Landesderby als Medizin

Handball

10. Mai 2018, 08:00 Uhr

Mattias Andersson bestreitet am Donnerstag sein letztes Derby. (Archivfoto)

Flensburg/Kiel. Seit Montag ist das Champions-League-Debakel von Montpellier abgehakt und der Blick geht voraus. Dabei gerät eine schwierige, aber zugleich ewig spannende Aufgabe ins Blickfeld der SG Flensburg-Handewitt. Am Donnerstag (19 Uhr/live Sky) kommt es in Kiel zum 97. Landesderby mit dem THW. Für die Gäste geht es dabei in erster Linie um zwei wichtige Punkte im Kampf um Rang zwei und darum, die rechnerische Minimalchance auf die Meisterschaft aufrecht zu erhalten. Es geht aber auch darum, sich für das Europacup-Aus zu rehabilitieren und wie immer im Nachbarschafts-Duell ums Prestige. Ganz besonders weil der THW - mal abgesehen von einem bedeutungslosen Testspiel (28:25 für die SG) in der Vorbereitung - in dieser Saison in Sachen Nordderby die Nase klar vorne hat. Nach dem 20:20 in der »Königsklasse« in Kiel, gewannen die Zebras beide Auswärtsspiele in Flensburg (30:33 Champions League/27:35 Bundesliga). 

»Es geht um zwei wichtige Punkte in der Liga«, so Machulla, der seine persönlichen Interessen nicht im Vordergrund sieht. Mit ihm als Chefcoach hat die SG noch kein Landesderby gewonnen. »Darum geht es nicht«, so der 41-Jährige. »Ein Sieg gegen Kiel ist aber immer schön und es wäre kurz vor Saisonende nochmal ein Statement.« Dem Coach ist vor allem wichtig, dass sich sein Team formverbessert zum Montpellier-Spiel zeigt, aber es auch »besser macht« als in den beiden Heimspielen gegen den THW. 

»Wir dürfen nicht alles in Frage stellen. Gegen Montpellier haben wir 60 Minuten lang nicht unsere Leistung gebracht, aber es geht jetzt darum, dass wir zeigen, dass wir es besser können«, so Machulla. »Und wir können das, ich weiß es und habe keine Zweifel an meiner Mannschaft.« Der Trainer geht nach vielen Einzelgesprächen, in denen es nach seiner Aussage »hoffentlich ehrlich« zuging, optimistisch an die letzten Wochen der Spielzeit 2017/18. »Wir müssen uns an die positiven Dinge aus der Saison erinnern. Es gilt wieder Glauben aufzubauen und dafür müssen wir eng zusammenstehen. Es gilt Spaß zu haben und Handball zu spielen. Wir sollten uns auf das Derby freuen und alles reinhauen, dann kann die Stimmung auch schnell wieder eine gute werden.«

Derby-Dauergast

Dazu hat der Trainer dem Team Ziele für die letzten Spiele aufgezeigt. »Rang zwei absichern« hat in seinen Augen oberste Priorität. Zudem ist die Meisterschaft laut Machulla »rein rechnerisch« noch möglich. Er gibt aber gleichzeitig zu: »Es ist unrealistisch, die Löwen spulen ihr Programm sehr souverän ab und lassen nichts liegen.« Der frischgebackene Pokalsieger erwartet am Donnerstag den SC Magdeburg. »Kein leichter Gegner«, so Machulla - vor allem der härteste SG-Konkurrent um die Vizemeisterschaft. Für sechs SG-Spieler die den Verein verlassen oder ihre Karriere beenden ist es das letzte Duell mit dem THW. Einer von ihnen ist Mattias Andersson und für den Schweden wird es ein ganz spezielles Erlebnis. Von 2001 bis 2008 spielte er in Kiel. Nach sieben Jahren bei der SG stellt er diesen Sommer seine Karriere ein. »Ganz klar wird es etwas Besonderes werden, schließlich habe ich auch in Kiel eine lange Vergangenheit«, so der Keeper der SG. »Es sind vor allem solche Spiele wie diese Derbys, die ich nach meinem Karriereende vermissen werde. Flensburg gegen Kiel ist eines der größten Spiele im Handball überhaupt. Für mich war und ist es ein Privileg in diesen Partien dabei zu sein und ich weiß das sehr zu schätzen.« Insgesamt hat er 53 Nordduelle (23 für Kiel, 30 für die SG) bestritten. Doch darauf kann und wird sein Trainer, Machulla, keine Rücksicht nehmen. »Es ist auch für Thomas Mogensen oder andere das letzte Derby. Es spielt aber keine Rolle, denn es geht nicht darum Gefallen zu verteilen, es geht um zwei Punkte«, unterstreicht der Coach noch einmal die Bedeutung der Partie. Fehlen wird Anders Zachariassen. Der dänische Nationalspieler laboriert nach wie vor an seiner Bänderverletzung und hat Schmerzen bei den täglichen Belastungstests.

Ruwen Möller