Derby-Kracher zum Neustart

Bundesliga

08. Februar 2017, 00:50 Uhr

Ljubomir Vranjes steht vor seinem letzten Bundesliga-Derby als SG-Coach gegen den THW Kiel. (Foto: Daniel Reinhardt/dpa)

Die zweite Hälfte des Meisterschaftsrennens wird mit dem Klassiker SG Flensburg-Handewitt gegen den THW Kiel eingeleitet. Nach dem langfristigen Ausfall von Johan Jakobsson sucht die SG eine Alternative. Jacob Heinl steht vor der Vertragsverlängerung.
Flensburg. Es ist das Spiel der Spiele im deutsche Handball. Am Mittwoch (19 Uhr/live Sport1) heißt es zum 92. Mal in der Geschichte beider Vereine: Nordderby in Schleswig-Holstein, SG Flensburg-Handewitt gegen den THW Kiel. Diese Partie zieht Handball-Deutschland, die Fans, Spieler und Vereine auf beiden Seiten gleichermaßen in ihren Bann. Daher wundert es auch nicht, dass die 6300 Zuschauer fassende Flens-Arena seit Monaten restlos ausverkauft ist.
»Ein Derby ist und bleibt ein Derby. Diese Begegnung elektrisiert immer und verliert nie ihren Reiz, da können wir auch noch so oft gegeneinander gespielt haben«, so Dierk Schmäschke. Der SG-Geschäftsführer erinnerte daran, dass es inklusive der beiden Champions-League-Partien bereits das vierte Nord-Derby in der laufenden Spielzeit ist. »Mal sehen, wie viele Spiele gegeneinander wir in dieser Saison hinkriegen«, so Schmäschke. In der Pokalendrunde ist ein Finale gegeneinander möglich, auch in der »Königsklasse« können sie die Wege nochmals kreuzen.

In der Gruppenphase gab es einen Sieg für die SG (30:22) in Kiel und einen für den THW (26:25) in Flensburg. Zudem fügte der Rekordmeister aus der Landeshauptstadt dem Meister von 2004 mit dem 24:23- Heimerfolg im Hinspiel die bislang einzige Niederlage in der Bundesliga-Saison 2016/17 zu. Damit führt der THW mit 2:1. Jetzt will Flensburg das 2:2 erzielen und die »Zebras« auf drei Zähler Abstand distanzieren. Die SG ist aktuell mit 33:3 Punkten Tabellenführer, ihr im Nacken sitzen Kiel und Titelverteidiger Rhein-Neckar Löwen mit jeweils einem Zähler weniger (32:4).
»Egal wie das Spiel ausgeht, es wird keine Vorentscheidung im Rennen um die Meisterschaft sein, aber es ist ein enorm wichtiges Spiel«, stuft Schmäschke die Situation ein. Der SG-Geschäftsführer unterstreicht: »Wir wollen natürlich möglichst mit einem Sieg starten und haben vollen Fokus auf diese Partie.«
Auf Kieler Seite heißt es von Trainer Alfred Gislason: »Zurzeit ist Flensburg die bessere Mannschaft. Sie haben einen breiteren Kader und können Ausfälle besser kompensieren«.
Damit spricht er einen Wunden Punkt bei der SG an. Seit Dienstag steht fest, dass Johan Jakobosson langfristig ausfallen wird. Der Schwede hatte die Weltmeisterschaft im Januar in Frankreich auf Grund einer Gehirnerschütterung verpasst. Neuerliche Untersuchungen ergaben jetzt, dass er bis zu drei Monaten fehlen wird.
»Bei so einer Sache gehen wir kein Risiko, die Gesundheit des Spielers ist wichtiger«, so Ljubomir Vranjes. Der SG-Trainer spricht weiter von einem »harten Schlag«. Mit Holger Glandorf hat die SG jetzt nur noch einen Linkshänder im Rückraum und deshalb will der Verein möglicherweise noch auf dem Transfermarkt aktiv werden. Vranjes sagte: »Mit Blick auf die Zukunft und die Belastung müssen wir schauen, ob wir noch agieren sollten, ansonsten ist die Meisterschaft in Gefahr.« Schmäschke ergänzte: »Wir haben bereits erste Gespräche geführt«. Bis zum 15. Februar hat die SG noch Zeit, einen Spieler zu verpflichten.

Eggert dabei

Beim THW fällt mit dem Ex-Flensburger Steffen Weinhold ebenfalls ein Linkshänder aus, doch hier stehen in Christian Zeitz und Marko Vujin noch zwei weitere Hochkaräter bereit. Beide Teams können ansonsten auf ihre kompletten Kader zurückgreifen. Bei der SG gilt das auch für Anders Eggert. Der Däne hatte zuletzt Rückenbeschwerden und auf das All Star Game verzichtet. Genau wie die SG hatte hier auch der THW etliche Akteure dabei. Zudem waren bei der WM acht Kieler und fünf Flensburger im Einsatz. Daher dürfte es am Mittwoch auch eine Frage sein, wer am schnellsten wieder seinen Rhythmus findet.
Die Kieler kamen zwar ausnahmsweise alle gesunde von der WM zurück, THW-Motor Domagoj Duvnjak spielte jedoch das komplette Turnier. Bei der SG war Kentin Mahé bis zum Ende dabei und wurde bekanntlich Weltmeister. Dafür wird der Franzose am Donnerstag im Flensburger Rathaus geehrt. Wenn alles gut läuft, möchte sich Schmäschke am selben Tag auch mit Jacob Heinl zusammensetzen und über eine mögliche Vertragsverlängerung sprechen. »Ich bin da sehr zuversichtlich«, so Schmäschke, der an anderer Stelle, bei der Trainer-Suche, keine Neuigkeiten zu verkünden hat.
Einer der möglichen Kandidaten auf das Vranjes-Erbe, Christian Berge, hat sich mittlerweile gegen die SG entschieden
Zunächst ist jedoch Derby-Zeit und auch wenn es für Vranjes das letzte Spiel gegen den THW in der Bundesliga als SG-Coach ist, der Schwede hat noch Großes vor. Er will die Meisterschaft und verspricht daher: »Ich werde zusammen mit meinen Jungs die letzten Monate Vollgas geben«.


Ruwen Möller