Trainer »stand nie zur Diskussion«

Handball

04. Juni 2018, 19:20 Uhr

Boy Meesenburg (l.), SG-Geschäftsführer Dierk Schmäschke und Maik Machulla (r.) bei der Vertragsunterzeichnung des Trainers im Frühjahr 2017. Etwas mehr als 12 Monate später gewann das Trio gemeinsam die zweite Meisterschaft der Vereinsgeschichte. Archivfoto

Flensburg. Am Tag nach dem Gewinn der Deutschen Meisterschaft nahm Boy Meesenburg im Gespräch mit unserer Zeitung ausführlich Stellung. Der Beiratsvorsitzende der SG Flensburg-Handewitt analysierte den Ist-Zustand und blickte in die Zukunft. 


Flensborg Avis: Herr Meesenburg, was bedeutete die Meisterschaft für die SG. Verändert es etwas im Verein, ist die Mannschaft damit auf die nächste Stufe geklettert?
Boy Meesenburg: Nein, ich glaube auf die nächste Stufe klettern kann man gar nicht mehr. Wir sind schon einmal Meister gewesen und haben uns in den letzten zehn Jahren immer in dieser Region, um die Meisterschaft mitzuspielen, aufgehalten. Ich glaube für die Spieler ist es die Erfüllung eines großen sportlichen Zieles. Und für die Region, für die vielen Fans, für das Miteinander und für all das, was uns hier prägt, ist es eine riesige Chance, Freude auszuleben und ein Zeichen, dass der unermüdliche Wille, hier etwas auf die Beine zu stellen, belohnt wird. Weiter nach oben geht es aber nicht mehr, es ist aber ein weiterer Schritt, ein weiterer Meilenstein in unserer Historie. Die Mannschaft verändert sich immer wieder, aber Titel sind statisch und deshalb war es schön, die Chance zu haben, diesen Titel mal wieder nach Flensburg zu holen. Aber wir müssen noch in der Feierlaune den Blick nach vorne richten und uns überlegen, was wir tun können, um wieder Meister zu werden. 

Gibt es da bereits konkrete Ideen, was man noch besser machen kann?

Meesenburg: Sowohl mit dem Trainer Maik Machulla als auch den Spielern haben wir alles ausgewertet. Bei der SG werden nicht nur Niederlagen, sondern auch Siege ausgewertet. Wir haben diese Saison auch tüchtig etwas auf die Mütze bekommen. Ich denke an unser frühes Ausscheiden im Pokal. Dann gab es spektakuläre, aber auch enttäuschende Auftritte in der Champions League. Wir haben also genug Videos von dieser Saison, mit denen wir weiter arbeiten können und wir haben einen Trainerstab, der das auch tut. Wir haben Plus und Minus angeschaut und auch angedeutet, dass wir durchaus gewillt sind, in der Struktur weiter zu unterstützen, weil der Trainer doch hin und wieder alleine mit seiner Arbeit war. Wir werden demnächst sicherlich etwas vermelden können, was in die Richtung Unterstützung des Trainerstabs und der Geschäftsführung in Sachen Kaderplanung und Spielerbetreuung, geht. Da kommt in Zukunft viel auf uns zu und deshalb arbeiten wir an den Strukturen der Zukunft. Für uns ist diese Meisterschaft ja letztendlich unverhofft gekommen. 

Ist sie deswegen umso schöner?
Meesenburg: Ja. Wir konnten uns nicht lange vorbereiten oder nachdenken, weil gar keine Erwartungshaltung mehr in diese Richtung da war. Unsere Hoffnung war, durch ein gutes Spiel in Kiel und einen Sieg dort Platz zwei zu erreichen. Alles andere kam on top. 

Wenn es nicht geklappt hätte, wäre die Saison mit Rang zwei dennoch zufriedenstellend gewesen?
Meesenburg:Wenn wir die Rückrunde genauso gespielt hätten und am Ende nicht hätten Meister werden können, hätten wir die letzten Spiele vielleicht weniger verkrampft absolviert. Der Kopf hat da doch stark mitgespielt, das hat man allen angemerkt und die Spieler geben es auch unumwunden zu, schließlich sind sie alle keine Maschinen. Junge Leute wie Magnus Rød sind unverhofft in Stress-Situationen gekommen. Dass wir damit Probleme haben, hat auch diese Saison immer mal wieder gezeigt. Hätten wir die Saison ohne Meisterschaft gespielt wären wir allerdings auch zufrieden gewesen und hätten dieselben Konsequenzen gezogen. Wir hätten uns auch dann gefragt, wo müssen wir noch besser werden, wo ist der Kader zu optimieren, welche Möglichkeiten haben wir. Die Kaderplanung war im Februar bereits abgeschlossen. Es bleibt keiner länger oder geht früher weil wir Meister geworden sind. 

