Die Olympia-Stadt ist seine Heimat
Den Ball und Olympia fest im Blick: Weiches brasilianischer Stürmer Ilidio Pastor Santos. (Foto: Tim Riediger)
Der Fußballer des ETSV Weiche Flensburg ist am Zuckerhut geboren und lebte dort knapp 21 Jahre lang als Carioca (Bezeichnung für die Einwohner Rio de Janeiros). Seit dem Sommer 2013 ist er in Deutschland, von wo aus er nun die Olympischen Spiele in seiner Heimat verfolgen wird.
»Ich bin sportverrückt und werde mir ganz viel anschauen«, so Pastor Santos als wir ihn in seiner Mittagspause treffen.
»Manchmal ist es hart, aber es gefällt mir«
Neben dem Fußball in Weiche ist der Offensivspieler im italienischen Restaurant Isabella in Harrislee tätig.
»Ich arbeite sechs Tage die Woche und an meinem freien Tag haben wir ein Spiel. Dazu kommt viel Training. Manchmal ist es hart, aber es gefällt mir«, so der junge Brasilianer, der es mit einem Lächeln nimmt. Dabei sieht man ihm genau die Lebensfreude an, die seinen Landsleuten, vor allem jenen in Rio, nachgesagt wird.
»Ich arbeite sechs Tage die Woche und an meinem freien Tag haben wir ein Spiel. Dazu kommt viel Training. Manchmal ist es hart, aber es gefällt mir«, so der junge Brasilianer, der es mit einem Lächeln nimmt. Dabei sieht man ihm genau die Lebensfreude an, die seinen Landsleuten, vor allem jenen in Rio, nachgesagt wird.
»Rio ist eine sehr schöne Stadt. Obwohl es eine Großstadt ist, gibt es dort viel Natur und das Wetter dort ist perfekt«, so Pastor Santos. »Hier warte ich noch auf den Sommer«, fügt er mit einem traurigen Blick aus dem regennassen Fenster hinzu. Abgesehen vom norddeutschen Schmuddelwetter fühlt er sich allerdings wohl in Europa. »Die Italiener hier im Isabella sind eine große Familie, genau wie wir Brasilianer es mögen. Und in Weiche geht es auch familiär zu, alle sind immer sehr hilfsbereit«, so der 24-Jährige, der am 26. Januar 1992 das Licht der Welt erblickte. Er lebte mit seiner Familie in der Nordzone der Stadt, in Rocha Miranda. Mit 19 Jahren zog er zu seiner Schwester Adriana, einer Zahnärztin, die an der Copacabana eine Wohnung hat. »Alle Brasilianer wollen einmal dort wohnen«, schwärmt Pastor Santos noch heute von dem wohl berühmtesten Strand der Welt. Zwei Jahre lang wohnte er an jenem Ort, den er zu seinen Lieblingsplätzen zählt.
Sehenswürdigkeiten
Ilidio Pastor Santos hat seinen Teamkollegen Kevin Schulz, Florian Meyer und Patrick Thomsen (von links) seine Heimatstadt Rio gezeigt. (Foto: privat)
Was man sonst noch sehen muss? »Die anderen beiden großen Strände: Ipanema und Leblon, wobei Leblon eher etwas für die Reichen ist. Außerdem den Zuckerhut, die Christus-Statue und das Maracana-Stadion«, so Pastor Santos, der mit der U17 von Fluminense einmal in dem ehrwürdigen Fußball-Tempel spielen durfte. »Es war ein tolles Erlebnis«, erinnert er sich an das Spiel zwischen seinem Club und den Stadtrivalen von Flamengo. »Es war damals ein Vorspiel vor den Liga-Teams beider Vereine und es waren 45.000 Zuschauer im Stadion«. Damals träumte er wie jeder brasilianische Junge noch von der ganz großen Karriere. Doch dieser Traum zerplatzte wie eine Seifenblase. Nachdem er bei Fluminense sogar mit den Profis trainierte, warf ihn eine hartnäckige Wadenverletzung im Herbst 2011 zurück. Ein Berater versprach ihm einen Kontakt zu einem Erstligisten in Brasilien, doch daraus wurde nichts. Sein Vater starb und Pastor Santos wollte aufhören mit Fußball - dem Nationalsport Nummer eins in seiner Heimat.
Die 3. Liga
Die Familie rettete ihn und beim Zweitligisten Portuguesa machte er einen Neuanfang. Doch auch hier wurde er nicht glücklich. Über seine Schwester Delaine Pastor Kühn, die mit dem Flensburger Robert Kühn verheiratet ist, entstand im Frühsommer 2013 der Kontakt nach Weiche. Seither ist er hier und hat nichts dagegen, zu bleiben. Sein Vertrag läuft zunächst noch bis zum Saison–ende und nach Platz drei in der Vorsaison würde er gerne mit Weiche aufsteigen. »Unser Ziel kann nur Platz zwei oder eins sein«, sagt Pastor Santos selbstbewusst und würde lieber mit dem ETSV in die 3. Liga gehen, als zu einem anderen Verein zu wechseln, um eine Klasse höher spielen zu können. Zum Saisonauftakt gab es ein 2:2-Unentschieden bei der U23 des VfL Wolfsburg (siehe Artikel unten). Pastor Santos wurde kurz vor Schluss eingewechselt.
Gold-Kandidaten
Und wie steht es um eine Rückkehr nach Brasilien? » Irgendwann möchte ich wieder nach Rio, aber nicht jetzt«, so der Dribbelkünstler, der aber noch einschränkt: »Vielleicht wenn es ein Angebot von einem Erstligisten oder einem guten Zweitligisten gibt.«
Bis dahin will der Brasilianer in Flensburg aber erstmal die Olympischen Spiele als Zuschauer genießen. Neben den Fußballern um Superstar Neymar interessiert ihn vor allem Volley- und Beachvolleyball. Besonders am Strand traut er seinen Landsleuten einiges zu. »Da haben wir schon Gold gewonnen«, erinnert er an Emanuel Rego/Ricardo Santos 2004 in Athen oder Jackie Silva/Sandra Pires in Atlanta 1996. Bei aller Olympia-Vorfreude findet Pastor Santos, der zuletzt zum Jahres-Wechsel mit seinen Weicher Teamkollegen Patrick Thomsen, Florian Meyer und Kevin Schulz seine Heimatstadt besucht hat, jedoch auch kritische Töne: »Großereignisse wie die WM vor zwei Jahren oder die Olympischen Spiele sind schön, aber man hätte eher bessere Strukturen im Bereich Gesundheit oder Bildung schaffen sollen. Mal sehen wie die Leute die Spiele annehmen.«
Für Pastor Santos ist die Zeit zum mitfiebern gekommen.
Ilidio Pastor Santos
• Geboren am 26.01.1992 in Rio de Janeiro.
• Nationalität: Brasilianer.
• Größe: 1,73 m.
• Gewicht: 68 Kg.
• Familienstand: ledig/ vier ältere Geschwister
• Bisherige Vereine: Fluminense FC (Jugend) bis November 2011, Associacao Atletica Portugues (2. Liga Brasilien) März 2012 bis April 2013, seit August 2013 ETSV Weiche Flensburg
• Position: Stürmer
• Vertrag bis: 30.06.2017
• Spiele Regionalliga Nord: 80 (2 Tore)
Ruwen Möller