»Zu viel Bock auf Handball«

Auswärtsspiele

03. September 2015, 15:30 Uhr

Die DHK Spieler haben kein Problem mit langen Aufwärtsfahren. (Foto: Lars Salomonsen)

Flensburg. Das der DHK (Dansk Håndboldklub) Flensborg bereit für die 3. Liga ist, wurde vergangene Woche bei 41:23-Heimsieg gegen den SC Magdeburg II im ersten Spiel der Saison eindrucksvoll unter Beweis gestellt. Für die Mannschaft und ihre Betreuer bedeutet der Aufstieg allerdings neben härteren Gegnern und kräftezehrenderen Spielen auch weitere Auswährtsfahrten. Das zeigt bereits das erste und zugleich am weitesten entfernte Auswärtsspiel gegen den Dessau-Rosslauer SV in Sachsen-Anhalt am Sonntag. Laut des Routenplaners von Google Maps eine Strecke von 523 Kilometern, die bis zur Halle des Gegners zurückgelegt und auch wieder zurückgefahren werden muss.

Vor ein oder zwei Uhr am nächsten Morgen wird man also wohl nicht wieder zuhause in den heimischen Betten sein. Dass DHK-Torwart und Kochnoob Paul Weidner auch weiterhin Zeit finden wird, um den Kochlöffel für seinen Youtube-Kanal zu schwingen, hat er uns bereits für unser Handballmagazin »Handball im Norden« erzählt, und auch seine Mitspieler gehen zuversichtlich in die Drittliga-Saison. Jammern tut keiner.

Schmerzt

Ohne das richtige Zeitmanagement allerdings wird die Mehrbelastung durch die weiten Strecken für die Spieler nur schwer machbar sein, sie sind allesamt entweder berufstätig oder Studenten. Kapitän Malte Jessen ist sogar beides. Er bestreitet sowohl ein Fernstudium in Hannover, als auch einen Job in Husum. »Da bleibt nicht viel Luft für andere Dinge«, sagt er. »Die Priorität liegt ganz klar bei der Arbeit oder dem Studium«, sagt der Kreisläufer. Aber gleich danach komme Handball, ergänzt er schnell. »Ich würde Handball niemals schleifen lassen. Keiner in der Mannschaft. Beim Training kann es natürlich mal passieren, dass etwas wichtiges ansteht, oder dass es mit dem Studium kollidiert. Aber bei einem Spiel, da müsste schon wirklich etwas ziemlich besonderes dazwischen kommen«, betont er. Nicht zuletzt, da der DHK in dieser Saison trotz des spontanen Neuzugangs Stefan Pries nur auf einen sehr kompakten Kader zurückgreifen kann. »Blocks' (Marc Blockus, Red.) Verletzung schmerzt sehr, aber wir versuchen seinen Ausfall mit der ganzen Mannschaft so gut es geht zu kompensieren. Viel passieren darf da allerdings nicht«, sagt Jessen.

Prüfungsstress

Auch für Jessens Teamkamerad Torben Sievers wird nicht viel Zeit für Hobbys außerhalb des Handballbereichs bleiben. Er lebt und studiert in Kiel, muss also neben den Krafteinheiten, die er auch in der Landeshauptstadt machen kann, dreimal die Woche nach Flensburg zum Training. Das war zwar auch schon die letzten Jahre so, doch jetzt kommen noch die langen Busfahrten hinzu. »Die Ligaeinteilung ist für Flensburg natürlich nicht günstig. Abgesehen von unserem Spiel gegen die SG Flensburg-Handewitt II und den TSV Altenholz liegen alle unsere Gegner südlich von Hamburg«, erklärt der Rückraumspieler. »Gerade wenn Spiele auf einen Sonntag fallen, wird es anstrengend werden, wenn wir nach sechs oder sieben Stunden Rückfahrt nachts wieder nach hause kommen und am nächsten Morgen schon wieder früh rausmüssen«, sagt er weiter, erzählt aber auch, wie viel Spaß die Mannschaft während der Fahrten habe. In der Prüfungsphase, in der Sievers sich auf sechs bis sieben Prüfungen vorbereiten muss, wird sicherlich die eine oder andere Trainingseinheit dran glauben müssen, schätzt er. Beruf und Studium gingen vor, das hat auch die Vereinsführung noch mal betont. Dafür sei der Verein einfach noch zu stark im Amateurbereich. Kürzer treten will er allerdings nicht. »Dafür hab ich einfach zu viel Bock auf Handball«, so Sievers.


Lennart Adam