Handball
UPDATE: Kokain, Dopingsperre und ADHS - Ex-SG-Keeper am Boden
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Am 11. Mai berichtete »Sportbladet«, die Internetseite der schwedischen Zeitung »Aftonbladet« von einem Dopingskandal im schwedischen Handball. Später kam heraus, dass von Dan Beutler die Rede ist. Der Torwart, damals für Malmö aktiv, musste nach einem Playoff-Spiel (Viertelfinale, Ende März) um die Meisterschaft zur Dopingkontrolle. Er wurde positiv auf Kokain getestet.
Jetzt ist er für 15 Monate vom Handball gesperrt worden und hat sich in einem Interview mit dem »Aftonbladet« erklärt. Dabei kamen gleich mehrere Aspekte zum Vorschein. Zum einen seine Sperre, die sogar zur Folge hat, dass er nicht mal mehr die Jugendmannschaft seiner Tochter trainieren darf.
Drogenkonsum
Zum zweiten erzählt Beutler, dass bei ihm unmittelbar nach dem Dopingtest eine spezielle Form von ADHS (Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung) diagnostiziert wurde. Der 41-Jährige hat sowohl Probleme mit Aufmerksamkeit als auch mit Überaktivität und Impulsivität. Dies führte laut seiner Aussage zum Kokainmissbrauch. Beutler berichtet in dem Interview davon, wie er seiner Frau Nina nach dem Dopingtest seinen Drogenkonsum beichtete. »Ich nahm es heimlich in der Garage, wenn ich mit dem Hund Gassi ging und die Kinder bereits im Bett waren«, so Beutler gegenüber dem »Aftonbladet«. Weiter sagte er: »Ich hatte stets Schwierigkeiten in den Abendstunden. Tagsüber ging es gut, aber am Abend war ich extrem geschafft von den Eindrücken des Tages. Ich hatte kaum Lust, mich mit meiner Frau zu unterhalten.« Vor einigen Jahren gingen die Beutlers zur Paartherapie. Dort wurde angedeutet, dass Dan Beutler Züge von ADHS zeige. Er wurde sauer, wollte es nicht wahrhaben, brach die Therapie ab. Ein Fehler, wie so manches, wie er rückblickend erkannt hat. So erzählt der dreifache Familienvater, dass es immer Leute gab, die ihm geholfen haben, wenn er mal wieder etwas verbockt hatte. »Ich musste nie die Konsequenzen für mein Handeln tragen«, so Beutler, der ein Beispiel aus seiner Zeit in Flensburg erwähnte. Damals hatte er über 100 Strafzettel für Falschparken und andere Verkehrsdelikte angesammelt. »Die Verantwortlichen im Verein haben das Problem für mich gelöst«, so Beutler, der einerseits all den Menschen, die ihm geholfen haben, dankbar ist, andererseits weiß er inzwischen, dass er sich so stets vor seinen Problemen verstecken konnte. Ernsthafte Konsequenzen gab es erst 2014, als er als Kristianstad-Keeper ohne Wissen des Vereins einen Vertrag im Iran unterzeichnete. Hier sollte er lediglich für eine Woche bei einem Verein aushelfen. Geldnot drängte ihn damals dazu. Die Folge: in Schweden wurde er entlassen. Ähnlich erging es ihm in diesem Sommer. Er hatte beim dänischen Vizemeister und Champions League-Teilnehmer GOG unterschrieben. Sein Vertrag wurde jedoch aufgelöst, nachdem seine Kokain-Affäre bekannt wurde. Jetzt entschuldigte sich Beutler bei den Dänen. Er bedankte sich bei seiner Familie, dass sie stets zu ihm hält und sagte, dass er »nicht um Vergebung« bitte. »Ich erzähle meiner Geschichte um die Scham loszuwerden. Außerdem möchte ich anderen Menschen in einer ähnlichen Situation helfen«, so Beutler, der aktuell an einem Buch arbeitet. Zum Schluss des Interviews sagt er auch: »Ich möchte noch einmal zurückkehren, noch einmal Handball spielen. Das ist mein Traum, das hier soll nicht das Ende gewesen sein.«
FAKTEN ADHS
Die Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung (ADHS) gehört zur Gruppe der Verhaltens- und emotionalen Störungen mit Beginn in der Kindheit und Jugend. Sie äußert sich durch Probleme mit Aufmerksamkeit, Impulsivität und Selbstregulation; manchmal kommt zusätzlich starke körperliche Unruhe (Hyperaktivität) hinzu. Die Störung wurde früher als reines Verhaltensproblem gesehen, während sie heute zunehmend als komplexe Entwicklungsverzögerung des Selbstmanagement-Systems im Gehirn verstanden wird. ADHS kann dabei auch als ein Extremverhalten aufgefasst werden, das einen fließenden Übergang zur Normalität zeigt. Die Auffälligkeiten müssen für das Alter sehr stark ausgeprägt und in den meisten Situationen beständig seit der Kindheit vorhanden sein. Symptome alleine haben jedoch keinen Krankheitswert: Erst wenn diese zusätzlich mehrere Lebensbereiche deutlich beeinträchtigen oder zu erkennbarem Leiden führen, ist eine ADHS-Diagnose gerechtfertigt.