Katerstimmung in Flensburg

Nach der Niederlage

04. Dezember 2015, 08:00 Uhr

Es tat weh. Rasmus Lauge (mit Ball) und seine SG mussten gegen die Rhein-Neckar Löwen um Kim Ekdahl du Rietz und Gedéon Guardiola (l.) einiges einstecken - auch eine erneute Heimpleite. (Foto: Lars Salomonsen)

Flensburg. Der Meisterschaftszug ist für die SG Flensburg-Handewitt vorerst abgefahren. Ganz vorne in der ersten Klasse sitzen weiterhin die Rhein-Neckar Löwen und zwar in einem Einzelabteil ohne Begleitung. Mit 32:25 (18:10) gewann der Tabellenführer beim bis dahin schärfsten Verfolger und baute seinen Vorsprung an der Tabellenspitze weiter aus. 


Für die SG war es schon die dritte Heimpleite gegen die Süddeutschen in Folge. Zudem waren es in dieser Saison bereits die Punktverluste vier und fünf vor eigenem Publikum - definitiv zu viel, um deutscher Meister zu werden. »Wir hatten uns viel vorgenommen, in der ersten Halbzeit ist leider alles schief gelaufen. Wir hatten Probleme mit der 5-1-Abwehr der Löwen und unsere Wurfquote war nicht überragend«, analysierte ein enttäuschter SG-Trainer Ljubomir Vranjes. Wie ein gutes Steak waren die Gäste aus Mannheim im Spitzenspiel des 16. Spieltags auf den Punkt bereit. Das SG-Spiel war hingegen ungenießbar. Vor allem die erste Halbzeit muss als katastrophal bewertet werden. Vorne ging nichts, hinten gab es ungewohnte Schwächen und das gegen einen Gegner, der einen Sahnetag erwischte. Höhepunkt der Löwen-Machtdemonstration war die Szene aus der 13. Minute. In Unterzahl hatten die Gäste Torwart Mikael Appelgren rausgenommen und Spielmacher Andy Schmid das Leibchen des zusätzlichen Feldspielers übergestreift. Bei einem Konter der SG konnte nicht gewechselt werden und Schmid musste ins Tor - der Schweizer blieb im Eins-gegen-Eins-Duell mit Lasse Svan Sieger. SG-Mittelmann Thomas Mogensen wurde nach zwei haarstäubenden technischen Fehlern kurz darauf ausgewechselt (15.). Nach 20. Spielminute musste auch Mattias Andersson das Feld verlassen. Null Paraden standen auf dem Statistik-Zettel. Holger Glandorf, der ohne den weiterhin verletzten Johan Jakobsson im rechten Rückraum auf sich alleine gestellt war, blieb oftmals im Gäste-Block hängen. Und so fügte sich ein negatives Puzzleteil zum anderen.

Referees in der Kritik

Hinzu kam, dass die Flensburger mit den Unparteiischen haderten. Trainer Ljubomir Vranjes kritisierte Fabian Baumgart und Sascha Wild - ungewöhnlich für den Schweden - in aller Öffentlichkeit (siehe nebenstehender Artikel). Dies geschah unmittelbar nach dem Spiel und es waren noch reichlich Emotionen dabei. Doch auch ohne Vereinsbrille müssen sich die beiden Referees den Vorwurf gefallen lassen, dass auch sie nicht ihren besten Tag erwischten. Es gab zweifelhafte Pfiffe auf beiden Seiten. Kurz vor der Pause lief ihnen die Begegnung für einige Momente komplett aus dem Ruder. Die norddeutsche Fanseele kochte über und es flogen Gegenstände aufs Spielfeld. Zu dem Zeitpunkt waren die Löwen allerdings längst enteilt und zwar nicht auf Grund von Schiedsrichterentscheidungen, sondern weil sie spielten wie der kommende Meister. »Ich bin unglaublich zufrieden und sehr stolz auf meine Mannschaft«, so der dänische Löwen-Coach Nikolaj Jacobsen hinterher. »Die erste Halbzeit war wahnsinnig gut, da haben wir den Grundstein für den Sieg gelegt.« Vor allem mit der taktischen Maßnahme, Hendrik Pekeler in der Spitze der 5-1-Defensive agieren zu lassen und so das Tempo aus dem SG-Spiel zu nehmen, wussten die Mannheimer zu überzeugen. In schier aussichtsloser Lage steckten die Hausherren allerdings nicht auf und kämpften sich nach der Pause wieder ran. Jetzt zeigte auch das Publikum wieder sein positives Gesicht und peitschte die SG frenetisch nach vorne. Beim 19:22 (44.) und 20:23 (47.) schien die Partie zu kippen. Die Löwen behielten jedoch im Stile eines Titelanwärters die Ruhe und fuhren am Ende einen laut Vranjes »verdienten« Sieg ein. »Wir haben trotzdem bis zum Ende gekämpft und in der zweiten Halbzeit versucht, die Partie zu drehen. Allein es war nach dem 10:18 schwer«, so Vranjes. Dem Schweden war es dennoch wichtig, dass sein Team sich nicht hängen ließ - vor allem in Bezug auf die Fans. »Die waren überragend«, so Vranjes. Wenn auch nur ein schwacher, so war die Aufmunterung der Fangemeinde direkt nach Abpfiff, sowie am Donnerstag in den sozialen Netzwerken, ein Trost für die SG, die im Spitzenspiel das deutlich schwächere Team war. Für die Flensburger gilt es jetzt schnell wieder aufzustehen. Bereits am Sonntag (19.30 Uhr) geht es in der Champions League bei Besiktas Istanbul weiter.