Kann man einen Titel in Flensburg besonders schön feiern, eben weil man nicht jedes Jahr etwas gewinnt, oder wären Sie auch gerne mal Seriensieger?
Meesenburg: Die neue Mannschaft wird auch nächstes Jahr versuchen, Meister zu werden, vielleicht gelingt es irgendwann auch wieder. Ich hätte nichts gegen Seriensiege. Aber wir werden ohne Erwartungen als Titelverteidiger rangehen. Andererseits können wir auch mit durchgedrückter Brust antreten und Rasmus Lauge hat mir gesagt, er will nächste Saison wieder Meister mit Flensburg werden. Daran werden wir die Spieler auch messen. Dass Schöne ist jedoch: die haben richtig Bock. Wir haben in diesen Wochen und Monaten noch Gespräche über Vertragsverlängerungen mit Spielern, da hilft die Meisterschaft natürlich. Dazu haben wir mit Danfoss einen neuen Großsponsor, der auch euphorisch ist, mitzuhelfen. Wir haben uns mit der Meisterschaft auch ein gesundes Umfeld für Spielerverhandlungen und das Thema Flens-Arena-Ausbau geschaffen. Ich habe Frau Lange (Flensburgs Oberbürgermeisterin Simone Lange/Anm. d. Red.) gesagt, dass wir an das Thema jetzt ran müssen. Wir brauchen freie Bahn, um schnell eine größere Halle zu haben, damit wir nicht den Anschluss verlieren. 

Danfoss steigt bei der SG als Sponsor ein. Bereits im Laufe der Saison gab es dazu mehrfach Anzeichen bei Heimspielen des neuen Meisters. Foto: Martin Ziemer

Nach den beiden Niederlagen zum Beginn der Spielzeit, dem frühen Pokalaus oder dem Aus in der Champions League - stand der Trainer zu irgendeinem Zeitpunkt in dieser Saison zur Diskussion? 

Meesenburg: Nein. Maik Machulla stand nie zur Diskussion. Er weiß, dass er mit einem Drei-Jahres-Vertrag von uns ausgestattet, die Zeit hat, um mit der Mannschaft in Ruhe zu arbeiten und das Beste raus zu kitzeln. Ich glaube Maik weiß selber, dass es in der Theorie viel einfacher war Trainer zu sein, als in der Praxis. Er hat manchmal gelitten, ist an seine Grenzen gekommen. Er hat eine richtig gute Arbeit abgeliefert, er war nie zur Diskussion. Sondern wir haben eher überlegt, wie können wir ihm helfen und das Umfeld so stark machen, dass er sich auf seine vornehmliche Arbeit konzentrieren kann. Denn es war auch für ihn ein Mammut-Programm. 

Können Sie zum Thema Danfoss und den Planungen im Umfeld noch ein bisschen mehr sagen. Was schwebt Ihnen beim Umfeld vor, ein sportlicher Leiter oder soll das Trainerteam erweitert werden?
Meesenburg: Wir haben bereits einen Torwarttrainer und Physiotherapeuten. Wir reden über Personen die in Sachen Kaderplanung Aufgaben abnehmen, auch uns als Beirat, damit wir uns darauf konzentrieren können, für ein stabiles wirtschaftliches Umfeld zu sorgen und die Geschäftsführung zu unterstützen. Wir müssen das Unternehmen voran treiben, wenn wir immer weiter mitmischen möchten. Mehr möchte ich im Moment noch nicht dazu sagen. Zu Danfoss: Dieses vorbildliche Unternehmen hat uns ein Commitment zugesichert und dann haben wir mit dem Dänischen Bettenlager und Rockwool drei starke Unternehmen aus der Region aus Dänemark auf unserem Trikot, und das ist ein Signal für uns, dass wir auf dem richtigen Weg sind.

Ruwen Möller