Stellung, fertig, los!
Sportartencheck: Fechten
Kim Lucas Reich (15 Jahre, links) und Michel Jargsdorf (14 Jahre) betreiben das Fechten seit zwei, bzw. einem Jahr.
Von einander lernen
Überhaupt ist es beim Fechten üblich, dass man sich gegenseitig hilft und Techniken oder Taktiken beibringt. Firley erklärt: »Montags sind oft bis zu 20 Kinder da. Das heißt, es müssen alle mitmachen. Sonst funktioniert es nicht. Nach einer kurzen Erwärmung teile ich die Kinder in Gruppen auf. In Zweiergruppen arbeiten sie zusammen und berichtigen sich. Sie lernen, einem Gleichaltrigen zuzuhören und aufeinander Rücksicht zu nehmen. Das ist sehr wertvoll.«
Ansonsten steht bei dieser Sportart eher der Einzelne im Fokus. »Beim Fechten ist man immer allein. Niemand kann einem helfen. Du bist auf den Augenblick konzentriert und musst immer kampfbereit sein«, fasst er das Wesentliche zusammen. Und dies gilt in allen Disziplinen, wie er weiter ausführt: »Es gibt Florett, Degen oder Säbel mit kleinen, aber feinen Unterschieden. Beim Säbelfechten kann man durch Stiche oder Hiebe punkten. Beim Florettfechten muss man, einfach ausgedrückt, im Angriff sein, um zu punkten. Wir machen Degenfechten. Da gilt: Wer zuerst trifft, punktet.«
Spaß durch Erfolg
Seine Fechter, die zwischen sieben und 80 Jahre alt sind, nehmen auch regelmäßig an Wettkämpfen teil, und das erfolgreich. Das ist auch der Schlüssel zu einem guten Fechter. »Die Sportler fahren immer gerne zu Wettkämpfen, meist so lang sie erfolgreich sind. Denn damit kommt auch der Spaß«, spricht Firley aus Erfahrung. Selbst hat er auch erfolgreich an vielen Wettkämpfen teilgenommen, wie er berichtet: »Ich war Vizeweltmeister und Dritter bei den Weltmeisterschaften der Fechtmeister. Aber keine Ahnung, in welchem Jahr das war. Das ist alles schon so lang her«, schmunzelt er und erinnert sich an eine Anekdote aus Schweden: »Wir waren ja oft mit Sportlern aus der DDR auf Wettkämpfen. Da kamen auf einen Sportler immer mindestens zwei Funktionäre. Sobald man mal mit ihnen reden wollte, stand gleich ein Offizieller da. Nur unter der Dusche konnten man dann mal reden. Da wurde ich gefragt, ob alle Frauen bei uns Nylonstrümpfe haben. Ich wusste gar nicht, ob er mich veralbern wollte«, lacht der Flensburger.
Heutzutage kommt die Fechtelite aus Italien, Russland oder Frankreich. Deutschlands Elite trainiert in Tauberbischofsheim. Von diesen Orten sind die Flensburger Fechter weit entfernt. Einige Landesmeister haben sie dennoch in ihren Reihen. Und wenn einer seiner Sportler mehr Ambitionen hat, muss er nach Segeberg oder Itzehoe wechseln. Dort liegen die Leistungszentren der Region.
Geduld gehört dazu
Im Moment hat der Verein etwa 40 Mitglieder. Darüber ist Firley froh. Wo die Mitglieder herkommen, kann er gar nicht sagen: »Wir machen keine Werbung. Oft kommen Interessierte zu uns und fragen, ob sie mitmachen dürfen. Und das darf jeder. Ich sage dann den Kindern oder ihren Eltern, sie sollen mindestens ein halbes Jahr testen, ob Fechten etwas für sie ist. Erst dann sollen sie sich die Ausrüstung kaufen.«
Der ehemalige Marinesoldat ist momentan sehr zufrieden mit der Situation im Verein: »Solange ich nicht so viel Schreibkram machen muss, bin ich glücklich. Wir wollen in Ruhe weitermachen und wenn wir nur etwas Erfolg haben, kommt auch der Spaß. Und den haben wir.«
Grit Jurack
grit@fla.de


