Handball

Tempospiel gegen Beton-Defensive

Handball

25. Januar 2019, 08:30 Uhr

Christian Berge ist wieder in den Endspielen mit seiner norwegischen Nationalmannschaft.
Foto: Lars Salomonsen

Herning/Hamburg. Die Schere der Gefühlslage der norwegischen Handballer nach ihrem Pflichtsieg gegen Ungarn hätte kaum weiter auseinander klaffen können. Der eigene Erfolg war Grundvoraussetzung, um überhaupt vom Einzug ins Halbfinale träumen zu dürfen. Alles andere lag in den Händen der dänischen Auswahl, die ihren Teil der norwegischen Gleichung gegen Schweden erfüllt hat. Entsprechend erleichtert zeigten sich die Asse der SG Flensburg-Handewitt im Trikot von Norwegen. Wenngleich am Freitag (ab 20.30 Uhr/Live bei ARD und DR1) mit Gastgeber Deutschland, erneut eine enorme Aufgabe wartet.

»Wir haben unseren Job gemacht und natürlich ist es im Anschluss nervlich angespannt, wenn du nur warten kannst. Ich nehme aber, was kommt. Ich habe da keine Vorliebe. Wichtig ist mir, dass wir im Halbfinale stehen. Mit Deutschland haben wir uns vorab nicht beschäftigt, aber das werden wir bis zum Spiel ganz sicher geändert haben«, so Keeper Torbjørn Bergerud zuversichtlich.


Respekt für die Skandinavier gibt es von deutscher Seite einigen.

»Norwegen wird unglaublich schwierig sein. Starke Torhüter, überragende Rückraumspieler, Top-Außen und auch Myrhol am Kreis ist allen bekannt. Das wird sicher nicht leicht gegen Norwegen, aber mit den Fans im Rücken haben wir eine Chance. In Halbfinals kann alles passieren. Das sind die aktuell besten vier Mannschaften der Welt, entsprechend erwarte ich sehr enge und umkämpfte Spiele. Ich denke, dass am Ende die Tagesform entscheiden wird«, so der deutsche Schlussmann Andreas Wolf, der von Mannschaftskollege Hendrik Pekeler bereits einen Schlüssel an die Hand bekommen hat. Pekeler, ein Nordlicht beim THW Kiel und in Schleswig-Holstein groß geworden, hat dabei gehörigen Respekt vor der stärksten Waffe der Skandinavier - dem Tempospiel. »Wenn wir die Gegentore, in der ersten, zweiten und dritten Welle verhindern können, haben wir eine gute Chance«, so Pekeler den Schlüssel für ein erfolgreiches Abschneiden gegen Norwegen offenbarend.

Der Linkshänder aus dem Rückraum der SG Flensburg-Handewitt, Magnus Rød, hat sich im Turnier fortlaufend gesteigert und sieht die Herausforderung in der Vorschlussrunde gegen Deutschland klar im Lösen der Defensive der Gastgeber.

»Deutschland und Frankreich sind zwei unterschiedliche Mannschaften. Gegen Deutschland erwartet uns eine Truppe mit enormen Fokus auf der Defensive. Das wird enorm herausfordernd. Ich hoffe, dass wir Hamburg gut überstehen und dann für das späte Spiel am Sonntag nach Herning wieder zurückkehren. Das wäre mein Wunsch«, so Rød, der für Norwegen auch gegen Deutschland ordentliche Chancen für den Final-Einzug sieht. Norwegens Nationaltrainer und ehemaliger Spielmacher der SG Flensburg-Handewitt Christian Berge machte keinen Hehl daraus, wie er gedenkt Deutschland beizukommen.

»Deutschland ist bisher sehr abwehrstark und physisch aufgetreten. Deshalb wollen wir nicht zu viel ins Eins-gegen-eins, sondern versuchen viel mit ihnen zu laufen. Wir treten gegen den zweiten Gastgeber an und wollen es in jedem Fall besser machen, als beim ersten Versuch«, so Berge mit einem Augenzwinkern auf die 26:30-Niederlage gegen Dänemark anspielend. Christian Prokop, Nationaltrainer von Deutschland, wollte hingegen keine größeren Einblicke in den Plan für das Halbfinale gegen Norwegen geben.

»Norwegen verfügt über zwei ex­trem sichere Außen (Magnus Jøndal/SG Flensburg-Handewitt und Kristian Bjørnsen/HSG Wetzlar/Red.), die unseren Torhütern aber aus der Bundesliga bekannt sind. Die größte Stärke ist aber sicherlich die Breite des Kaders, wo neben Sagoesen auch Johannessen (SG-Spieler Gøran Søgard Johannssen/Red.) eine enorme Qualität hat. Ich werde aber sicher nicht viel von unserem Plan bekannt geben. Wer uns im Turnier verfolgt hat, kennt ja unsere Stärken«, so Prokop zugeknöpft.

Für Andreas Wolf gibt es im Übrigen ein Wunschszenario.

»Der Romantiker in mir wünscht sich Deutschland gegen Dänemark im Finale. Das wäre eine schöne Sache. Sicherlich hätten wir dann dort ein Auswärtsspiel, aber das würden wir auch noch hinbekommen«, so Wolf selbstbewusst.

Timo Fleth