Handball

Melfsen arbeitet am Comeback

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28. September 2019, 08:30 Uhr

Bis es für Samiah Melfsen wieder zu solchen Situationen reicht, vergeht noch einige Zeit. Foto: Tim Riediger

Harrislee. Jede Sportlerin, jeder Sportler kennt diese Geschichte, aus eigener Erfahrung oder aus der Erzählung. »Es machte Knack und ich wusste sofort: Da ist etwas kaputt.« So schildert es auch Samiah-Alica Melfsen. Ende Februar, im Heimspiel gegen die HSG Gedern / Nidda, verdreht sich die Außenspielerin des TSV Nord Harrislee bei einer Abwehr-Aktion das Knie.

»Es war keine unsportliche Situation, nur eben eine unglückliche«, sagt Melfsen im Rückblick. »Da ich vor rund sieben Jahren schon einmal einen Kreuzbandriss in dem Knie erlitten hatte, war meine Hoffnung groß, dass es nun nicht ganz so schlimm sein wird.« Der Schmerz damals sei viel größer gewesen. Doch dann kam die Diagnose, sie war niederschmetternd: Wieder das Kreuzband. 


Seitdem heißt es Heilung, Aufbau-Training, Motivation, jeden Tag wieder. »Mein Zeitplan ist voll«, so die Rechts-Außen, der neben Krankengymnastik ein Aufbau-Programm in der Flensburg-Akademie absolviert, individuell auf Melfsens Bedürfnisse abgestimmt. Sie ist zudem bei fast jedem Mannschaftstraining dabei. »Passen, Werfen, das klappt alles. Nur im Kontaktbereich muss ich mich noch zurückhalten«, sprich: wenn es im Training endlich zur Sache geht. Doch der Heilungsprozess verlaufe zufriedenstellend, sagt Melfsen. 

Anfang 2020 möchte sie wieder auf der Platte stehen. »Ich stehe in ständigem Austausch mit Trainern, Physiotherapeuten und Ärzten.« Jeder, der den »Comeback-Stronger«-Weg schon einmal durchlaufen musste, weiß, was das bedeutet. Wie fordernd eine solche Diagnose ist. Die größte Herausforderung ist der Kopf. »Ich bin definitiv stärker geworden«, sagt Melfsen. »Mental hat mich diese Verletzung nach vorn gebracht.« Außerdem, glaube sie, habe sie nun eine objektivere Sicht auf das Spiel. 

»Weil ich nicht im aktiven Spielgeschehen bin, bekomme ich andere Blickwinkel.« Die Tatsache, nicht eingreifen zu dürfen, macht aus der Spielerin Melfsen schon fast einen Fan: »Ich bin nervöser vor einem Spiel als die Mannschaft«, lacht sie. 

Das nächste Mal Anspannung steht dabei am Sonnabend an, wenn es in Waiblingen im Top-Spiel der zweiten Liga um Punkte geht (Anpfiff 20 Uhr). »Dass wir hohe Hürden reißen können, haben wir vor zwei Wochen in Berlin gezeigt«, analysiert die in dieser Woche 27 Jahre alt gewordene Spielerin. Und während sich ihr Team auf den Weg in den Süden macht, arbeitet sie weiter: Um bald auch als Aktive wieder mit dabei sein zu können - und nicht nur als Zuschauerin.

Finn-Ole Martins