Vorläufiger Burgfrieden in der Sache Søgard Johannessen

Handball

14. Januar 2019, 07:20 Uhr

Norwegens Nationaltrainer Christian Berge setzte schon am Freitag Gøran Søgard Johannessen auf das Spielfeld. Foto: Lars Salomonsen

Herning/Flensburg. Der Ton wurde deutlich rauher zwischen der SG Flensburg-Handewitt, in Person von Geschäftsführer Dierk Schmäschke und Trainer Maik Machulla, und dem norwegischen Handball-Verband im Fall der frühen Rückkehr von Spielmacher Gøran Søgard Johannessen auf das Spielfeld. Ein klarer Bruch der getroffen Absprachen aus Sicht der SG. 

Verständnis und Unverständnis

Entsprechend klar und deutlich positionierte sich Trainer Maik Machulla. »Die letzte Untersuchung ergab, dass Gøran schrittweise wieder ins Handballtraining eingegliedert werden kann. Dass er aber bereits im erste Vorrundenspiel 30 Minuten auf der Platte steht, sorgte bei mir für eine große Überraschung. In diesem Fall bin ich doch sehr irritiert und enttäuscht über die Vorgehensweise der norwegischen Verantwortlichen. Die Gesundheit des Spielers steht dabei absolut im Vordergrund. Aus meiner Sicht ist diese verfrühte Belastung nicht förderlich für seine Gesundheit«, so der SG-Trainer, der um seinen Spieler und die Saisonziele fürchtet.
Die Schärfe der Reaktionen aus Flensburg hat dem Protagonisten, Gøran Søgard Johannessen, deutlich zugesetzt. »Ich habe jetzt einen Tag gehabt darüber nachzudenken. Ich habe mit Dierk und Maik heute (Sonnabend/Red.) gesprochen und der Ton in der Unterhaltung war viel besser«, so der 24-Jährige, der zugleich Verständnis und Unverständnis für die Reaktion am Sonnabend nach dem Spiel gegen Tunesien zeigte. 
»Maik war enttäuscht und natürlich sauer. Ich verstehe das, aber gleichzeitig haben die Untersuchungen gezeigt, dass ich bereit bin zu spielen und der Körper hat es richtig gut. Die medizinischen Abteilungen müssen sich schlussendlich darüber unterhalten, ich kann nicht mehr tun, wenn ich zu wissen bekomme, dass ich spielen kann, dann spiele ich«, so der Spielmacher, der das Hauptproblem für die Differenzen in der Kommunikation ausgemacht hat.

Kommunikationsproblem

»Das Problem lag sicherlich in der Kommunikation. In meinen Augen hat Norwegen seine Hausaufgaben gemacht. Fakt ist, dass ich gut auf das Training reagiert habe und die CT-Untersuchungen haben gezeigt, dass der Daumen in Ordnung ist. Dann kann ich aus meiner Perspektive nicht erkennen, warum ich nicht spielen sollte. Ich will nur Handball spielen«, so Søgard Johannessen. 

 Dem 24-Jährigen ist die Situation unangenehm, aber der Wille und die Freude für Norwegen zu spielen ist ungebrochen geblieben. 
 »Da treffen natürlich zwei Interessen aufeinander. Flensburg denkt an sich und die Nationalmannschaft natürlich auch und ich stehe dazwischen. Eine schwere Situation für mich. Ich finde aber, wir haben jetzt eine gute Lösung gefunden«, so der Spielmacher. 
 Nach dem langen Einsatz zum Auftakt gegen Tunesien durfte Gøran Søgard Johannessen sich gegen Saudi-Arabien das Geschehen die komplette Spielzeit von der Bank aus anschauen, kein Zufall wie Gøran Søgard Johannessen bestätigte. 
 »Das war sicherlich auch eine kleine Reaktion auf die Gespräche mit Maik (Machulla/Red.) und Dierk (Schmäschke/Red.) und die Frage der Belastung«, so der 24-Jährige, der allerdings bei dieser Endrunde noch viel vor hat. 
 »Ich werde ganz sicher mehr und mehr Spielanteile erhalten. Ich werde das gesamte Turnier Vollgas geben. Wir haben große Ziele«, so Gøran Søgard Johannessen sichtlich erleichtert, die Probleme vorerst aus der Welt geschafft zu haben.

