Mattias Andersson macht Ernst und hört auf
Handball
Doch hört Andersson wirklich auf? Der neue SG-Coach Maik Machulla hat bereits angekündigt, dass er noch einmal mit dem Weltklasse-Tormann reden wolle, wenn für die nächste Saison nicht der zweite Wunschkandidat gefunden wird. Mit Torbjørn Bergerud hat Flensburg bereits einen Torwart für die Serie 2018/19 verpflichtet, doch da auch Kevin Møller geht und Rasmus Lind ohnehin nur bis Jahresende bleibt, ist ein weiterer Transfer zwingend notwendig.
Andersson ehrt das Vertrauen von Machulla und der SG, er stellt jedoch klar: »Es muss schon etwas Außergewöhnliches passieren, damit ich noch weitermache. Und eine ganze Saison wird es sicherlich nicht mehr.« Der zweifache Familienvater weiter: »Wenn Hilfe benötigt wird könnte man drüber reden, so loyal bin ich und so habe ich das auch bei der Nationalmannschaft gehalten.«
Eine kleine Hintertür bleibt also.
Geplant ist aber die Rückkehr in die schwedische Heimat. In der Krimi-Fans bestens bekannten Stadt Ystad baut Familie Andersson ein Haus.
Wie groß ist die Vorfreude auf die nächste Station?
»Im Moment ist es noch etwas gespalten. Wir freuen uns natürlich auf einen neuen Abschnitt, aber wir fühlen uns in Handewitt auch sehr wohl. Der Umzug ist noch sehr weit weg. Ich bin vor fast 20 Jahren aus Ystad weggegangen und meine Kinder kennen es dort gar nicht, sie sind in Deutschland aufgewachsen und wir sind alle sicherlich sehr deutsch geworden.« Und weiter: »Es wird natürlich spannend, aber gerade für die Kinder auch eine Herausforderung. Sie haben ihre Freunde hier, gehen hier in die Schule, aber wir werden uns auch schnell einleben. Wir haben uns immer dort heimisch gefühlt, wo wir gerade gelebt haben«, so Andersson, der 2001 nach einer halben Saison bei Barcelona zum THW Kiel ging. Nach sieben Jahren in der Landeshauptstadt folgten drei beim TV Großwallstadt, ehe er in den hohen Norden zurückkehrte.
»Außerdem werde ich in Zukunft mehr Zeit für meine Familie haben. Meine Frau glaubt mir das zwar noch nicht«, so Andersson mit einem Lächeln im Gesicht, »aber ich freue mich darauf, einen etwas normaleren Lebens-Rhythmus zu haben.«
Ganz vom Handball kann und will der zweifache Champions League-Sieger allerdings nicht lassen. »Ich habe einige Projekte, die ich angehen möchte. Ich würde gerne als Torwarttrainer arbeiten und auch meine Zusammenarbeit mit Salming ist spannend«, so Andersson, der u.a. schon mit dem schwedischen Verband über seine Zukunft gesprochen hat. »Ich habe zwei, drei interessante Angebote, mal schauen was kommt.«
Definitiv erstmal noch eine Saison bei der SG. »Wir wollen immer Titel gewinnen, dafür machen wir das hier«, so Andersson zum Thema Zielsetzung. »Ich weiß aber, wie schwer es ist, überhaupt die Chance zu bekommen, um Titel mitzuspielen«, so der Schwede, der u.a. fünf Deutsche Meisterschaften und drei DHB-Pokalsiege in seinem Lebenslauf stehen hat. »Wir haben neue, junge Spieler dabei, die benötigen Zeit. Mir persönlich ist es viel wichtiger, dass wir als Mannschaft in jedem Spiel alles geben und uns weiterentwickeln.«
Apropos, mit 39 Jahren ist dies auch für Andersson noch möglich und wichtig. »Das Training unter Maik ist schon anders. Man ist jedes Mal sehr ausgelaugt, weil doch sehr positionsspezifisch trainiert wird. Aber mir gefällt das«, so der Torwart.
Doch warum soll überhaupt im nächsten Jahr Schluss sein?
Und was bleibt am Ende nach so vielen Jahren, drei Olympischen Spielen bei denen es zwei Mal Silber gab, etlichen WM- und EM-Endrunden (Sieg 2000) und unzähligen Paraden?
»Natürlich gibt es besondere Momente wie den Champions League-Sieg mit der SG, die erste Meisterschaft mit dem THW oder auch den Erfolg im Europapokal der Pokalsieger 2012. Dieser Titel fehlte mir damals noch und es war nach den Jahren in Großwallstadt für mich der erste in Flensburg. Doch auch Niederlagen, deren Stachel tief sitzen, bleiben in Erinnerung«, so Andersson. »Ich bin stolz, dass ich so viele Jahre auf konstant hohem Niveau gespielt habe. Am Ende sind es aber vor allem die Freundschaften, die mir in Erinnerung bleiben werden. Ich habe mit vielen tollen Handballern zusammengespielt. Sicherlich wird man sich in Zukunft nicht mehr täglich sehen und das werde ich vermissen, aber ich hoffe, dass die Freundschaften auch die aktive Karriere überdauern«.
Ruwen Möller