Die große Chance
Handball
Rasmus Lauge (Nr. 25) und Lasse Svan (r.) wollen ihrem Landsmann, Mads Mensah Larsen, die Schale abjagen. Archivfoto
Gehen wir zurück zum Anfang oder sogar bis ans Ende der Vorsaison. Mit einer Heimniederlage gegen die Löwen verspielte die SG, in der Vorsaison der große Titelfavorit, ihre Meisterschaftschance. Während in Flensburg die Ära Vranjes endete, schien die der Löwen im gesamten deutschen Handball erst richtig zu beginnen. An der Förde wurde der Umbruch eingeläutet und bei den Südbadenern die Favoritenstellung ausgerufen. Mit dem neuen Coach Maik Machulla begann die SG mehr schlecht als recht, verlor von den ersten beiden Spielen zwei - sofort gab es Kritik. Da halfen auch Höhepunkte wie die Heimsiege gegen die Löwen und in der europäischen »Königsklasse« gegen Paris nicht. Immer wieder haderte die SG mit der schwachen Chancenverwertung.
Dennoch folgten elf Partien ohne Niederlage in der Liga. Dazwischen allerdings ein Tiefpunkt: das Achtelfinale-Aus im DHB-Pokal in eigener Halle gegen Berlin. Nachdem die SG sieben Mal in Folge im Pokal-Endspiel stand und dabei zuletzt immer die Löwen im Halbfinale geschlagen hatte, war der erste Titel der Saison frühzeitig futsch. Bald folgte auch noch der schwarze Dezember. Derby-Pleiten in der Liga und der Champions League gegen den Erzrivalen THW Kiel. Wieder Kritik, konnte das mit Machulla gut gehen?
Der blieb sich treu. Einer seiner Leitsätze: »Wenn wir unsere Spiele gewinnen, werden wir in der Tabelle klettern.«
Die SG siegte und siegte und siegte. In der Liga gab es nach der Winterpause im Jahr 2018 nur eine Niederlage in Magdeburg. Trotzdem blieben die Mannheimer vorne und dann auch noch das krachende SG-Aus in Montpellier in der Champions League. Wenige Tage später holten die Löwen erstmals den DHB-Pokal, auch oder vielleicht gerade weil der Weg im Semifinale diesmal nicht von der SG blockiert war. Im Nachhinein könnte der Pokalsieg die Mannheimer teuer zu stehen kommen. Gegen Magdeburg waren sie noch vom Adrenalin des Triumphes getragen, doch dann wurde der berühmte Stecker gezogen. Mentale und körperliche Leere machte sich bei Andy Schmid und Co breit. An dem Abend, als die Löwen Magdeburg schlugen, feierte die SG hingegen ihre handballerische Auferstehung mit einem Derbysieg in Kiel.
Danach hieß es von allen SG-Beteiligten: »Wir müssen auf Ausrutscher der Löwen warten. Es ist nicht realistisch, aber wir müssen unsere Hausaufgaben machen und da sein, falls sich doch noch eine Chance auftut.«
Und die tat sich auf. Jetzt müssen die Flensburger am Sonntag nur noch zugreifen. Danach hätten sie nur noch ein Problem: Auch von der SG müssen Montag viele Spieler zur Nationalmannschaft und könnten daher wohl nur ein »Flens« trinken.
Ruwen Möller