Technik, Speed und blaue Flecken

Sportartencheck: Speedskating

06. Januar 2017, 10:31 Uhr

Jeden Sonnabend trainieren die Speedskater in der Halle der Unesco-Projekt-Schule in Weiche unter anderem Technik und schnelles Fahren. (Foto: Tim Riediger)

Flensburg. Jan Fünning, Mitglied der Speedskating-Sparte der TriAs Flensburg, sitzt entspannt am Tisch und zeigt stolz seine wertvollen Skating-Schuhe, die er zu Ausfahrten und Wettkämpfen trägt. Überhaupt strahlt er mit jeder Pore seines Körpers aus, dass er seinen Sport liebt. Stolz erzählt er von der kleinen, aber feinen Abteilung, die auf mehr Zulauf hofft: »Wir hatten schon Jahre mit über 50 Mitgliedern. Im Moment sind wir leider nur zu zehnt, wenn wir trainieren. Das hat aber den einfachen Grund, dass wir noch sehr unbekannt in Flensburg sind. Vor allem aber liegt es daran, dass uns die Stadt keine Halle zur Verfügung stellen konnte. Aber seit ein paar Wochen trainieren wir jeden Sonnabend von 17 bis 19 Uhr in der Halle der Unesco-Projekt-Schule in Weiche und können nun ganzjähriges Training anbieten.«

Technik, Taktik, Speed

Fünnings Ziel ist es, die Fasziniation des Sports zu vermitteln. Beim Speedskating treffen Technik und Strategie auf hohe Geschwindigkeiten. Schon beim Zusehen wird man von der Dynamik der Sportler gefesselt. Über 40 Stundenkilometer fährt die internationale Spitze im Renndurchschnitt, und das auf einer Strecke von 42 Kilometer. Die taktische Ausrichtung eines Speedskating-Rennens ist der eines Radrennens sehr ähnlich. Durch das Ausnutzen des Windschattens entstehen oft Gruppen. Während des Rennens wird häufig attackiert, um langsame oder unerwünschte Gegner abzuschütteln oder um sich abzusetzen und damit die Rennentscheidung ohne Massensprint herbeizuführen.
Fünning selbst wurde erst spät von der Faszination des Speedskatings angezogen: »Ich habe vor drei Jahren bei der Weltmeisterschaft in Belgien zugesehen und bekam direkt Gänsehaut. Als ich wieder in Flensburg war, habe ich mit dem Sport angefangen. Ich war damals schon 48 Jahre alt. Aber das ist eben das Schöne an unserer Sportart. Man ist nie zu alt oder zu jung um anzufangen. Auch unser Trainer hat erst mit 48 Jahren angefangen und fuhr noch mit über 70 Jahren Marathonrennen.«

Man ist nie zu alt

Gemeint ist Trainer und Spartenleiter Holger Grön. Der gelernte Bäckermeister hat die 2006 gegründete Sparte mit Leben gefüllt. Selbst ist er inzwischen mehrfacher Deutscher Meister, Europa- und Vizeweltmeister und nimmt weiterhin an vielen Wettkämpfen teil. »Holger hat mich 2015 sogar beim Berlin-Marathon mit mehr als nur einer Minute geschlagen. Er brauchte für die 42 Kilometer nur 1:26 Stunde«, erzählt der gelernte Betriebswirt fasziniert von der Leistung seines Trainers und fügt lächelnd hinzu: »Wettkämpfe, wie der Berlinmarathon mit fast 6000 Fahrern, machen einen Riesenspaß, erfordern aber viel Technik und Können. Blut und blaue Flecken gehören dazu, vor allem aber viel Technik und Taktik. Man muss immer konzentriert sein und die Strecke wie mit einem Radar lesen. Aber genau für solche Wettkämpfe trainiert man gern.«
Der 51-jährige betont aber auch, dass jeder, der gerne Inliner fährt, willkommen ist: »Wir bieten immerwieder Basistrainingseinheiten an, machen im Sommer verschiedene Ausfahrten und unser Trainer passt natürlich das Training den Teilnehmern an. Eigentlich braucht man nur einen Helm und Schutzausrüstung. Inliner haben die meisten ja sowieso.«

SH-Cup für Jung und Alt

Wer aber dann doch Lust auf Wettkämpfe bekommt, ist bei TriAs genau richtig, denn sie nehmen nicht nur an Langstreckenwettkämpfen teil, sondern sind auch jedes Jahr erfolgreich beim SH-Cup vertreten. Bei dieser Wettkampfserie treffen sich die Teilnehmer fünf bis sechs Mal und absolvieren in der Halle und auf Außenbahnen Kurz-, Mittel- und Langdistanzen. Die jüngeren Klassen müssen zudem einen Rollgewandtheitslauf absolvieren, bei dem die Schüler zeigen dürfen, wie gut sie vorwärts, rückwärts und Kurven fahren können. Jan Fünning selbst nahm erfolgreich am SH-Cup in seiner Altersklasse teil, genauso wie Fünnings Tochter Enie - sie stand am Ende auf dem Treppchen ganz oben.

Familiensport

»Enie hat jetzt vier mal in Folge den SH-Cup gewonnen. Da ist man als Papa schon etwas stolz, aber eben auch als TriAs-Mitglied. Enie liebt die Wettkämpfe und das Training. Vor allem aber wegen unseres Trainers freut sie sich jeden Tag auf die nächste Ausfahrt oder Technikeinheit. Und das freut mich natürlich umso mehr«, strahlt der stolze Papa und erklärt auch warum: »Welche Sportart kann man schon als Familie zusammen betreiben. Wenn ich von der Arbeit nach Hause komme, steht Enie oft schon da und wartet, dass ich endlich umgezogen bin, damit wir losrollen können. Das ist einfach toll.«
Fünning ist eigentlich glücklich mit seinem Sport und der Entwicklung im Verein, hat dennoch ein paar Wünsche: »Ein Traum wäre eine eigene Speedskating-Bahn. Aber erstmal würden wir uns über mehr Mitglieder freuen. Für unseren Sport ist man nie zu alt. Jeden Sonnabend ab 17 Uhr kann eigentlich jeder vorbeikommen und testen. Und wer mehr über uns wissen will, findet uns im Internet oder bei Facebook.«
Und schon ist der sympathische Sportler auf Rollen wieder unterwegs, plant eine Roadshow für die Schulen in Flensburg, um das Speedskating bekannter zu machen, und bereitet sich auf den nächsten Halbmarathon im April vor.


Grit Jurack

Fotogalerie