Handball

Reichlich beschenkter Meister

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27. Dezember 2019, 08:50 Uhr

Marvin Lier bekam warme Worte mit auf den Heimweg von sowohl SG-Geschäftsführer Dierk Schmäschke, als auch Trainer Maik Machulla. Foto: Sven Geißler

Flensburg. Das erste Geschenk gab es bereits vor dem Anpfiff: Kurz vor der Partie gegen GWD Minden gab die SG Flensburg-Handewitt bekannt, dass der ursprünglich bis 2021 datierte Vertrag von Jim Gottfridsson bis 2025 verlängert wurde.
»Ich freue mich sehr, dass ich den Weg der SG auch für die nächsten Jahre mitgestalten werde. Ich bin davon überzeugt, dass wir mit dieser Mannschaft und unseren Fans noch einige Titel feiern werden«, so der Spielmacher. Die Entscheidung des Schweden wurde in der mit 6300 Besuchern ausverkauften Flens-Arena festlich aufgenommen.

Weitere Geschenke folgten: zuerst der 27:22 (14:10) Heimsieg gegen Minden und damit auch die Fortsetzung einer unglaublichen Heimserie. Seit genau zwei Jahren hat die SG jetzt in der Liga in eigener Halle keinen einzigen Punkt mehr abgegeben. Es war der 33. Heimsieg in Serie. Dieser wurde ohne die verletzten dänischen Weltmeister Simon Hald und Lasse Svan sowie Schwedens Vize-Europameister Hampus Wanne eingefahren. Zudem musste der angeschlagene Magnus Rød bereits in der vierten Minute ausgewechselt werden. Norwegens zweifacher Vizeweltmeister war zum Xten Mal auf seine lädierte Hüfte gefallen. Sogar seine EM-Teilnahme ist jetzt fraglich.

»Wir kommen in den ersten Minuten etwas schwer in die Partie, aber dann stellen wir eine gute Abwehr und machen vorne souverän unsere Bälle rein«, so Johannes Golla. »Es war ein Spiel, wie wir es uns vorgestellt haben«. Die SG legte alles andere als einen besinnlichen Start hin und fegte zunächst über GWD hinweg. 8:2 (18.) hieß es, bevor Golla raushumpelte. Der deutsche Nationalspieler hatte einen Schlag aufs Knie bekommen, kehrte aber in der zweiten Halbzeit zurück.

Seine Teamkollegen waren gefühlt deutlich überlegen, führten zur Pause aber nur mit 14:10 (30.). Benjamin Buric war zunächst ein gewohnt sicherer Rückhalt, hielt zwei Siebenmeter, musste in der 42. dennoch für Keeper-Kollege Torbjørn Bergerud weichen. Mitte des zweiten Durchgangs kamen die Gäste immer mal wieder auf drei Tore heran. Die Hausherren brachten frische Kräfte und versuchten es mit diversen taktischen Varianten. Michal Jurecki spielte Abwehr und Simon Jeppsson löste Glandorf ab. Es ging mit drei Rechtshändern im Rückraum weiter. Die endgültige Entscheidung war das 24:19 durch Marius Steinhauser (53.) in Unterzahl. Es war sein sechstes Tor und somit war er wie schon gegen die Löwen Topscorer der SG (diesmal gemeinsam mit Gøran Johannessen, der ebenfalls sechs Volltreffer erzielte).

Bitter für Minden: Die Gäste hatten soeben eine Auszeit genommen, sich jedoch sofort einen Rückpass erlaubt, weshalb Zeitspiel gepfiffen wurde. Jurecki schaltete, bediente per Freiwurf Steinhauser und durfte sich hinterher über Sprechchöre von der Stehtribüne freuen. Nach einem schweren halben Jahr für den Polen sicherlich ein ganz besonderer Weihnachts-Moment für ihn. »Er hat das gut gemacht und es hat ihm sicherlich gut getan«, so Machulla zufrieden.

Neue Impulse

Nach dem Spiel gab es noch weitere perönliche Geschenke und zwar für den Schweizer Marvin Lier, der feierlich verabschiedet wurde. Wie geplant, endet seine dreimonatige Leihe und er kehrt zum Jahreswechsel in seine Heimat zu Pfadi Winterthur zurück. Gegen Minden bekam der Linksaußen jeweils zum Ende der beiden Halbzeiten einige Minuten Einsatzzeit.

»Schön, dass es nochmal geklappt hat, schließlich ist das keine Selbstverständlichkeit«, so der bescheidene Lier. Gerne hätte er insgesamt mehr gespielt, aber auch so sei jeder Augenblick bei der SG für ihn »kostbar« gewesen. Sogar Machulla, der sonst nie Spieler in der Halle verabschiedet, griff zum Mikrofon, um Lier seinen Respekt zu zollen: »Ich rechne es dir hoch an, dass du alles hast stehen und liegen lassen, als wir Hilfe benötigten. Das ist keine Selbstverständlichkeit«.

Lier war vor drei Monaten für den verletzten Hampus Wanne über Nacht zur SG gestoßen. »Dein Einsatz in Barcelona war hoffentlich ein Höhepunkt für dich, von dem du noch deinen Enkeln erzählen wirst.« so Machulla, der nun wie die wenigen Nicht-EM-Teilnehmer der SG eine Pause einlegt.

Die Spieler, ausgestattet mit individuellen Trainingsplänen, werden am 15. Januar zurückerwartet. Einige Tage vorher wird sich der Cheftrainer mit Mark Bult und Lars Christiansen bereits hinsetzten und 2019 noch einmal analysieren. »Wir wollen neue Impulse setzen, um noch besser zu werden«, so Machulla, der in diesem Jahr die Meisterschaft und den Supercup mit der SG holte.

Ruwen Möller