Toller Einstand für Jöhnck

Handball-Bundesliga

Thomas Bleicher
18. März 2016, 09:12 Uhr

Du packst das! Der dänische Spielmacher Thomas Mogensen (li.) gibt dem Bundesliga-Neuling Tore Jöhnck motivierende Worte mit auf den Weg. (Foto: Lars Salomonsen)

Flensburg. Das Telefon klingelte morgens gegen 10 Uhr. BWL-Student Thore Jöhnck lernte gerade für seine Klausur in Rechnungswesen, als ihn der Co-Trainer des Handball-Bundesligisten SG Flensburg-Handewitt, Maik Machulla, am anderen Ende der Leitung fragte, was er denn am Abend so vorhätte und ob er nicht seinen Zuschauerplatz mit der SG-Bank tauschen könne.

Das konnte er. Und wie. Nach genau 56:04 gespielten Minuten beim Bundesliga-Heimspiel gegen die HSG Wetzlar betrat der 20-Jährige bei einem Siebenmeter das Parkett. Maximilian Holst warf vorbei, Jöhnck hielt noch einen schweren Ball und konnte sich beim Schlusspfiff nicht bloß über einen 35:23 (16:12)-Sieg, sondern noch dazu über ein gelungenes Bundesliga-Debüt freuen. »Das ist das, worauf ich immer hinarbeite. Das ist mein Ziel, nun hat es früh geklappt«, sagte Thore Jöhnck, der in den Kader rutschte, weil Star-Keeper Mattias Andersson mit Fieber flach lag. 

Holpriger Start

Das Heimspiel gegen Wetzlar in einer ausverkauften Flens-Arena begann holprig für die Hausherren. Die SG, die ohne den dänischen National-Linksaußen Anders Eggert (Pause), Kreisläufer Jacob Heinl (Sehnenanriss im Oberschenkel, laut SG 4-6 Wochen Pause), den langzeitverletzten Anders Zachariassen und eben Mattias Andersson agierte, liefen anfangs einem Rückstand hinterher. Vorne schlichen sich einige Unkonzentriertheiten ein, hinten wackelte die Abwehr und in der ersten Phase sah auch Torwart Kevin Møller, der später stark hielt, mehrfach unglücklich aus in seinen Aktionen.
Mit einem gelungenen Zwischenspurt von 8:9 auf 13:9 nahm die SG dann aber das Heft des Handelns in die eigene Hand. Nach dem Wechsel gab es dann überhaupt keinen Zweifel mehr da­ran, dass die SG die beiden Punkte an der Förde behalten sollte. Über 21:14 und 28:18 wuchs der Vorsprung weiter an und SG-Trainer Ljubomir Vranjes nutzte die Überlegenheit, um Spielern Verschnaufpausen und anderen Einsatzminuten zu geben. Wie eben Jöhnck, dem nach Abpfiff im Bauch der Flens-Arena die Teamkollegen reihenweise auf die Schulter klopften und der - ob des Debüts - ein begehrtes Ziel der Presse war. »Ihr müsst ihn nicht fragen - er hat nicht alles gehalten«, scherzte SG-Rechtsaußen Lasse Svan im Vorbeigehen.

Bleibt auf dem Teppich

Jöhnck bleibt eh auf dem Teppich. »Ich weiß, dass ich hinter Mattias Andersson und Kevin Möller stehe. Wenn ich aber eine Chance erhalte wie heute, dann nehme ich sie gerne mit«, sagte Jöhnck, der für gewöhnlich im Juniorteam der SG (3. Liga) unter der Latte steht.

Während er den Mittwochabend noch lange in Erinnerung behalten dürfte, steckt die SG Flensburg-Handewitt längst in den Vorbereitungen auf das nächste Highlight. Am Sonnabend (17.30 Uhr, Liveticker auf FL-Arena.de) geht es im Achtelfinal-Hinspiel der Champions ­League zum frischgebackenen französischen Pokalsieger Montpellier HB. Am Donnerstagnachmittag stand - laut Ljubomir Vranjes - noch nicht abschließend fest, ob Mattias Andersson die Reise per Bus und Flieger nach Montpellier antreten kann - wenn nicht, würde Jöhnck sicherlich gerne wieder helfen.

SG Flensburg-Handewitt: Jöhnck, Møller – Karlsson, Glandorf 5, Mogensen 4, Svan 6, Wanne 1, Jakobsson 1, Toft Hansen 2, Gofffridsson 1, Lauge Schmidt 4, Mahé 4/2, Radivojevic 4, Kozina 3, Eggert (n.e.), Djordjic (n.e.).
HSG Wetzlar: Wolff, Nikolai Weber – Prieto Martos, Lipovina, Rompf 2, Ferraz 6, Sebastian Weber 1, Müller, Holst 3/3, Hahn 1, Bliznac 7, Klesniks, Kohlbacher 1, Mirkulovski 2.
Schiedsrichter: Hanspeter Brodbeck/Simon Reich
Zuschauer: 6300 (in der ausverkauften FLENS-ARENA)
Zeitstrafen: 4:5
Siebenmeter: 3/2 (Mahé scheitert an Wolff) – 4/3 (Holst wirft neben das Tor)


Von Marc Reese