Handball

Gekommen, um zu bleiben

Handball

06. September 2019, 09:48 Uhr

Der TSV in der Saison 2019/2020. Foto: Lars Salomonsen

Die große Vorschau des TSV Nord Harrislee aus unserem Handball-Magazin.


Die zweite Saison in der zweiten Bundesliga steht an. Zwei Abgängen stehen vier Neuzugänge gegenüber.

Es bleibt dabei: Schleswig-Holstein hat weiterhin eine Frauen-Bundesliga-Mannschaft. Der TSV Nord Harrislee schaffte nach einer fantastischen Rückrunde den Klassenerhalt, wird auch 2019/20 in der 2. Bundesliga spielen. Berauschender Tempo-Handball, ein zusammengewachsenes Team: 2019 fuhr niemand gern aus Handball-Deutschland an die dänische Grenze, nicht nur aufgrund der langen Distanz. Die schnellen Gegenstöße stellten so manchen Gegner vor unlösbare Aufgaben. Nun also ein neuer Anlauf. 
»Es wird nicht leichter«, weiß Herluf Linde.
Der Trainer hat mit seinem Coaching-Team an einem Kader gefeilt, der wieder die Klasse halten und die eigenen Fans begeistern soll. »Das Tempo-Spiel wird dabei auch weiterhin ein wichtiger Pfeiler sein.« Drei Spielerinnen haben den TSV verlassen, Alina Krey zog es zurück in die Heimat nach Lübeck, wird nun für Preußen Reinfeld in der Oberliga auflaufen. Torhüterin Nane Sibbersen ging für das Studium nach Norwegen und Ann-Karolin Lache löste kurzfristig ihren Vertrag auf. Umgebaut werden muss vor allem im Rückraum: Fenja Jensen und Catharina Volquardsen sind vorerst im handballerischen Mutterschutz. Franziska Peters, in der Schlussphase der Saison Dreh- und Angelpunkt auf Rückraum Mitte, trat vom Rücktritt zurück und verstärkt Harrislees Zentrum weiterhin. Dort wird ihr nun mit Katharina Rahn eine weitere Stütze Last abnehmen. Die Spielmacherin kommt vom SV Henstedt-Ulzburg. Mit Madita Jeß verstärkt ein junges Rückraum-Talent von Oberliga-Aufsteiger TSV Alt Duvenstedt die nördlichste Mannschaft der zweiten Liga. Die Talente Lotta Heider und Matilda Pleger sind bereits im Laufe der vergangenen Spielzeit dazugestoßen und werden nun fest integriert. »Sie werden definitiv ihre Zeiten bekommen«, so Linde, »sie sind sehr fleißig, nehmen alles auf, was wir ihnen mitgeben.«
Derweil warten Mannschaft und Fans weiter auf Samiah Melfsen, die nach ihrem Kreuzbandriss Anfang 2020 erwartet wird.

Abgekühlte Euphorie

Ihre Verletzung war eine der wenigen schlechten Nachrichten der vergangenen Saison. Platz sieben war das Ergebnis einer »unglaublichen« (Linde) Saison als Aufsteiger. Früh konnte man beim TSV die personellen Weichen stellen, im Frühjahr verlängerten zahlreiche Leistungsträgerinnen und der Trainerstab. Doch: »Wir müssen es mental schaffen, uns erneut einzustellen. Das ist in einer neuen Liga - egal in welcher Sportart - völlig normal«, sagt der Trainer. »Jahr eins bedeutet: Euphorie. In Jahr zwei kühlt sich das dann vielerorts herunter. Es ist unsere Aufgabe, vor allem im Kopf, das zu lösen.« Der Gegner soll durch flexible Abwehrsysteme - im Trainingslager wurde von 6-0 über 5-1 bis 3-2-1 alles eingeübt - vor Aufgaben gestellt werden. Die schnellen Gegenzüge sollen dann den sportlichen Dolchstoß versetzen. Tore werfen kann das Team. Mannschaftsführerin Merle Carstensen avancierte zur besten Feldtorschützin der Liga, ohne einen einzigen Strafwurf kam sie zuletzt auf 179 Saisontore: Platz neun in der Gesamt-Torjägerliste.
Ein weiteres Plus bei Heimspielen: die Entfernungen. Als Nordlicht von der dänischen Grenze hatte das Team die längsten Fahrten der 2. Bundesliga. »Das Gute ist: Alle Teams mussten auch immer zu uns. Wir wissen, wie eng die Liga ist - wenn wir die vielen knappen Spiele verloren hätten, wären wir im Abstiegskamp gelandet. Wir sind jung, hungrig und wollen kämpfen«, kündigt Linde an: »Wir haben einen riesigen Respekt vor dieser Liga, aber vor allem große Lust. Wir sind gekommen, um zu bleiben.«


Finn-Ole Martins

Der Kader

Abgänge: Alina Krey (Preußen Reinfeld), Nane Sibbersen (Norwegen), Ann-Karolin Lache (Vertrag aufgelöst)
Zugänge: Madita Jeß (Alt Duvenstedt), Lotta Heider (eigene -B-Jugend), Mathilda Pleger (eigene -B-Jugend), Katharina Rahn (SV Henstedt-Ulzburg), Thabea Kautz (Holstein/Kronshagen)

Tor: Lea Tiedemann, Sophie Fasold
Feld: Milena Natusch, Thabea Kautz, Janne Lotta Woch, Lotta Heider, Matilda Pleger, Sophia Frauenschuh, Merle Carstensen, Ronja Lauf, Johanna Andresen, Franziska Peters, Katharina Rahn, Samiah Melfsen, Madita Jeß, Hanna
Klingenberg

Trainer: Herluf Linde
Co-Trainer: Peer Oliver Linde
Torwart-Trainer: Rainer Feddersen
Betreuer: Eckhard Franzke, Stephan Lache