Berge hält sich bedeckt

Norwegens Nationaltrainer Christian Berge wollte keinen Kommentar zum Fall Søgard Johannessen abgeben, ließ sich aber entlocken, dass eine Lösung gefunden sei. 

 »Das ist ein Thema zu dem meine medizinische Abteilung Stellung bezieht. Die befindet sich im Dialog mit Flensburg. Wir haben aber eine Lösung gefunden«, so Berge, sich ziemlich bedeckt haltend. Wie die Lösung für die Herausforderung mit Gøran Søgard Johannessen genau aussieht, wollte der norwegische Nationaltrainer allerdings nicht beantworten. 
 Für Mannschaftsarzt Thomas Torgalsen bestand beim Einsatz vom 24-jährigen SG-Spielmacher kein erhöhtes Verletzungsrisiko. 
 »Der Behandlungs- und Heilungsverlauf ist hervorragend. Es gibt keinerlei Nachwehen bei Gøran Søgard Johannessen mehr. Der Daumen sah gut aus und er hat ohne Reaktion gut trainiert. Da gab es nichts, was gegen einen Einsatz gesprochen hätte«, so Torgalsen die Aufregung nicht verstehend. 
Die konnte auch Magnus Rød nicht verstehen. Der SG-Linkshänder brannte ein wahres Feuerwerk beim 40:21-Sieg gegen Saudi-Arabien ab und wurde verdient zum Spieler des Spiels gekürt. Großen sportlichen Wert hatte die Partie allerdings nicht. Zu überlegen agierte Norwegen, das nach dem 34:24-Sieg gegen Tunesien souverän mit zwei Siegen in die Weltmeisterschaft gestartet ist. 
Ob die Österreicher, die überraschend gegen Chile den Kürzeren zogen, am Montag ab 17.30 Uhr (sportdeutschland.tv) eine größere Aufgabe für Norwegen darstellen, darf bezweifelt werden.

Timo Fleth

Saudi-Arabien - Norwegen 21:40 

Saudi-Arabien: Mohammed, Alsalem Moh – Alabbas, Aljanabi, Almutairi, Alibrahim, Saeed, Alabdulali, Alfarhan, Alhulaili, Radnah, Alabas, Alsalem Mahd., Alsalem Moj., Khayri, Alsaffar.
Norwegen: Christensen, Bergerud – Sagoesen, Myrhol 3, Overby, Jøndal 4/3, Bjørnsen 1, Gullerud 2, Søgard Johannessen, O'Sullivan 1, Tangen, Reinkind, Gulliksen 6, Blonz 6, Rød 9, Lie Hansen 8.
Zeitstrafen: 2:3.
Siebenmeter: 5:3.
Schiedsrichter: Schulze/Tönnies.

Tunesien - Norwegen 24:34 
Tunesien: Missaoui, Maggaiz 1 - Majdoub 2, Alouini 1, Hosni 2, Haj Youssef, Maaref, Sanai 2, Boughanmi 4/2, Soussi 1, Jallouz 2, Jaballah 5, Bacha 1/1, Chouiref 2, Jaziri, Ben Abdallah 1.
Norwegen: Christensen, Bergerud – Sagoesen 6/1, Myrhol 6, Overby, Jøndal 9/1, Bjørnsen 3, Gullerud 1, Søgard Johannessen 3, O'Sullivan 2, Tangen 3, Reinkind 1, Gulliksen, Blonz, Rød, Lie Hansen.
Zeitstrafen: 5:5.
Siebenmeter: 3:3.
Schiedsrichter: Gubica/Milosevic (Kroatien). 

Resume

Norge er i gang ved VM - og det er Gøran Søgard Johannessen også. I SG Flensburg-Handewitt fik man fredags-slikket galt i halsen, da bagspilleren var mere end en halv time på banen i Norges første VM-kamp mod Tunesien. 

- I dette tilfælde er jeg meget irriteret og skuffet over opførslen fra de ansvarliges side på det norske landshold, lød reaktionen fra SG-træner Maik Machulla. Kommunikationen mellem det norske landshold og SG-lejren har tilsyneladende ikke været god nok, og midt i det hele står en 24-årige bagspiller, der bare nyder at spille for sit land. 
- Jeg vil bare spille håndbold, sagde Søgard Johannessen. Han scorede tre mål i Norges åbningssejr over Tunesien men fik til gengæld fri, da Norge lørdag besejrede Saudi-Arabien.