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Sportartencheck: Kanupolo

10. März 2017, 09:25 Uhr

Im Kampf eins gegen eins kommt es oft zu intensiven Duellen. (Foto: Lars Salomonsen)

Flensburg. Den Flensborg Roklub gibt es seit über 80 Jahren. Viele Ruder-Enthusiasten der dänischen Minderheit treffen sich seit Jahrzehnten zu gemeinsamen Ausfahrten und dem obligatorischen Heißgetränk im Anschluß.

Seit 2000 gibt es Kanupolo im Verein, was eher einem Zufall geschuldet ist. Der erste Vorsitzende Nano Goosmann weiß zu berichten: "Björn Drube, unser zweiter Vorsitzender, saß in einem Kanusport-Ausschuß in Dänemark. Während einer Untersuchung haben sie herausgefunden, dass Kanupolo in Deutschland sehr populär ist. Björn fand den Sport auch spannend. Seit dem gibt es die Abteilung bei uns im Verein."
Besonders viele junge Flensburger der dänische Minderheiten sind seit 2000 mit dem Kanupolo in Berührung gekommen. "Wir haben ein gutes Netzwerk. Viele unserer Mitglieder sind oder waren Duborg-Elever. Durch Mund-zu-Mund-Propaganda kommen auch immer wieder Interessierte vorbei und probieren den Sport aus. Beim Fußball oder Handball ist es ja oft so, dass viele Sportler schnell wieder aufhören oder die Sportart wechseln. Bei uns bleiben die meisten aber dabei."

Neuer alter Vorstizender

Undichte Wände in Hamburg sind daran Schuld, dass Nano Goosmann noch dabei, sprich im Klub ist. "Eigentlich wollte ich nur zwei Jahre Vorsitzender sein und dann nach Hamburg zum Studieren gehen. Dort war ich auch kurz, aber die Uni war so alt, es hat von der Decke getropft und wir waren immer mindesten 200 Leute zu einer Vorlesung. Jetzt studiere ich in Sønderborg und bin damit überglücklich. Da ist alles neu, klein und fein", sagt der gebürtige Hamburger, der international economics studiert. Er hat noch große Pläne mit dem Verein, nicht nur als Vereinsvorsitzender, sondern auch als Trainer und Spieler im Kanu: "Letzte Saison waren wir eigentlich sehr erfolgreich. Unsere zweite Mannschaft hat den Aufstieg in die zweite Division geschafft und die erste Mannschaft spielt weiterhin in der besten Spielklasse Dänemarks. Darüber sind wir mehr als glücklich." Die Ziele für die kommende Saison stehen für Goosmann auch schon fest: "Wir wollen mit der Zweiten in die erste Division aufsteigen und mit der Ersten mindestens sechster werden, um nicht in die Abstiegsspiele zu rutschen."
Um all die Ziele zu erreichen, trainieren die Mannschaften trotz der niedrigen Temperaturen bereits mehrmals die Woche Kraft und Ausdauer auf der Förde. 

Nachswuchstraining

Aber auch für Anfänger und Nachwuchs bleibt genügend Zeit. Im Winter bietet der Verein Schnupper-Trainingseinheiten im Campusbad an. Alle 14 Tage trainieren die Kanupolo-Spieler gemeinsam in der Schwimmhalle in Bov. In der Sommersaison kann jeder beim Junioren-Training am Roklub vorbeikommen und ausprobieren. In den kommenden Jahren versucht der Verein eine Juniorenmannschaft (14-18 Jahre) und eine Frauenmannschaft zu stellen.
"Wir reden dänisch im Verein, das ist vielleicht ein Unterschied zu vielen anderen Klubs in Flensburg, aber für die meisten ist das kein Problem. Einige Polospieler haben durch uns sogar einen Dänisch-Kurs an der Bibliothek gemacht. Natürlich könnten wir ein paar mehr Mitglieder haben, wenn wir deutsch reden würden, aber das war für uns noch nie ein Thema", erklärt Goosmann.

Kanupolo an der Hafenspitze

Um auf den Flensborg Roklub und das Kanupolo aufmerksam zu machen, veranstaltete der Verein letzten Sommer die Endrunde um die Dänischen Meisterschaft an der Hafenspitze in Flensburg. "Das war ein Riesenerlebnis. Viele Zuschauer kamen vorbei und haben uns unterstützt. Trotz eines großen organisatorischen Aufwands wären wir nicht abgeneigt, so ein Event noch einmal zu veranstalten", erklärt der 22-jährige.
Goosmann verbringt als Vorsitzender, Spieler der Ersten und Trainer der Zweiten viel Zeit mit seiner Lieblingssportart. Warum kann er aber ganz einfach erklären: "Jedes Mal, wenn ich in unser Klubhaus gehe, sehe ich unsere gewonnenen Pokale. Das ist Antrieb genug, wieder aufs Wasser zu gehen, egal wie das Wetter ist. Ich freue mich auch, wenn ich meinen Sportlern zeigen kann, wie man sich verbessert und ebenfalls Medaillen gewinnt. Generell macht mir Teamsport Riesenspaß. Man ist nur so stark wie das schlechteste Glied, will sich intern immer verbessern, dann aber gemeinsam den Gegner besiegen."
Ende März startet die Saison für die Kanupolo-Spieler mit einem internationalen Turnier in Holland. Bis dahin heißt es weiter Paddelpfötchen an, Kilometer reißen und Gewichte stemmen, damit ein paar mehr Pokale und Medaillen im Klubhaus zu bewundern sind.

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