Rhythmus im Blut

Sportartencheck: Rock'n Roll

15. Dezember 2016, 13:56 Uhr

Die Flensburger Showgruppe »B a Lady« trainiert wöchentlich zwei Mal in der Marinenschule. (Fotos: Tim Riediger)

Flensburg. »Mein Opa hat immer gesagt, das ist doch nur Gehopse, aber Rock'n Roll ist einfach viel mehr«, schwärmt Vanessa Koschwitz von ihrer Leidenschaft. Immer montags und donnerstags trifft sie sich mit ihrer Showgruppe »B a Lady« in der Marineschule in Flensburg und trainiert neue Schritte und Formationen.


Auch dieses Jahr waren die Ladies erfolgreich. Fast wie jedes Jahr nahmen sie nach dem Gewinn der Norddeutschen Meisterschaft an den Deutschen Meisterschaften teil, bei der sie als Viertplatzierte knapp das Treppchen verfehlten. Die Tänzerinnen waren aber trotzdem zufrieden.

Früh übt sich

Bis man aber an nationalen oder gar internationalen Wettkämpfen teilnehmen kann, fließt viel Schweiß und sind viele Schuhe aufgetanzt, wie die 21-Jährige berichtet: »Man braucht sehr viel Taktgefühl und muss eigentlich früh mit dem Tanzen anfangen. Ich selbst habe mit sechs Jahren in der Kindergruppe bei der Tanzschule »Tangothek« in Engelsby angefangen. 2003 bin ich zu den RRC Flying Saucers Flensburg gewechselt und tanze seitdem Rock´n Roll.
Den RRC Flying Saucers Flensburg gibt es seit 1979. Gegründet unter dem Namen »RRC Flensburg der Tanzschule Neben« folgte die Namensänderung 1981. Durch den gleichzeitig stattgefundenen Beitritt zum DVRRJ (Deutscher Verband für Rock 'n Roll- und Jazztanz) wurde die Voraussetzung geschaffen, an offiziellen Turnieren und Meisterschaften teilnehmen zu können. Seitdem hat der Verein 33 deutsche Meistertitel, zwei Europameister- und einen Weltmeistertitel gewonnen und ist im Rock´n Roll-Norden das Maß aller Dinge.

Highlight Weltmeisterschaft

Erfolgreiche Trainer bilden die jungen Tänzer entweder in Clubmannschaften, Formations- oder Einzelpaartanz aus. Cheftrainer ist Peter Carstensen, der selbst als Tänzer erfolgreich an deutschen Meisterschaften und Weltmeisterschaften teilgenommen hat. Er leitet unter anderem die Ladiesformation der »Rocking Angels«, bei der auch Vanessa Koschwitz bis 2014 mittanzte. Dabei erlebte sie einen der Höhepunkte ihrer Tänzerlaufbahn: »2010 habe ich mit unserer Formation schon das dritte Mal bei einer Weltmeisterschaft teilgenommen. Wir sind damals in Karlsruhe 13. geworden und hatten damit knapp das Halbfinale verpasst. Aber das Highlight für mich war die WM 2014 hier in Flensburg. Zu Hause eine WM zu tanzen ist toll. Es war einfach eine gelungene Veranstaltung.«
In ihrer jetzigen Formation »B a Lady« tanzen gleichzeitig 12 Frauen die selbe Choreografie. Das ist aber nicht immer so. Je nach Klasse und Disziplin tanzen entweder ein Paar oder in der Formation zwischen vier und 16 Tänzer.

Männlicher Nachwuchs

Vor allem junge Männer sind dabei heiß begehrt. »Leider finden viele kleine Jungs tanzen uncool. Wenn man aber die Männer sieht, die Rock´n Roll tanzen, ist das alles andere als uncool. Die Regeln wurden zwar irgendwann dazu geändert, dass es reine Damenformationen geben darf, aber wir würden uns im Verein schon mehr junge Tänzer wünschen«, erzählt die auszubildende Krankenschwester, die selbst bis vor kurzem Kindergruppen im Verein trainierte.
Mitmachen kann übrigens jeder. Kinder zwischen sieben und zehn Jahren trainieren donnerstags in der Tanzschule in Engelsby. »Alle können gerne mal vorbeischauen«, lädt Koschwitz junge Tänzer ein.
Auf unterschiedlichsten Wegen versuchen die »Flying Saucers« ihren Sport bekannter zu machen, wie die Tänzerin erzählt. »Wir treten regelmäßig bei den Spielen der DHK Flensborg-Handballer in der dritten Liga auf. Manchmal haben wir auch Spontanaktionen, wie letztens im Fördepark. Wir zeigen den Leuten unser Rock´n Roll und laden zum Ausprobieren und Mitmachen ein. Das macht uns auch Riesenspaß. Und auf die Tanzgala am 18. Februar im Deutschen Haus freuen wir uns auch wieder.«
Für die Trikots, die maßgeschneidert sind, und die Tanzschuhe muss jeder Sportler selbst aufkommen. Dafür bekommt man aber viel Abwechslung, gutes Training, Gesellschaft, Erlebnisse, Freunde und viel viel Musik, für die es sich lohnt ein paar Euro zu bezahlen. Da ist sich die Rock´n Roll-Lady sicher.


Grit Jurack