Beste Freunde: Hofmann, Steinhauser und der Ball

Handball im Norden

Thomas Bleicher
07. September 2018, 09:00 Uhr

Die Handballer Marius Steinhauser (mit Hut) und Jacob Heinl (l.) schauten vorbei, als Jonas Hofmann im Sommer mit Borussia Mönchengladbach beim SC Weiche Flensburg 08 zu Gast war. Foto: Tim Riediger

Jonas Hofmann und Marius Steinhauser kennen sich seit der Kindheit. Beide haben es in die Bundeslga geschafft. Der eine als Fußballer, der andere als Handballer. Bis heute sind sie Freunde geblieben.

Seinen Geburtstag feiert man gerne mit guten Kumpels. Da traf es sich für Jonas Hofmann gut, dass er an seinem 26. Geburtstag am 14. Juli 2018 in Flensburg zu Gast war. Mit seinem Team, Fußball-Bundesligist Borussia Mönchengladbach, gewann Hofmann ein Testspiel (4:0) beim Regionalligisten SC Weiche Flensburg 08.
Unter den 2053 Zuschauern war auch Handballer Marius Steinhauser von der SG Flensburg-Handewitt. Die beiden sind seit der Kindheit beste Freunde und da war es für »Steini« eine Selbstverständlichkeit, dass er zum Gratulieren persönlich vorbeischaute.

»Ich habe Jonas schon oft spielen sehen, in Hoffenheim, in Dortmund und auch schon in Mönchengladbach«, so Steinhauser, der selber mit den Füßen auch ganz gut mit dem Ball umgehen kann.
»Jonas´ Vater wollte mich immer bei Hoffenheim haben, aber dafür hat es dann doch nicht gereicht«, erklärt Steinhauser und muss lachen.

Beide sind in der Gemeinde St. Leon-Rot aufgewachsen und haben sich dort kennengelernt. Hofmann begann einst in der Bambinimannschaft des FC Rot mit dem Fußball. Und das obwohl er aus einer Handball-Familie stammt. Sein Opa Erwin spielte in der Feldhandball-Bundesliga für den TSV Rot und Papa Harald in der 2. Liga. Hier trainierte er später an der Seite von Michael Roth (zuletzt Melsungen) auch den TSV Östringen.
 »Ich habe Golf, Fußball und Handball gespielt. Ich musste mich entscheiden«, erinnert sich Hofmann. »Mit dem Golf habe ich zuerst aufgehört und dann wollte ich auch mit Fußball aufhören. Ich war beim Handball in der badischen Auswahl und hätte es vielleicht auch zu etwas bringen können. Aber dann kam das Angebot von Hoffenheim. Heute bin ich froh, dass ich auf die Karte Fußball gesetzt habe.«

Aus Hoffenheim ging es zur Saison 2011/12 zu Borussia Dortmund, zunächst in die zweite Mannschaft.
Steinhauser, leidenschaftlicher BVB-Fan, war von so klangvollen Namen noch weit entfernt. Zunächst spielte er Fußball und begann erst mit 14 Jahren ernsthaft mit dem Handball beim TSV 05 Rot. Die nächste Station hieß HG Oftersheim/Schwetzingen, wo er 2012 Torschützenkönig in der A-Jugend-Bundesliga wurde.
Hofmann wurde Meister mit dem BVB II und durfte bald in der Saison-Vorbereitung bei den Profis mittrainieren.
Steinhauser wechselte zu den Rhein-Neckar Löwen – die beiden Freunde kamen in ihren jeweiligen ersten Ligen an.
»Man träumt natürlich als Jugendlicher, aber es ist schon eine tolle Sache, dass wir es geschafft haben. Vor allem die Entwicklung von Marius war rasant. Seine Sprungkraft war schon immer sensationell, aber er hat verhältnismäßig spät mit Handball begonnen und es derart schnell in die 1. Liga geschafft – beeindruckend«, so Hofmann.

In Sachen Meisterschaft hat Steinhauser (l.) die Nase vorne. Drei Mal hat er sich bereits die Bundesliga-Krone aufgesetzt, Hofmann muss da noch nachziehen. Foto: Sascha Klahn

Am 16. Dezember 2012 debütierte er selber in der Bundesliga, als er beim 3:1-Auswärtssieg gegen seinen alten Verein Hoffenheim in der 89. Spielminute für Mario Götze eingewechselt wurde. Steinhauser brachte es in seinem ersten Bundes­liga-Jahr auf 23 Einsätze und 13 Treffer. Danach erlitt er zwei Kreuzbandrisse.
Hofmann wurde in der Serie 2014/15 an den FSV Mainz 05 verliehen. Auch er erlebte, was es heißt, verletzt zuschauen zu müssen. Ein Außenbandriss setzte ihn außer Gefecht. 

Zur Saison 2015/16 kehrte Hofmann nach Dortmund zurück, konnte sich unter dem neuen Trainer Thomas Tuchel aber nicht durchsetzen. In der Winterpause 2015/16 wechselte er zu Borussia Mönchengladbach, wo er einen Vetrag bis zum 30. Juni 2020 besitzt.
»Er ist für acht Millionen Euro gewechselt«, so Steinhauser, der immer noch über diese Summe staunt. »Fußball eben«, sagt der Mann von der SG. Beim Deutschen Handball-Meister liegt der Etat für die gesamte Mannschaft in dieser Größenordnung. Apropos Meister. Während Hofmann in Sachen Transfererlös die Nase vorne hat, ist Steinhauser seinem Freund bei der Titelsammlung weit voraus. Gleich drei Mal in Serie (2016 und 17 mit den Löwen sowei 2018 mit der SG) hat der Linkshänder die Deutsche Meisterschaft gewonnen.
Hofmann muss kräftig lachen, als er von den Zahlen hört.
»Drei Meisterschaften sind natürlich unglaublich, vor allem die letzte mit Flensburg. Es gibt sicher nicht viele, die mit 25 Jahren schon drei Mal Deutscher Meister sind«, so Hofmann, der seinem Kumpel jede einzelne Schale gönnt.
Wann es mit Gladbach soweit ist, kann er nicht sagen. Nur soviel: »Die Fans dürfen davon träumen. Auch wir haben Träume und es wäre natürlich eine Wahnsinns-Geschichte, aber man muss auch realistisch bleiben.«

Trafen sich im Rahmen des Supcercups in Düsseldorf, Jonas Hofmann und Marius Steinhauser (r.). Foto: Instagram-Profil der SG Flensburg-Handewitt

Bis er also selber um die großen Pokale spielt, schaut Hofmann seinem Kumpel Steinhauser gerne dabei zu. Zuletzt geschehen beim Supercup in Düsseldorf. Der Weg aus Mönchengladbach war nicht weit. Doch auch in Flensburg hat er Steinhauser schon spielen sehen, natürlich gegen die Rhein-Neckar Löwen. Umgekehrt war »Steini« auch schon in Dortmund und Mönchengladbach im Stadion – gute Freunde trifft man halt nicht nur gerne an deren Geburtstagen.

Ruwen Möller

Der Text stammt aus unserem Magazin Handball im Norden. Die komplette Ausgabe gibt es hier.