute aus der Partie gegen Ungarn am Donnerstagabend (33:30) als er sich ohne Fremdeinwirkung verletzte. 

»Niemand stand hinter mir, und für mich fühlte es sich wie ein Achillessehnenriss an.« Ein solcher war es aber nicht, so viel wusste Gottfridsson schon, als er mit dem Team aus Kopenhagen in Herning angekommen war. Und wenig später wurde er quasi live und vor der versammelten Pressemannschaft von Teamarzt Ola Svejme genauer informiert. »Es ist ein leichter Muskelfaserriss in der rechten Wade«, so der Mediziner, der keine Prognose darüber abgeben wollte, wie lange Gottfridsson damit ausfällt. »Das lässt sich zum jetzigen Zeitpunkt nicht sagen. Wir müssen nun schauen wie er auf die Behandlung anspringt und dann von Tag zu Tag schauen. Ich will und werde ihn aber noch nicht komplett für den Rest der WM abschreiben.« Gottfridsson selber meinte: »Ich bin immer optimistisch und hoffe immer auf Wunder, aber es sieht erstmal nicht gut aus. Außerdem respektiere ich meinen Arbeitgeber und würde kein Risiko eingehen. Ich verdanke der SG viel zu viel, sie haben mir immer Vertrauen gegeben und ich will keine schlimmere Verletzung riskieren und meinem Verein womöglich fünf Monate fehlen.« Zudem sagte der MVP der letzten EM: »Natürlich hoffe ich auf ein Spiel am 27ten (Finaltag/Red.) für uns, aber selbst dann würde ich kein Risiko eingehen. Ich könnte nicht nach Flensburg zurückkehren und Maik (Machulla, SG-Trainer/Red.) in die Augen schauen.« Der findet die Reaktion seines Spielers große Klasse und sagte: »Es tut mir und der gesamten SG natürlich leid für Jim, aber wir sind erstmal froh, dass es keine schwerwiegende Verletzung ist. Die Kommunikation mit dem schwedischen Verband klappt gut und wir sind über alle Schritt informiert.« Wie die nun aussehen war am Freitag noch unklar. Gottfridsson möchte am Sonnabend (18 Uhr) auf jeden Fall die Partie gegen Tunesien in der Halle schauen. Was danach passiert weiß er noch nicht. Klar ist aber: Ohne Gottfridsson geht Schweden kopflos in die Hauptrunde. Er ist Motor und Gehirn der Skandinavier zugleich.


Ruwen Möller