EM 2020

Spiel an Bergerud, Quote an Buric

EM 2020

Thomas Bleicher
10. Januar 2020, 22:50 Uhr

Norwegen feierte einen Auftaktsieg bei der Heim-EM. Foto: dpa

Trondheim. Mit 31:11 sprachen die Zahlen in Sachen Torhüter-Paraden für Benjamin Buric und gegen Torbjørn Begerud. Beim Handball geht es jedoch um andere Zahlen und die lauteten 32:26 für Norwegen gegen Bosnien-Herzegowina. Somit ging das wichtige Duell zwischen den beiden Torhütern der SG Flensburg-Handewitt an den Norweger.

»Benjamin hat gut gehalten, aber wir haben gewonnen. Für uns war das ein guter Einstieg ins Turnier«, sagte Bergerud nach Spielende in der Mixedzone der Arena. Kurz vor ihm war sein Vereinskollege Buric bereits bei den Journalisten gewesen und hatte wie immer - trotz Niederlage - sein Lächeln nicht verloren.
»Ich hätte lieber gewonnen und dann hätte Bergerud die bessere Quote haben können«, sagte Buric, meinte aber auch: »Wir können trotzdem zufrieden sein. Natürlich will man jedes Spiel gewinnen, aber es ist in Ordnung mit sechs Toren gegen den Gastgeber Norwegen zu verlieren. In der Abwehr hatten wir leider zu viele Lücken für ein besseres Ergebnis.«
Norwegens Trainer Christian Berge, von 1999 bis 2006 Spielmacher der SG Flensburg-Handewitt, ließ von den aktuellen SG-Akteuren Torbjørn Bergerud, Magnus Jøndal und Magnus Rød beginnen. Lediglich Gøran Johannessen musste zunächst auf der Bank Platz nehmen. Superstar Sander Sagosen, der in Trondheim geboren ist, war dafür natürlich von Anfang an dabei.
Auf der anderen Seite bot Bosnien-Herzegowina Torwart-Star Benjamin Buric von der SG auf. Der Flensburger hielt auch gleich die ersten beiden Bälle und brachte die eigene Bank zu jubeln. Hier saß u.a. der Däne Lasse Boesen. Flensburgs ehemaliger Rückraumschütze (2008-2011) ist seit anderthalb Jahren Co-Trainer des Balkan-Teams.

Während Boesen und die anderen Verantwortlichen auf der Bank schwarze Hosen, ein weißes Hemd und ein blaues Sakko trugen, hatten die etwa 30 Fans ihrer Mannschaft bereits nach fünf Minuten ihre T-Shirts abgelegt. Sie feuerten ihr Team Oberkörper frei und lautstark an. Der Rest des mit 8232 Besuchern bestens gefülltem Spektrum in Trondheim war in rot, blau und weiß getränkt - die Stimmung war bestens. Vor allem nach der ersten Parade von Bergerud und dem anschließenden 2:2 von Rød (6.).
Kurz darauf überlistete Jøndal Buric per Siebenmeter zum 5:3 (11.), doch auch dank des SG-Keepers blieb der Underdog, der noch nie bei einer EM dabei war dran. Plötzlich stand es 9:9 (19.). Berge nahm Blickkontakt mit Torwarttrainer Steinar Ege auf der Tribüne auf. Der signalisierte ihm: Torwartwechsel. Bergerud musste Kristian Saeveraas weichen. Dafür kam Johannessen bald in die Partie. Bis zur Pause kam das Heimteam noch besser in Schwung und führte mit 17:12.

Nach dem Seitenwechsel schonten die Norweger ihre Kräfte Magnus Rød und Magnus Jøndal musste gar nicht mehr ran und Sagosen teilweise nur im Angriff. Später kam Bergerud wieder ins Tor und Johannessen durfte für den Rest durchspielen. Die Nordmänner holten am Ende einen nie gefährdeten Sieg und hatten im besten Torschützen Sagosen (12 Tore) ihren überragenden Mann.
Norwegen hat nun die große Chance, bereits im zweiten Spiel am Sonntag (18.15 Uhr) Frankreich aus dem Turnier zu werfen. Die Franzosen unterlagen am frühen Freitagabend überraschend mit 25:28 gegen Portugal. Die Portugiesen, Überraschungs-Team in Europa der jüngsten Vergangenheit, könnten bereits davor mit einem zweiten Sieg gegen Bosnien-Herzegowina die Hauptrunde perfekt machen.

Ruwen Möller