Schwimmen mit Stil
Sportartencheck: Synchronschwimmen
Deutschlands Spitze
Das viele Training im Wasser und an Land zahlt sich aus. Seit Jahren gehören die Flensburger zur absoluten nationalen Spitze. Auch dieses Jahr sind sie wieder bei den Deutschen Meisterschaften angetreten und haben drei der vier möglichen Titel gewonnen. »Wir sind im Duett, in der Gruppe und der Kürkombination angetreten und haben alle drei Disziplinen gewonnen. Das war schon toll, zumal wir echt schwere Vorraussetzungen hatten dieses Jahr«, erklärt die Trainerin, die kurz vor der Deutschen Meisterschaft die Besetzung ändern musste. »Für eine Kür, die vier Minuten dauert, braucht man fast ein ganzes Jahr. Da ist der Ausfall einer Schwimmerin nicht so schnell zu kompensieren«, führt sie weiter aus.
Dass es schwer ist, einen Sportler zu ersetzen, versteht man, wenn man um die Entstehung einer Kür weiß. Nach Auswahl von Musik und Thema entwickeln drei Trainer mit Videoanalyse, viel Erfahrung und Fantasie ein Programm für ihre 12 Sportlerinnen (Kürkombination). Die Elemente werden dann einzeln an Land einstudiert und später im Wasser Stück für Stück zusammengesetzt. »Die ersten sechs Monate üben wir und bis zur Meisterschaft versuchen wir dann, alles zu perfektionieren. Das ist harte Arbeit, macht aber auch riesigen Spaß, vor allem, wenn die Mädels den Erfolg sehen,« fasst die 44-jährige den Verlauf eines Jahres zusammen.
Testwettkämpfe für die Jüngsten
Aber nicht nur die Wettkampfschwimmerinnen stehen im Mittelpunkt beim TSB. Auch die Jüngsten dürfen sich schon bei kleinen Testwettkämpfen ausprobieren. »In Deutschland darf man eigentlich erst an Meisterschaften teilnehmen, wenn man 12 Jahre alt ist. Wir haben aber auch viele jüngere Mädchen. Unsere Jüngste ist im Moment fünf Jahre. Da dauert es sehr lang bis man alt genug für Wettkämpfe ist. Deswegen organisieren wir kleine Vergleiche in Schleswig-Holstein«, erklärt die gelernte Betriebswirtin.
Im Moment hat der TSB zwei Nationalmannschaftsmitglieder (einmal Junior, einmal Senior) und sechs Schwimmerinnen im Landeskader. Aber wenn man international schwimmen möchte, erfordert dies auch viele kleine Opfer, wie Obermark erklärt: »Zur Zeit trainiert Sinja Weichert etwa eine Woche pro Monat mit den anderen Synchronschwimmerinnen der Nationalmannschaft. Sie treffen sich fast immer in Heidelberg.« Sie ergänzt: »Vor Höhepunkten, wie der EM-Quali oder WM-Quali, ist die Mannschaft dann noch öfter zusammen und Sinja noch weniger zu Hause. Da fällt viel Schule für sie aus. Letztes Jahr hatten vier weitere Kaderathletinnen. Aber sie sind alle Studenten und wollen nach gestrecktem Studium dieses jetzt endlich beenden.«
Stiefmütterliche Behandlung
Dass es auch anders geht, zeigen viele Länder, wie die Flensburgerin zu berichten weiß: »International haben wir keine Chance. Da machen uns Länder wie die USA oder Russland, eigentlich der ganze Ostblock Einiges vor. Selbst England hat uns um Längen überholt. Die haben vor den Olympischen Spielen in London ihre Sportler so unterstützt, dass sich für vier Jahre lang ihr Leben nur um Synchronschwimmen drehen konnte. Sowas gibt es bei uns leider überhaupt nicht. Unsere Sportart ist leider nur mit Glück mal in den Medien.«
Dieses Glück hatten die TSB-Sportler schon mindestens zweimal: 2013 waren sie Teil der RTL-Produktion »Die Poolchampions« und brachten dabei ihren »Verbotene Liebe-Promi« Carsten Spengemann bis ins Finale. Und dieses Jahr durften sie sogar für einen Schuhproduzent in die Hamburger Alster springen und in high heels schwimmen. »So etwas sind echt mal Ausnahmen und machen den Mädels riesigen Spaß. Aber mehr als Abwechslung ist es nicht«, erklärt Obermark.
Glücksgriff
Und ein weiteres Mal hatten die Flensburger Glück dieses Jahr. Es kam in Form eines kleinen Mädchens aus Moskau. »Daria Martens ist erst neun Jahre alt und hat schon vier Jahre Synchronschwimmen trainiert. Sie ist ein Riesentalent und natürlich ein Glücksgriff. Ich kann immer nur staunen, wo sie ihre Beine überall hinbiegen kann. Von ihr können die anderen Mädels viel lernen«, freut sich die Übungsleiterin über den Nachwuchs.
Überhaupt ist Obermark optimistisch für die Zukunft: »Vielleicht haben wir demnächst ein paar »Flautenjahre«, aber gute Nachwuchsschwimmerinnen sind schon im Training und werden die Lücke, die die älteren Schwimmer hinterlassen, wenn sie eben altersbedingt aufhören müssen, schnell wieder schließen. Da bin ich mir sicher.«
Und damit der TSB weiter zur deutschen Spitze gehört, lädt die Trainerin alle Mädchen ins Campusbad ein, die gern schwimmen und nicht nur Kacheln zählen wollen.


