Holstein mischt die Liga auf und begeht Feiertag

Fußball 2. Liga

18. September 2017, 18:40 Uhr

St. Pauli-Leihgabe Marvin Ducksch (l.) trifft für Holstein derzeit am Fließband. (Foto: Thomas Eisenhuth/dpa)

Kiel. Naht der Herbst, suchen die Störche in unseren Gefilden das Weite. Anders ist das mit Holstein Kiel. Dort fühlen sich »die Störche«, wie der Fußball-Zweitligist wegen seiner traditionellen Spielkleidung genannt wird, dermaßen wohl, dass sie gar nicht mehr weg wollen. 

Als Aufsteiger mischen die Kieler derzeit die 2. Liga auf. Mit vier Siegen und 13 Punkten nach sechs Spielen grüßen die Norddeutschen von der Tabellenspitze. Am Dienstag (18.30 Uhr/Sky) empfangen sie den Nordrivalen FC St. Pauli. Das Stadion mit seinen 12.000 Plätzen ist seit Wochen ausverkauft. Nach langer Durststrecke im Norden erzeugt der Meister von 1912 eine gewaltige Euphorie in der Stadt des Handballs. Die Konkurrenz ist überrascht. Dass der Neuling in seinem ersten Zweitliga-Jahr nach 36 Jahren so einschlägt, war nicht zu erwarten. »Guter Trainer, gute sportliche Leitung, gute Mannschaft. Das passt«, nennt Holsteins Präsident Steffen Schneekloth die Erfolgsformel. Was mit dem 2:2 gegen Sandhausen und einem furiosen 3:4 bei Aufstiegskandidat Union Berlin turbulent, aber nur mäßig erfolgreich begann, schlug in fünf Siege in Serie um. Einer davon stammt aus dem DFB-Pokal gegen Fast-Aufsteiger Eintracht Braunschweig.

Goalgetter Duksch

Die Mannschaft von Holstein Kiel in der 2. Liga sieht nur marginal anders aus als die aus dem Vorjahr in der 3. Liga. Trotzdem ist sie erfolgreich - oder gerade deshalb. »Die Mannschaft hatte Zeit, sich zu entwickeln. Die Bausteine wurden nach und nach zusammengefügt. Spieler brauchen Zeit, Abläufe zu verinnerlichen«, erklärt Ralf Becker, Holsteins Geschäftsführer Sport, das Modell. Der Ideengeber dafür ist Trainer Markus Anfang. Holstein Kiel demonstriert eine erfrischend offensive Spielweise. Nicht umsonst hat Anfangs Team 15 Tore erzielt, so viele wie kein anderer Zweitligist. »Die Trefferquote ist schön. Aber unsere Basis ist das Zweikampfverhalten, die Defensive«, sagt Becker. Das schärft Anfang seinen Jungs permanent ein. Deshalb war er nach dem jüngsten 3:0 bei Erzgebirge Aue erstmals rundum zufrieden. »Endlich einmal zu null gespielt. Darüber bin ich glücklicher als über die Tabellenführung«, beteuert der Trainer. Der 43-Jährige ist als Nachwuchscoach von Bayer Leverkusen an die Förde gewechselt und erweist sich als Glücksgriff. Die Partie gegen den FC St. Pauli ist für die KSV Holstein ein Riesenereignis. Sein zehneinhalb Jahren haben beide Mannschaften kein Punktspiel mehr gegeneinander bestritten. »Das wird ein absoluter Feiertag«, versichert Mittelfeldakteur Dominick Drexler. Besonders St. Paulis Leihgabe Marvin Ducksch in den Kieler Reihen steht im Fokus. Mit fünf Toren ist er derzeit bester Zweitliga-Schütze. »Ein besonderes Spiel«, meint der Torjäger. »Aber in dieser Saison liegt meine Konzentration zu 100 Prozent bei Holstein Kiel.« 


(dpa)

Splitter: Finn Jaensch wird neuer U19-Trainer bei Holstein. Dies teilte der Verein am Montag mit.

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