Meisterschaft in weiter Ferne

Handball-Bundesliga

Thomas Bleicher
22. April 2016, 09:07 Uhr

Kevin Møller sehnte das Glück herbei. In Magdeburg erhielt der Däne die meisten Spielanteile im Tor. Sein Trainer Ljubomir Vranjes verteidigte diese Entscheidung. (Foto: Jens Wolf, dpa)

Magdeburg. Es war nicht der Tag der SG Flensburg-Handewitt. Beim SC Magdeburg fand der Tabellenzweite nie wirklich seine Bestform und musste sich am Ende mit einem 23:23 (11:9)-Unentschieden begnügen. Dadurch vergrößerte sich der Rückstand auf Spitzenreiter Rhein-Neckar Löwen nach Minuspunkten auf drei Zähler (die Mannheimer haben ein Spiel weniger absolviert, 25 Spiele, 44:6 Punkte).

Mittlerweile muss Flensburg(26/43:9) bereits auf zwei Ausrutscher der Süddeutschen hoffen. Da ist es für die SG auch nur ein schwacher Trost, dass Erzrivale THWKiel (25/42:8) beim 22:22 in Balingen ebenfalls einen Punkt liegenließ.

Vranjes: »Wir geben nicht auf«

»Guckt man auf das Restprogramm, wird es natürlich schwer. Aber die Rhein-Neckar Löwen müssen auch erstmal ihre Spiele gewinnen - und wir geben auf jeden Fall nicht auf«, sagt SG-Trainer Ljubomir Vranjes.
Gegen Magdeburg fiel am Ende schwer ins Gewicht, dass die Fingerverletzung von Thomas Mogensen (wir berichteten) einen Einsatz des Dänen verhinderte. Der Spielmacher fehlte als ordnende Hand. Auch wenn die SG einen breiten Kader hat und Vranjes viele Varianten versuchte, ohne den Kopf des Spiels ging es nicht.
Dies lag auch an starken Gastgebern, allen voran dem überragenden dänischen Nationaltorwart Jannick Green. Ingesamt sind die »Gladiators«, obwohl weiterhin nur Zehnter, wieder auf dem Weg zu der Form aus der Vorsaison, die sie als Vierter beendeten. Unter Bennet Wiegert ist der SCM wiedererstarkt und jetzt seit sieben Partien unbesiegt.

Auf der Torwartposition verpokert?

Zudem muss sich Vranjes die Frage gefallen lassen, ob er sich diesmal auf der Torwartposition verpokert hat?
Vranjes ließ Kevin Møller anfangen. Der hatte zuletzt gegen Lübbecke eine ansprechende Leistung gezeigt und Vranjes angesichts der vielen wichtigen Spiele in wenigen Tagen vorab angekündigt, dass er »Verantwortung verteilen« wollte. Weltklasse-Mann Mattias Andersson saß zunächst nur auf der Bank und kam lediglich für drei Siebenmeter auf die Platte. Zwei davon hielt er. Ab der 45. Minute durfte der Schwede dann im Kasten bleiben und gab seinem Team spürbar Sicherheit. Die Gäste holten einen 12:17-Rückstand (40.) auf und gingen mit 23:21 (58.) in Führung.
»Man kann es auch so sehen: Mit Mattias haben wir zuvor dreimal in Magdeburg verloren, mit Kevin haben wir einen Punkt geholt«, verteidigte Vranjes seine Entscheidung. »Es ist nicht immer das Beste für die Mannschaft, was andere Leute denken, was das Beste ist.«

Bärendienst von Radivojevic

In der Schlussphase dann leistete sich Bogdan Radivojevic ein unnötiges Foul und kassierte seine dritte Zeitstrafe und somit die Rote Karte. Auch der Serbe muss sich Kritik gefallen lassen. Im Angriff durchaus überzeugend, bleibt die Abwehr seine Schwachstelle. Er entwickelt sich kaum weiter und erwies seinem Team in diesem Fall einen Bärendienst.
Angesprochen auf Radivojevic sagte Vranjes: »Ich finde Bogdan spielt gut in der Abwehr. Diesmal hat er aber einige Schwierigkeiten gehabt. Die letzte Zwei-Minuten-Strafe kam uns teuer zu stehen.«
Mattias Andersson hielt zwar noch einen weiteren Siebenmeter, doch Sekunden vor Schluss gelang dem Dänen Jacob Bagersted der verdiente Ausgleich.
Für Flensburg heißt es jetzt umschalten. Am Sonnabend steht die Königsklasse an, ein anderer Wettbewerb. Um 17.30 Uhr gastiert der polnische Meister Kielce zum Viertelfinal-Hinspiel im hohen Norden.

Ruwen Möller

Statistik zum Spiel

SC Magdeburg: Green – Bagersted 1, Grafenhorst 2, Haaß 2, Bezjak, Weber 5/2, Musche 1, Damgaard 5, Zelenovic 4/2, Musa 1, Rojewski, Lemke 2.
SG Flensburg-Handewitt: Andersson (ab 46. und bei drei 7m), Møller – Karlsson, Eggert 6/2, Glandorf 3, Svan, Djordjic, Jakobsson, Toft Hansen 3, Gottfridsson 2, Lauge 3, Mahé 3, Radivojevic 3, Kozina.
Schiedsrichter: Immel/Klein (Tönisvorst/Ratingen).Zeitstrafen:2:5 (Musa, Haaß – Radivojevic 3, Lauge, Gottfridsson).
Rote Karte: Radivojevic (58., dritte Hinausstellung)
Siebenmeter: 7/4:2/2 (Weber, Musche und Zelenovic scheitern an Andersson)
Zuschauer: 6542