Fußball

»Der kann kicken«

Fußball

Thomas Bleicher
23. Dezember 2019, 18:10 Uhr

Max Christiansen (weißes Trikot) spielt mit dem SV Waldhof Mannheim eine starke Saison. Foto: Michael Ruffler

Mannheim. Mit gerade einmal 23 Jahren hat Max Christiansen schon viele Höhen und Tiefen des Profi-Fußballs erlebt. Vom gefeierten Zweitligameister 2015 und olympischem Silbermedaillengewinner 2016 zum Bundesliga-Absteiger und Bankdrücker in der ersten und zweiten Liga bei Ingolstadt und Bielefeld. Bei der Arminia wurde sein Vertrag im Sommer vorzeitig aufgelöst. Auf der Alm kam der Norddeutsche einfach nicht wie gewünscht zum Zuge und ein neuer Verein musste her. 

Aktuell erlebt der gebürtige Flensburger, der beim SV Adelby und Flensburg 08 die ersten Jugend-Jahre verbrachte, einen weiteren Höhenflug. Sein Wechsel zum SV Waldhof Mannheim erwies sich als goldrichtig. Sowohl für ihn persönlich als auch für den Verein. Die Waldhof-Berichterstatter in Mannheim schwärmen von Christiansen, haben ihn ihm »Kicker«-Ranking als »herausragend« in der 3. Liga eingestuft. Und auch sei Trainer Bernhard Trares ist voll des Lobes. »Es ist fantastisch, dass wir ihn bei uns haben. Er ist sehr variabel und vor allem kann er kicken. Max ist stark im Zweikampf, hat eine gewisse Größe und Schnelligkeit«, so Trares am vergangenen Sonnabend nach dem 4:3-Heimsieg gegen den Chemnitzer FC. In der Partie fiel Christiansen zwar wenig auf, aber dennoch trug er seinen Teil dazu bei, dass der SV Waldhof auf dem Relegations-Platz drei überwintert.

Gegenwart trifft Vergangenheit

Am Tag vor dem Spiel trafen wir ihn am legendären Alsenweg in Mannheim zum exklusiven Interview. Im altehrwürdigen Seppl-Herberger-Stadion, benannt nach der deutschen Trainerlegende, die zu den großen Namen in der Waldhof-Geschichte gehört, trug der Waldhof Ende der 80er Jahre seine letzten Bundesliga-Spiele aus. Und seitdem scheint dort die Zeit stehen geblieben. Die Kabinen sehen nahezu so aus wie früher und das Holzmobiliar im Presseraum hat etwas von Ur­omas-Schrankwand-Schick. An der Wand hängen Wimpel und historische Bilder, die von der ruhmreichen Vergangenheit der Mannheimer erzählen. Davor saß mit Christiansen die Gegenwart und die ist vielversprechend, wie er uns im Gespräch erklärte. Außerdem verriet uns der Mittelfeldmann, dass er Weihnachten an der Förde verbringt und irgendwann in die 1. oder 2. Liga zurück möchte, gerne mit Mannheim. 

Flensborg Avis: Max, wie ist es Ihnen im ersten halben Jahr in Mannheim ergangen?

Max Christiansen: Durchweg positiv. Ich kann nichts Negatives sagen und bereue es in keinster Weise, hier hergegangen zu sein. Ich fühle mich sehr wohl. 

Nach den Bundesliga-Stationen Ingolstadt und Bielefeld (1. und 2. Liga) haben einige es als Rückschritt angesehen, dass Sie in die 3. Liga gewechselt sind. Aber ging es nicht erstmal nur darum, wieder regelmäßig zu spielen? 
Genau, dass war das allerwichtigste. Ich habe hier die Chancen gut gesehen und gewusst, wenn ich meine Leistung bringe, würde ich sicherlich spielen. Bisher gibt mir der Trainer das Vertrauen (Christiansen, der erst kurz vor dem 2. Spieltag nach Mannheim kam, hat abgesehen von eine Gelb-Rot-Sperre immer gespielt, meist über 90 Minuten/Red.). Auch wenn ich mich selber noch nicht ganz am Limit sehe, bin ich sehr zufrieden und fühle mich wohl in der Mannschaft. 

Wie gefällt es Ihnen abseits vom Fußball in Mannheim? 
Sehr gut. Durch meinen Kumpel Pascal Groß, mit dem ich in Ingolstadt zusammen gespielt habe und der gebürtig aus Mannheim kommt, kannte ich die Stadt schon. So war es sehr einfach sich hier einzuleben. Die Entfernung in den Norden ist zwar sehr groß, aber trotzdem gefällt es mir sehr gut. 

Über Weihnachten sind Sie aber in Flensburg? 
Ja, ich bin die kompletten Feiertage dort bei der Familie. 

