Handball EM

Mit der Gegenwart gegen die Zukunft

Handball EM

19. Januar 2020, 19:10 Uhr

Mattias Andersson (l.) ist aktuell Torwarttrainer von Österreichs Nationalmannschaft. Nach der EM wechselt der ehemalige Flensburger Keeper zum DHB. Foto: Sascha Klahn

Wien. Natürlich ist es kein Spiel wie jedes andere, natürlich wird Mattias Andersson am Montag (20.30 Uhr) kurz darüber nachdenken, welche Besonderheit das Spiel für ihn persönlich hat. »Das wird etwas komisch, aber wenn das Match los geht, dann ist das vergessen«, kündigt der 41-Jährige an. 

Der Schwede ist Torwarttrainer bei den österreichischen Handballern, die bei der Europameisterschaft im eigenen Land auf Deutschland treffen. Für den Co-Gastgeber ist das Duell in der Hauptrunde vielleicht das wichtigste Spiel während des Turniers, denn sie wollen mit einem Erfolg über den großen Bruder Werbung für ihre Sportart machen. Für Andersson ist es ein Aufeinandertreffen der Gegenwart mit der Zukunft. Der langjährige Keeper der Flensburger, der zwischen 2011 und 2018 für die SG Parade an Parade reihte, ist seit Sommer 2018 Trainer der österreichischen Torhüter, beendet seinen Dienst in der Alpenrepublik aber am Ende der EM, um anschließend leitender Torwarttrainer beim Deutschen Handballbund (DHB) zu werden. 

Vorher geht es aber für ihn und die Österreicher darum, Deutschland zu schlagen. Mit einem Sieg in der Wiener Stadthalle bliebe zudem der Traum am Leben, sich eines von zwei zu vergebenen Tickets für ein Olympia-Qualifikationsturnier zu sichern, die im April ausgetragen werden. Andersson wäre dann schon nicht mehr dabei, aber das ändert nichts an seiner Motivation, dieses große Ziel zu erreichen. Er wird seinen Teil beitragen und die Torhüter der Österreicher auf den nächsten Kontrahenten vorbereiten. Dabei hilft ihm natürlich, dass er gegen viele deutsche Nationalspieler noch selbst gespielt hat – und außerdem als Torwarttrainer beim THW Kiel ständig mit ihnen konfrontiert ist. 

Thomas Bauer und Thomas Eichberger, die das Keeper-Duo der Österreicher bilden, werden die Hinweise von Andersson aufsaugen. Bislang hat die Zusammenarbeit bei der EM in jedem Fall Früchte getragen. Vor allem Eichberger spielte stark auf und wurde vom Boulevard zum »Paradeberger« umgetauft. 
»Man spürt hier schon die Euphorie, die wir mit guten Leistungen in der Vorrunde ausgelöst haben«, sagt Andersson. In der Hauptrunde gab es bislang gegen Kroatien (23:27) und Spanien (26:30) Niederlagen, aber die Leistungen der Mannschaft und der Keeper waren gegen die Favoriten dennoch gut. Andersson baut darauf, dass sich die Österreicher gegen die Deutschen noch einmal steigern können, um vor ausverkaufter Halle eine Überraschung zu schaffen. 

»Wir werden es versuchen und wollen die tolle Stimmung in der Halle genießen«, sagt der Schwede. »Wir dürfen uns nicht so viele Fehler wie gegen Spanien in der zweiten Halbzeit erlauben«, forderte er gleichzeitig. Den Ehrgeiz, der den Torhüter in seiner aktiven Laufbahn auszeichnete, hat er nicht verloren. »Wir werden regenerieren, wollen aus den Fehlern lernen und versuchen, es gegen Deutschland besser zu machen«, kündigte Andersson an. Dabei kommt es für ihn in erster Linie darauf an, die Keeper auf den Gegner einzustellen. »Dazu noch ein bisschen Abwehr«, berichtete er. Mit dem Angriffsspiel hat er wenig zu tun, auch wenn er gerade gegen Deutschland wichtige Tipps geben könnte. Das bleibt jedoch die Aufgabe des Cheftrainer Ales Pajovic. Die Rollen sind klar verteilt, die Zusammenarbeit funktioniert. Andersson ist froh, dass seine Arbeit für den österreichischen Verband Früchte trägt. Das soll gegen die Deutschen für einen Sieg sorgen. Erst ab Februar wird er anschließend versuchen, die Keeper der DHB-Auswahl besser zu machen.

Michael Wilkening