Handball

SG-Vergangenheit - Oranje-Zukunft

Handball

11. Januar 2020, 09:20 Uhr

Dani Baijens konnte am Tag nach der deutlichen Niederlage der Niederlande gegen Deutschland schon wieder lachen. Foto: Sascha Klahn

Trondheim. Dani Baijens und Niels Versteijnen schlenderten gut gelaunt durchs Mannschaftshotel Scandic Lerkendal mit Sicht auf das Fußballstadion von Rosenborg Trondheim. Sie kamen vom Krafttraining und die beiden niederländischen EM-Debütanten hatten ihr Lächeln am Tag nach der 23:34-Niederlage gegen Deutschland längst wiedergefunden. 

»Auf die ersten 40 Minuten können wir stolz sein, danach haben wir das Spiel zu einfach weggeschenkt. Unsere eigenen Fehler haben dazu geführt, dass wir am Ende so hoch verloren haben«, sagte Baijens, der nach etwa 15 Minuten ins Spiel kam und die beste Phase der Niederländer nach der Roten Karte gegen Deutschlands Kapitän Uwe Gensheimer aktiv mitgestaltete. Im zweiten Durchgang gelang ihm sogar noch ein Treffer nach einem sehenswerten Stemmwurf. 


Niels Versteijnen kam nicht zum Einsatz, sah die Begegnung nur von der Bank aus, meinte aber dennoch: »Es war ein riesen Erlebnis. Überhaupt ist alles hier ein großes Ereignis, wir sind noch sehr jung und sammeln unglaubliche Erfahrungen. Hoffentlich hilft uns das von Spiel zu Spiel, um nicht nur über 40, sondern über die gesamten 60 Minuten gut zu spielen«, so Versteijnen, der nach der EM mit einem Zweitspielrecht für den VfL Lübeck-Schwartau in der 2. Liga auflaufen wird. 

Baijens, der im November 2018 von der SG Flensburg-Handewitt zum TBV Lemgo wechselte, meinte zum nächsten Gegner Lettland (Samstag, 16 Uhr): »Wir kennen sie bereits aus der EM-Qualifikation (Auswärtsniederlage, Heimsieg/Red.) und daher sowohl ihre Stärken als auch Schwächen. In meinen Augen ist es ein Spiel, das wir gewinnen müssen, auch um sagen zu können, dass wir ein gutes Turnier gespielt haben. Es ist ein Gegner auf Augenhöhe und wenn wir es schaffen, unsere Schwankungen im Spiel abzustellen, haben wir gute Chancen gegen Lettland zu gewinnen.« 

Insgesamt macht den beiden die erste EM-Teilnahme ihres Heimatlandes jemals Lust auf mehr. Sie spüren die Euphorie rund um Handball in den Niederlanden, vor allem ausgelöst durch den WM-Sieg der Frauen im Dezember. »Natürlich wollen wir in Zukunft wieder dabei sein, aber jetzt müssen wir hier erstmal ein gutes Turnier spielen, um zu zeigen, dass wir auch in den kommenden Jahren den Schritt gehen können und uns erneut qualifizieren.« 

Beide sind sich einig, dass die aktuelle Mannschaft »richtig geil« ist, die Mischung aus Jung und Alt sowie mit Trainer Erlingur Richardsson »gut passt«. 

Passend war für Baijens auch der Wechsel nach Lemgo, der ihm deutlich mehr Spielanteile ein- und ihn als Handballer voranbrachte. Er ist den SG-Trainern Maik Machulla und Mark Bult dankbar dafür, dass sie ihn mitten in der Saison ziehen ließen und weiß, dass es »keine Selbstverständlichkeit« war. Etwas Ähnliches erhofft sich Versteijnen von seinem Schritt in die 2. Liga. Im Bundesliga-Kader hatte er in der Hinrunde fast keine Einsatzzeiten und in der Oberliga-Mannschaft war er unterfordert. 

»Ich habe viel mit Bult über den Schritt gesprochen und denke, dass es der richtige ist. Beim VfL werde ich viel spielen können und es ist erstmal für ein halbes Jahr danach schauen wir weiter«, so Versteijnen, der im Februar auch nach Lübeck umziehen wird. 

»Er kann seinen Wohnwagen mitnehmen«, wirft Baijens ein. »Typisch Holländer«. Beide lachen herzhaft. Es ist ganz klar, die Niederlage gegen Deutschland hat sie nicht aus der Bahn geworfen - die EM ist als Erlebnis größer. 

Jetzt fehlt nur noch der Sieg gegen Lettland und für Versteijnen der erste Einsatz. »Wenn wir gewinnen und ich nicht spiele ist das auch in Ordnung«, so der Linkshänder. 

Ruwen Möller