Schweißtreibender Denksport

Sportartencheck

Thomas Bleicher
30. März 2017, 10:40 Uhr

Eine Partie Schach geht oft über fünf Stunden. Dabei hat jeder Spieler drei Minuten für jeden Zug.(Foto: Lars Salomonsen)

Flensburg. »Gestern habe ich fünf Stunden lang eine Partie Schach gespielt und ich war echt durchgeschwitzt«, sagt Holger Martens im Gespräch mit Flensborg Avis und fügt noch hinzu: »Man hat drei Minuten zwischen den Zügen. Ich weiß, das klingt viel. Aber man glaubt gar nicht, wie schnell die Zeit vergeht. Da kann man wirklich sehen, dass Schach Sport ist.« Martens ist 1. Vorsitzender des Flensburg Schachklub von 1876 e.V. und trainiert jeden Dienstag, gemeinsam mit vielen der 60 erwachsenen Mitglieder im Haus »Pniel« in Flensburg. Zuvor trainieren die Kinder und Jugendlichen an selber Stelle.

Alt und Jung zusammen

»Nachwuchstraining ist zum Glück bei uns kein Problem. Wir sind etwa fünf Rentner, die sich um die Kinder kümmern und mit ihnen trainieren«, sagt Jürgen Nickel, der seinen ersten Vorsitzenden begleitet. 

Sogar einen Honorartrainer für die besten Jugendlichen leistet sich der Verein: »Artur Kervorkov stammt aus Baku in Aserbaidschan und trainiert unsere besten Jungendlichen. Und dass wir eine richtig gute Nachwuchsarbeit haben, spricht sich rum«, sagt der rüstige Rentner und meint damit, dass zum Beispiel der 15-jährige Däne Asbjørn Schack Hov-gaard jeden Mittwoch mit seinem Vater die 60 Kilometer aus Aabenraa nach Flensburg fährt, um beim FSK zu trainieren. Bei einem typischen Jugendtraining stellen die Trainer Aufgaben, die die Spieler lösen müssen. »Das ist eigentlich wie im Handball, wo man Spielzüge übt. Wir stellen die Figuren auf und die Kinder müssen dann zum Beispiel den Gegner in drei Zügen matt setzen«, erklärt Nickel.

Saisonziel verpasst

Jürgen Nickel trainiert mit Hilfe einer Tafel die Jüngsten im Verein. (Foto: Lars Salomonsen)

Die Jugendlichen nehmen an Turnieren teil, die besten Erwachsenen des Vereins spielen in der Verbandsliga. »Eigentlich haben wir vor Saisonstart zu den Favoriten gehört. Im Moment spielen wir aber eher um den Abstieg. Unser Ziel ist es aber nach wie vor, in die Landesliga aufzusteigen. Wenn nicht dieses Jahr, dann eben nächste Saison«, sagt Martens und erklärt die durchwachsenen Ergebnisse der ersten Runden: »Im Schach hat jeder Spieler eine Wertungszahl, das ist etwa wie das Handicap beim Golf. Dabei liegt die deutsche Spitze etwa bei 2000 Punkten. Unser bester Spieler, Andreas Schüttle hat etwa 2100 Punkte. Leider haben unsere Topspieler aber nicht immer die Zeit, die Ligaspiele zu spielen.«

Olympiasieger

Der FSK hat neben Schüttle gleich mehrere Topspieler. Arno Nickel und Peter Hertel zum Beispiel sind zweifache Fernschach-Olympiasieger und Fernschach-Großmeister. Dabei haben die beiden für die Deutsche Nationalmannschaft über zwei Jahre Fernschach gegen Nationen aus der ganzen Welt gespielt und gewonnen. Aber nicht nur der Ligabetrieb liegt den beiden Schachspielern am Herzen, vielmehr sehen sie ihre soziale Arbeit als Kernpunkt im Vereinsleben, wie Nickel erklärt: »Schach kümmert sich um junge und alte Menschen, aber auch Flüchtlinge. Zur Zeit kommen jede Woche neue Spieler dazu. Denn überall auf der Welt wird Schach gespielt. Die Rentner bekommen Aufgaben und haben einen Anlaufpunkt und die Jugendlichen lernen von uns Älteren. Die Wahrnehmung der sozialen Aufgaben wird immer wichtiger.« Ob Schach Sport ist? Dieser Frage müssen sich die beiden oft stellen und über die Antwort nicht lange nachdenken: »Wenn man spielt ohne nachzudenken, ist es eben nur ein Spiel. Aber es kann eben auch zu einer Leiden- oder gar Wissenschaft werden. Das kommt ganz auf die Einstellung des Spielers an. Für uns als Verein ist wichtig, dass in der Abgabeordnung steht, dass Schach ein Sport ist und wir somit ein Sportverein sind. Und wie gesagt, ich bin immer richtig erschöpft nach meinen Partien, die eigentlich immer etwa fünf Stunden dauern«, schmunzelt Martens.

Öffentlichkeitsarbeit

Asbjörn Schack Hovgaard. (Foto: Lars Salomonsen)

Um den Verein bekannter zu machen, veranstalten seine Mitglieder jedes Jahr die Flensburger Schachwoche. Dieses Jahr findet in der Flensburg Gallerie vom 29. Mai bis 3. Juni bereits die achte Auflage statt. »Von Montag bis Sonnabend gibt es jeden Tag andere Turniere. Jeder kann mitmachen und ausprobieren. Wir würden uns über viele Mitspieler freuen. Vielleicht können wir das eine oder andere Mitglied gewinnen«, erläutert der 51-jährige Finanzbeamte, der sich besonders über weiblichen Nachwuchs freuen würde: »Wir haben zur Zeit nur eine Frau im Verein. Ich weiß nicht, woran es liegt, denn es gibt in der Welt auch sehr gute Spielerinnen. Vielleicht findet ja die eine oder andere den Weg zu uns.« 

Dansk resume

 Hver tirsdag eftermiddag kan man spille skak i Flensborg. I »Haus Pniel« mødes Flensburger Schachklub, og ung som gammel kommer for at øve, spille og hygge. Klubben er nemlig så priviligeret, at den har fem pensionister, som træner klubbens ungdom. Og, at klubben udvikler gode talenter, er ikke nyt. For eksempel kører den 17-årige dansker Asbjørn Schack hver uge fra Aabenraa for at træne med Artur Kervorkov, som tager sig af de bedste. De voksne spiller typisk fra kl. 19 til midtnat. Skak er en sport, er alle enig om i klubben: - Jeg spillede fem timer i går og var helt gennemsvedt, siger klubbens formand, Holger Martens, som mener, at klubben har flere opgaver end bare at flytte brikker: -Skak forbinder unge og gamle. Også mange flygtninge kommer hver uge. Vi har en social opgave at opfylde, siger ham. For at klubben bliver mere kendt, gennemfører den hvert år en skakuge i Flensburg Gallerie. I år foregår det den 29. maj til den 3. juni.


Grit Jurack