UPDATE: Der erhoffte Einstieg

Handball

Thomas Bleicher
11. Januar 2019, 21:58 Uhr

Jim Gottfridsson führte Schweden gegen Ägypten um Yehia Elderaa (r.) zum ersten WM-Sieg. (Foto: Liselotte Sabroe/Ritzau Scanpix)

Kopenhagen. Der Auftakt ist geglückt. Vizeeuropameister Schweden ist mit einem 27:24 (13:11)-Erfolg gegen Vizeafrikameister Ägypten in die WM in Deutschland und Dänemark gestartet. Damit haben die Skandinavier den ersten Sieg auf dem Weg in die Hauptrunde eingefahren und einen der unangenehmeren Gegner in der Vorrunden-Gruppe D bezwungen. Im Vorfeld hatte Jim Gottfridsson vor den Nordafrikanern gewarnt. Der Spielmacher vom Deutsche Meister SG Flensburg-Handewitt meinte: »Wenn es schief gehen kann, dann in einem Auftaktspiel gegen einen unbequemen Gegner wie Ägypten«. Beinahe wäre es auch so gekommen, doch am Ende zogen die Schweden den Kopf aus der berühmten Schlinge.
»Ich bin natürlich lieber der Held als der Sündenbock«, so Gottfridsson hinterher erleichtert. »Ägypten war der erwartet schwere Gegner und wenn man sich die anderen Ergebnisse in unserer Gruppe anschaut (Angola schlug überraschend Katar mit 24:23 und Ungarn trennte sich Unentschieden von Argentinien/Red.), kann gerade dieser Sieg noch sehr wertvoll werden.«
Bei den Schweden, die auf den erkrankten Hampus Wanne von der SG verzichten mussten, agierte Gottfridsson wie gewohnt als Spielmacher. Der SG-Mittelmann kam dabei von der Bank und musste zunächst nicht in der Abwehr spielen. Vereinskollege Simon Jepsson saß die kompeltte Partie über auf der Bank und meinte hinterher: »Es ist natürlich schade, aber okay. Wir haben gewonnen und ich habe meine WM-Premiere noch zugute.«

Vielleicht waren die Mannen von Trainer Kristjan Andresson zu Beginn von den eigenen Fans überrascht oder gar überwältigt - rund 10.000 Landsleute hatten den Weg über die Öresundsbrücke gemacht und die Royal Arena in eine blau-gelbe Heimspielstätte verwandelt. Es dauerte jedenfalls rund 15 Minuten bis sich ihre Handball-Helden mit dem Spiel und der WM angefreundet hatten, doch dann lief es. 

»Die Stimmung war fantastisch und ich danke jedem Einzelnen der den Weg in die Halle gemacht hat«, so Gottfridsson.
Vor den Augen von Ljubomir Vranjes, der ehemalige SG-Coach ist während der WM als TV-Experte in Schweden tätig, wurden die Skandinavier mit zunehmender Spieldauer sicherer und somit besser. Dabei zeigte das Kim-Duo welche Qualität die ohnehin bereits bestens besetzen Schweden mit ihnen noch dazugewonnen haben. Kim Ekdahl du Rietz agierte vornehmlich in der Abwehr und der ersten sowie zweiten Welle. Kim Andersson kam nach etwa 20 Minuten ins Spiel und am Kreis wirbelte auch der dritte Comebacker der beim Gewinn der EM-Silbermedaille vor einem Jahr fehlte, Andreas Nilsson, inzwischen mit. Kurz vor der Pause leisteten sich die Schweden, die längst das bessere Team waren, aber eine kurze Schwächephase. So kam Ägypten um den Ex-Flensburger Ahmed El-Ahmar (spielte in der Saison 2014/15 ein halbes Jahr für die SG) vor dem Seitenwechsel noch auf 11:13 heran. Dabei erzielte der Kapitän der Afrikaner drei Treffer. 

Im zweiten Durchgang setzen sich die Blau-Gelben zunächst langsam weiter ab. Der zwischenzeitliche Vier-Tore-Vorsprung schmolz aber schnell wieder bis zum 21:19 (50.) zusammen. Kurz darauf leistete sich Gottfridsson einen schwerwiegenden Ballverlust in der Offensive. Er vertändelte das Spielgerät gegen Yehia Elderaa der nach einem Konter zum 22:22 (23.) ausgleichen konnte. Mit einem Doppelschlag von Ekdahl du Rietz schien nach einer Auszeit wieder alles glatt zu laufen, doch beim 24:23 (55.) erneut ein Fehler von Gottfridsson. Nach dem 24:24 zeigte Gottfridsson jedoch welch gereifter Spieler er ist. Er bewies Anführerqualitäten und traf zum 25:24 (58.). Kurz darauf erhöhte er mit zwei weiteren Volltreffern zum 27:24-Endstand. Statt zum Depp avancierte er somit zum Matchwinner.

Schweden trifft nun am Sonntag (20.30 Uhr) auf Argentinien das zuvor 25:25-Remis gegen Ungarn gespielt hat. Ob Wanne dann mitwirken kann ist ungewiss. Laut Verbandssprecher Daniel Vandor ist er noch nicht wirklich auf dem Weg der Besserung.

Ruwen Möller