Handball

Kracher zum Neustart

Thomas Bleicher
02. Februar 2020, 00:01 Uhr

Vor knapp zwei Monaten triumphierte der Magdeburger Erik Schmidt (l.) mit seinem Team ggen die SG Flensburg-Handewitt. Am Sonntag wollen Gøran Johannessen und Johannes Golla (im Hintergrund) jubeln. Foto: dpa

Flensburg. Wenn der deutsche Meister SG Flensburg-Handewitt am Sonntag (13.30 Uhr/live Sky) auf den SC Magdeburg trifft, ist es das erste Bundesliga-Spiel seit 39 Tagen und das erste Pflichtspiel im neuen Jahr. Neben dem Duell von Tabellenführer THW Kiel bei der TSV Hannover-Burgdorf ist das Duell des Dritten aus Flensburg, gegen den Vierten der zweite Kracher zum Liga-Neustart. Nur eine Woche nach dem Ende der Europameisterschaft hat es der 21. Spieltag in der Bundesliga also direkt in sich und vereint die vier Top-Clubs quasi in direkten Fernduellen. 

»Wir sollten nicht zu viel über die Meisterschaft sprechen«, versucht Maik Machulla etwas Hysterie aus dem Titelrennen zu nehmen. »Für uns als Team geht es vielmehr darum, gewisse Dinge umzusetzen. Wir müssen die Situation annehmen wie sie ist. Auf der anderen Seite ist auch klar: wir wollen unsere Heimspiele gewinnen und sollten zu Hause keine zwei Punkte liegen lassen. Wenn man Meister werden will, darf man das nicht, aber es ist der 21. Spieltag und auch danach wird noch nichts entschieden sein.« 

Mit der Situation meint Machulla die Tatsache, dass seine Mannschaft in dieser Spielzeit arg von Verletzungen gebeutelt ist. Nach Marvin Lier und Jacob Heinl wurde mit Jens Schöngarth unter der Woche bereits der dritte Spieler nachverpflichtet (wir berichteten). Zudem haben auch immer wieder Nachwuchskräfte den Kader aufgefüllt. Aktuell sind das im Training Mikkel Ebeling (Linksaußen) sowie Sören Hartwich und Ty Reed (beide Rechtsaußen). Ebeling und Hartwich werden am Sonntag ebenso im Kader stehen, wie Schöngarth. Auch wenn Hampus Wanne laut Machulla »jeden Tag Steigerungen« im Training macht und sein Comeback möglicherweise »ganz schnell« gehen kann, ist nach seiner Reha-Phase gegen Magdeburg noch nicht wieder einsatzbereit. Ebenso wenig Kapitän Lasse Svan, dessen Schulterverletzung Zeit benötigt. Simon Hald und Magnus Rød fallen ohnehin noch langfristig aus. 

Entspannt hat sich die Situation um Holger Glandorf. »Er macht einen richtig guten Eindruck«, so Machulla, der davon ausgeht, dass der Routinier auch im Angriff wieder »eine Alternative« ist. Ansonsten bleibt die Möglichkeit mit drei Rechtshändern zu agieren und jetzt eben auch mit Schöngarth. »Für ein paar Minuten werden wir ihn sicherlich einsetzen können, aber unser Spiel ist sehr komplex, da will ich ihn auch nicht sofort überfordern und auch das Abschlusstraining am Sonnabend abwarten«, so Machulla, der seinem Team eine Sache vorlebt und dies auch von seinen Spielern fordert: nicht zu jammern, sondern das Beste aus den Gegebenheiten zu machen. »Es ist schon ungewöhnlich was diese Saison los ist und es reicht auch mit Verletzungen«, sagte Machulla. »Wir können als Mannschaft vieles auffangen, aber die Voraussetzungen sind ganz anders als noch zu Saisonbeginn. Wobei ich andererseits natürlich froh bin, dass wir im Laufe der Saison immer wieder auf Ausfälle reagieren können.« Und egal mit welchem Personal, die SG schlägt sich bislang gut. Hat genau wie Magdeburg zehn Minuspunkte und liegt somit nur knapp hinter Kiel (8) und Hannover (9). Es ist zudem nicht so, dass die SG als einziges Team von Verletzungen betroffen ist. Auch die Gäste müssen mit Marko Bezjak (wir berichteten) einen wichtigen Akteur ersetzen und haben dafür vor wenigen Tagen Gisli Kristjansson vom THW geholt. »Bezjak ist wichtig, aber ich finde die Achse Michael Damgaard und Christian O´ Sullivan ist ebenfalls sehr gefährlich«, erklärt Machulla und kann nicht wirklich abschätzen, inwieweit der Gegner ohne seinen slowenischen Spielmacher geschwächt ist oder nicht. Fakt ist, dass Flensburg den Dänen Damgaard besser in den Griff bekommen muss als im Hinspiel. Anfang Dezember nahm Damgaard die SG mit elf Toren beim 26:25-Erfolg im Alleingang auseinander. Und das, obwohl Flensburg bis zur 50. Minute gefühlt besser war und den Sieg vor Augen hatte. »Wir müssen mehr Bälle von ihm halten und ihn härter angehen«, so Machulla, der im Vorfeld logischerweise keine taktischen Details verraten wollte.

Neue Ziele stecken

Der Coach hofft, dass seine EM-Teilnehmer den vergangenen Monat gut verkraftet haben, vor allem mental. »Es ist natürlich niemand so euphorisch nach Hause gekommen, wie vor einem Jahr, als acht unserer Spieler im WM-Finale standen. Aber die Jungs sind motiviert und ich hoffe, dass sie sich jetzt neue Ziele stecken. Sie sind jedenfalls motiviert«, sagte Machulla, der sich mit seinem Team auf eine ausverkaufte Halle freuen kann.


Ruwen Möller