Kommen wir zum sportlichen, wie schätzen Sie den bisherigen Saisonverlauf ein (die Frage wurde Christiansen vor dem Sieg gegen Chemnitz als Mannheim Tabellensiebter war gestellt)? 
Wenn man unsere Spiele nicht gesehen hat, wäre es sicherlich gut, doch wenn man sie gesehen hat ist klar, es hätten sogar noch ein paar Zähler mehr sein können. Die Liga ist eng beisammen und als Aufsteiger ist es natürlich unser Ziel, so weit wie möglich weg von den Abstiegsplätzen zu liegen. Man muss die immer im Auge haben, denn es kann mit einem Sieg oder einer Niederlage schnell in beide Richtungen gehen. Und wenn man sieht, wo wir einige Punkte haben liegen lassen, wäre sogar noch mehr drin, aber insgesamt sind wir zufrieden. 

Nach dem 4:3-Sieg am vergangenen Sonnabend gegen Chemnitz (siehe Montagsausgabe) kletterte Waldhof auf Rang drei, hat nun 13 Punkte Vorsprung auf die Abstiegszone und Christiansen fügte hinzu: »Damit sind wir alle zufrieden, der ganze Verein und die Zuschauer, so kann man ins Jahresende gehen.« 

Bevor Sie nach Mannheim gekommen sind, hat der Verein Waldhof in ihrer Fußball-Welt eine Rolle gespielt? Sie sind Jahrgang 1996 und haben die großen Zeiten des SV nicht miterlebt. In Ihrer Jugend, wenn Vorbilder und Lieblingsvereine entstehen, war Mannheim keine große Nummer. 

Wenn man Fußball interessiert ist, kennt jeder Waldhof Mannheim, egal in welcher Liga der Verein spielt. Ich bin Fußball verrückt und habe mir auch Highlight aus den 80ern angeguckt und da war Waldhof dabei. Daher wusste ich immer, dass es ein großer Verein ist. Ein großer Verein, der zwar schwere Zeiten hinter sich hatte, aber jetzt wieder aufstrebt. Man muss allerdings vorsichtig sein und hoffen, dass es so weitergeht, wie es jetzt gerade läuft. 

Was ist möglich in Mannheim, Sie kennen andere Vereine aus der ersten und zweiten Liga. Was fehlt hier noch, wo muss sich der Verein weiterentwickeln, um die nächsten Schritte gehen zu können? 
Die Fanbase ist für die 3. Liga Top, das wäre auch in der 2. Liga so. Die Infrastruktur ist sicherlich noch etwas älter, aber das macht es für uns Spieler irgendwo hier auch aus. Einige von uns kennen es anders aus höheren Ligen, aber so wie wir es hier haben ist es etwas Besonderes. Es ist familiärer als in anderen Vereinen und deshalb fühlt man sich sehr schnell sehr wohl. Aber klar gibt es immer etwas zu verbessern, doch wir als Mannschaft und der Verein konzentrieren uns erstmal auf diese Saison, in der wir gut spielen wollen. 

Wie sehen Ihre persönlichen Pläne aus. Wo sehen Sie sich in einigen Jahren, ist es das Ziel in die 2. oder 1. Liga zurückzukehren, vielleicht auch mit Mannheim (Christiansens aktueller Vertrag läuft bis zum Sommer 2021/Red.)?
Auf jeden Fall. Für jeden Spieler ist es das Ziel, so hoch wie möglich zu spielen und das gilt auch für mich. Es wäre umso schöner, wenn es mit Mannheim ist, wenn ich hierbleiben kann, aber das weiß man nie. Jetzt geht es darum, dass jeder Spieler für das Team seine beste Leistung abruft und dann schauen wir wie es am Saisonende aussieht. 

Haben Sie auch den Blick für die Heimat, verfolgen Sie den Fußball in Flensburg, beispielsweise beim SC Weiche Flensburg 08? 
Natürlich. Ich kenne einige Spieler in der Regionalliga Nord und dieses Jahr steigt der erste direkt auf, da schaue ich schon wie es läuft. 

Und Flensburg wäre ein schönes Auswärtsspiel, falls der SC aufsteigt? 
Absolut, aber ich denke es wird schwer diese Saison. 

Ihr Vater Sven hat selber auch Fußball gespielt (u. a. Nord Harrislee, DGF Flensborg/Red.) und war zuletzt Trainer (A-Jugend SG mit Stjernen trainierte/Red.). Ist er eine Bezugsperson, tauschen Sie sich mit ihm aus? 
Ganz klar. Er hat selber hochklassig gespielt, hat viel Erfahrung und Ahnung vom Fußball. Er ist kritisch mir gegenüber und das ist gut so, denn das brauche ich. Wir sprechen viel miteinander und ich hole mir Rat bei ihm.

Ruwen Möller 

Vermarktung:

Mehr zum Thema