Die SG bleibt oben dran: Update

Handball

15. Mai 2016, 19:19 Uhr

Flensburger Jubel in Kiel. Hampus Wanne, Thomas Mogensen und Tobias Karlsson (v. l.) haben mit der SG das Derby gewonnen. (Foto: dpa)

Kiel. Ljubomir Vranjes und seine Spieler haben schon eine Menge mitgemacht, aber das hatte aus dem aktuellen Kader der SG Flensburg-Handewitt noch keiner erlebt. Zum ersten Mal seit dem 18. November 2003 (31:29) gab es einen Bundesliga-Auswärtssieg beim THW Kiel. Mit 28:26 (12:14) gewann die SG völlig verdient in der Landeshauptstadt. 


Während die Flensburger damit ihre Titelchancen aufrecht erhielten und bis auf einen Punkt an Spitzenreiter Rhein-Neckar Löwen heran­rückten, verabschiedete sich Titelverteidiger Kiel aus dem Meisterschafts-Kampf. Bei noch drei ausstehenden Begegnungen sind vier Zähler Rückstand und ein deutlich schlechteres Torverhältnis eine zu hohe Hypothek für die »Zebras«. Und noch schlimmer: Die erste Heim-Niederlage in der Liga seit 1253 Tagen bedeutet, dass Kiel ausgerechnet der SG die direkte Champions League-­Qualifikation überlassen muss. Im SG-Lager wollte das zwar noch niemand aussprechen, aber angesichts des Restprogramms und drei Punkten Vorsprung ist Flensburg die Königsklasse kaum noch zu nehmen (Kiel muss als Dritter auf die Wildcard setzen).

In Form der zweiten Meisterschaft nach 2004 könnte es für die SG sogar noch mehr geben. Immerhin muss der Klassenprimus Rhein-Neckar Löwen als nächstes beim Angstgegner HSG Wetzlar (Sonntag, 17.30 Uhr) antreten. »Die Meisterschaft wird in der letzten Sekunde des letzten Spiels entschieden«, prognostiziert SG-Geschäftsführer Dierk Schmäschke und versucht auch psychologisch den Druck auf die Mannheimer zu erhöhen. Sportlich hat die SG es mit den beiden Siegen in Melsungen und Kiel ohnehin getan. »Wir haben uns nach dem Pokal­finale gesagt, dass wir unsere Hausaufgaben machen wollten. Das haben wir getan und ich bin stolz auf das Team. Die Mannschaft hat eine super Moral und ist nach dem Tiefschlag in Kielce (Aus in der Champions League/Red.) in jedem Spiel ans Limit gegangen. Wir haben uns die Titelchance erhalten und das war uns wichtig.« Dies gilt auch in den letzten drei Saisonspielen gegen den ThSV Eisenach (Sonnabend, 15 Uhr), den TVB 1898 Stuttgart und den Bergischen HC. Danach wird sich zeigen, wozu es gereicht hat. 


Derweil können die Flensburger in vollen Zügen den 31. Sieg im 88. Landesderby gegen Kiel genießen und sich als klare Nummer eins im Norden feiern lassen. Von den sechs Duellen mit dem Erzrivalen in dieser Saison hat Flensburg-Handewitt vier gewonnen. Lediglich im Heimspiel der Champions League und im Supercup hatten die »Zebras« die Nase vorn. Ansonsten gab es nur für die Flensburger Grund zum Jubeln. Vor allem der 34:27-Erfolg im Pokal-Viertelfinale am 16. Dezember in der Sparkassen-Arena war eine Demütigung für Kiel. Vom Ergebnis fiel es diesmal nicht so deutlich aus, bis auf einen Hänger vor der Pause waren die Gäste aber auch am Sonntag wieder das klar bessere Team. Frühzeitig ging Flensburg mit 7:3 (11.) in Front. Da aber Kiels dänischer Nationalkeeper Niklas Landin stark hielt, führte der THW zur Pause (14:12).

Mahé bärenstark

»Wir haben in den ersten 20 Minuten fast überragend gedeckt. Das hat natürlich Kraft gekostet. Als ich gewechselt habe, haben wir das Spiel aus der Hand gegeben. Ich hatte aber immer ein gutes Gefühl«, sagte Vranjes, der den Schlüssel zum Sieg in der Umstellung der Abwehr von einer 6:0- auf eine 5:1-Variante im zweiten Durchgang sah. In dieser offensiveren Formation agierte Kentin Mahé als Spitze. Der Franzose verdiente sich ebenso wie Kapitän Tobias Karlsson ein Sonderlob von Vranjes. Völlig zurecht. Während Karlsson wie gewohnt die Defensive ordnete, zeigte Mahé auch im Angriff ein überragendes Spiel. Der Weltmeister von 2015, in der Hinrunde oft noch zu sprunghaft und deshalb mit vielen Fehlern in seinem Spiel, ist aktuell in bärenstarker Verfassung. Oft war er nur durch Foulspiel zu stoppen. So auch in der 57. Minute als ihn Kiels Christian Dissinger (57.) unsanft bremste und dafür die Rote Karte sah. Das Derby in der mit 10.285 Besuchern, darunter auch Bundestrainer Dagur Sigurdsson, ausverkauften Kieler Arena war zu dem Zeitpunkt allerdings schon entschieden. Entsprechend ruhig war es geworden und in dem weiten Rund gab es lediglich vom Oberrang immer wieder ein »Derbysieger, Derbysieger« zu hören.


Ruwen Möller 

THW Kiel: Landin, Katsigiannis (bei einem 7m) – Duvnjak 6, Brozovic, Dissinger 2, Canellas, Vujin 2, Wiencek 2, Ekberg 7/5, Klein 4, Jaanimaa 3 


SG Flensburg-Handewitt: Andersson, Møller (bei einem 7m) – Karlsson, Glandorf 5, Mogensen 6, Svan 3, Wanne 3, Djordjic, Jakobsson, Toft Hansen 1, Gottfridsson 2, Mahé 6/5, Kozina 2, Eggert n.e., Radivojevic n.e., Zachariassen n.e. 

Schiedsrichter: Schulze/Tönnies (Magdeburg/Dodendorf) 
Zeitstrafen: 4:9 Minuten (Duvnjak, Dissinger, Wiencek, Ekberg - Karlsson 2, Kozina 2, Mogensen, Svan, Jakobsson, Toft Hansen, Mahé) 
Rote Karte: Dissinger (57., Foulspiel) 
Siebenmeter: 5/5:5/5 
Zuschauer: 10.285 (ausverkauft)