Handball DHB-Pokal

Update 2: Meister fand erneut seinen Meister

Handball DHB-Pokal

Thomas Bleicher
03. Oktober 2019, 18:44 Uhr

Holger Glandorf hatte mit der SG einen harten Stand gegen Hannover um Evgeni Pevnov. Foto: Tim Riediger

Flensburg. Achtelfinale, Heimspiel und DHB-Pokal – keine gute Kombination für die SG Flensburg-Handewitt unter Trainer Maik Machulla. Nach 2017 gegen die Füchse Berlin und 2018 gegen den SC Magdeburg scheiterte der Meister diesmal an der TSV Hannover-Burgdorf. Wie schon vor einer Woche in der Liga (22:23) verlor die SG gegen die Niedersachsen, die weiter das Team der Stunde sind. Nach 60 aus Flensburger Sicht schwachen Minuten hieß es am Ende 20:26 (9:15).

»So froh, wie sie in Hannover sind, so enttäuscht sind wir in Flensburg«, sagte ein sichtlich niedergeschlagener Machulla nach dem Pokalaus. »Es ist eine sehr enttäuschende Situation für uns, dass wir nicht mehr im Pokal dabei sind. Wir müssen nun die richtigen Konsequenzen ziehen und uns überlegen, wie wir weiterarbeiten. Wir benötigen eine andere Präsenz im Angriff und der Abwehr, denn so gewinnen wir keine Spiele.«
Dabei bgeann die SG gut: Torbjørn Bergerud hielt den ersten Ball und Jim Gottfridsson verwandelte nach wenigen Sekunden einen Siebenmeter. Nach zehn Minuten war allerdings der Gast aus Hannover mit 4:2 vorne. Ein Ball übers Tor, ein Pfostentreffer und zwei weitere Fehlwürfe gegen den starken TSV-Keeper Urban Lesjak – die SG traf das Tor nicht. Die Recken waren wie schon vor einer Woche in der Liga der erwartet unangenehme Gegner. Vor allem ihre offensiv interpretierte 6-0-Abwehr mit ständig herausstürmenden Gegenspielern schmeckte dem vierfachen Pokalsieger Flensburg nicht.
SG-Coach Maik Machulla stellte um und versuchte es mit der 5-1-Deckungsvariante. Vorne wurde aber einfach zu viel liegen gelassen. Gøran Johannessen überdrehte nun völlig und ließ sich zu unüberlegten Würfen hinreißen. Die Folge: eine 7:4-Führung (16.) für Hannover, Auszeit SG. Es wurde aber noch schlimmer und stand bald 4:9 (20.) aus Sicht der Hausherren. Fatal: Gottfridsson hatte sich in einem Zweikampf verletzt, musste auf die Bank. Ohne ihn agierte der Angriff unterirdisch. Laufwege, Abstimmung, Timing, Würfe – nichts davon passte.
Die SG spielte ihre wohl schwächste Halbzeit in der Amtszeit von Machulla und lag zur Pause verdient mit 9:15 hinten. 

»Ich werde jetzt aber nicht den Stab über meine Spieler brechen«, nahm der Trainer seine Schützlinge in Schutz. Die hohe Belastung mit Top-Spielen im Drei-Tages-Rhythmus macht ihm zwar »Sorgen«, aber als Ausrede wollte er sie auch nicht als gelten lassen. »Es ist nun mal so. Der Spielplan meint es nicht gut mit uns, am Sonntag geht es gegen die Füchse Berlin, aber wir machen das seit Jahren. Es gilt aber, am Sonntag eine bessere Leistung zu zeigen.«
Am Sonntag um 13.30 Uhr (live Sky) empfängt die SG die Berliner und bis dahin will Machulla seine Spieler »wieder aufrichten, neue Energie geben«, schließlich möchten die Flensburger ihre »weiteren Saisonziele verfolgen und erreichen.«
Mit dem Aus im Pokal ist das erste Ziel - das Final 4 in Hamburg - futsch und das nervte auch den Manager. »Ich bedauere die Niederlage sehr, aber wir hatten von Anfang an keine Chance«, so Dierk Schmäschke.
Zur zweiten Halbzeit kehrte Gottfridsson zurück. Der Schwede war es, der sein Team nach dem 9:16 (31.) und 11:18 (36.) mit seinen Einzelaktionen und Toren im Spiel hielt. Mit seinem fünften Treffer verkürzte er auf 14:18 (38.).
Kurz darauf musste der Schwede nach einem Gesichtstreffer erneut raus und behandelt werden (45.). Doch ob mit oder ohne Spielmacher, dichter als auf vier Tore (17:21/50.) kamen die Hausherren nicht mehr heran.
Während die SG somit erneut beim Final Four zugucken muss, kann Hannover sich mit einem weiteren Sieg im Viertelfinale für das Finalturnier in der Hansestadt qualifizieren. Gegner in der nächsten Runde sind die Rhein-Neckar Löwen. Dies ergab die Auslosung im Anschluss an die Partie in der Halle. Die weiteren Partien lauten:
MT Melsungen gegen Füchse Berlin, Stuttgart gegen THW Kiel und Ludwigshafen gegen Lemgo.
Für die SG gilt es nun, sich schnell aufzurichten. »Berlin ist kein leichter Gegner, aber wir müssen die Mannschaft bis zum Wochenende wieder aufbauen, das ist unsere Aufgabe«, so Schmäschke. »Es ist lange her das wir solch eine Niederlage kassiert haben, damit müssen wir aber auch umgehen und jetzt auch zusammenstehen. Hoffentlich kommt gegen Berlin die Lockerheit zurück«, wünscht sich der Manager und sprach damit ein für Machulla zentrales Thema an, weshalb es bei seinem Team derzeit nicht rund läuft. »Die Lockerheit der Meisterteams haben wir derzeit nicht. Die Jungs fangen an nachzudenken und dann ist es schon zu spät«, so Machulla. Vor allem Simon Jeppsson, aber nach viele misslungenen Aktionen auch Johannessen wirkten gegen Hannover stark verunsichert. Neuzugang Michal Jurecki will zu viel, ist noch nicht integriert und Holger Glandorf scheint nach seinem Comeback noch nicht bei 100 Prozent. Magnus Rød ist nicht mehr bei vollen Kräften, weil der Dauerbrenner allmählich ausgebrannt wirkt. »Wir dürfen deswegen jetzt aber nicht die Geduld verlieren. Wir haben das auch in den letzten zwei Jahren immer geschafft und werden auch jetzt Lösungen finden«, so Machulla.

Ruwen Möller

Statistik

SG Flensburg-Handewitt: Bergerud, Buric – Golla, Hald 1, Lier n. e., Glandorf, Svan, Jeppsson 1, Jøndal 2, Versteijnen n. e., Steinhauser 4/3, Zachariassen, Johannessen 4, Gottfridsson 6/1, Jurecki, Rød 2
TSV Hannover-Burgdorf: Ebner, Lesjak – Cehte 1, Martinovic 4, Patrail 1, Thiele, Pevnov 3, Jönsson, Böhm 2, Ugalde 5, Olsen 4, Donker, Brozovic 1, Feise, Kastening 5/3, Büchner
Schiedsrichter: Colin Hartmann/Stefan Schneider
Zuschauer: 4855
Siebenmeter: 5/4:3/3 (Gottfridsson scheitert an Lesjka)
Zeitstrafen: 4:2 (Svan, Johannessen, Hald, Zachariassen - Brozovic, Pevnov)